Hier ist Magdeburg unschlagbar – Spielvorschau FCM – FCN

In einer Disziplin ist der kommende Gegner 1. FC Magdeburg noch unbesiegt, was dem 1. FC Nürnberg sogar entgegenkommt. Der CLUBFOKUS gibt Antworten bezüglich Taktik, Aufstellungen sowie Stärken und Schwächen des Gegners. Vorbericht zum 25. Spieltag der 2. Bundesliga.

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Foto: fcn.de

FCN nach wichtigem Heimsieg ohne Druck?

Wie schon in unserer Analyse zum Heimspiel gegen Braunschweig festgestellt, war der Sieg sehr wichtig für die Stimmungslage rund um den 1. FC Nürnberg. Denn angesichts der nun vorherrschenden Tabellensituationen mit 9 Punkten Vorsprung auf Rang 16 muss man keine unmittelbaren Ängste haben, noch in Abstiegsnöte geraten zu können.

„Ich möchte die Punktzahl, die uns dazu berechtigt, nächstes Jahr in der 2. Liga zu spielen. Soweit sind wir noch nicht.“

Cristian Fiél
auf der Spieltags-PK angesprochen auf eine Befreiung durch den letzten Sieg

Für FCN-Trainer Cristian Fiél ändert dieser Sieg an der Herangehensweise eines Spieltages allerdings wenig. Nach wie vor möchte er die Spiele mit seiner Mannschaft möglichst gut und erfolgreich gestalten. Daran ändert auch die scheinbare entspannte Tabellenplatzierung nichts. Nichtsdestotrotz besteht die Hoffnung, dass bei dem ein oder anderen Spieler möglicherweise etwas Druck abfällt. Ein Kandidat dafür wäre beispielsweise Benjamin Goller, der in den letzten Wochen stark mit seiner Entscheidungsfindung haderte (Analyse dazu HIER). Doch auch losgelöst von möglichen Tabellenkonstellation möchte und sollte sich der Club spielerisch weiterentwickeln. Schließlich punkteten nur 6 Teams in der Rückrunde weniger, weshalb es noch Luft nach oben gibt. Nicht nur der letztwöchige Sieg, sondern auch die Art und Weise war ein Schritt in die richtige Richtung. Diesen gilt es nun beim Samstagabend-Topspiel vor frenetischem Publikum in Magdeburg (inkl. 2.600 Club-Fans) zu bestätigten. Dafür nicht zur Verfügung stehen werden Schindler, Lohkemper, Hayashi, Hofmann und Hübner. Gyamerah und Castrop kehren hingegen in den Spieltagskader zurück.

Auf und Ab: die bisherige Magdeburger Saison

Mit einem fulminanten 6:4-Erfolg über Hertha BSC sprang die Titz-Elf am 5. Spieltag auf den 3. Tabellenrang. Daraufhin folgten allerdings 8 Partien ohne eigenen Sieg. Als vieles auf Abstiegskampf hindeutete, stabilisierte man sich aber extrem. Blickt man auf die letzten 11 Spieltage, steht Magdeburg hier mit 18 Punkten auf dem 5. Platz im Ligavergleich. Nach wie vor agiert man sehr flexibel im eigenen Ballbesitz – Daniel Elfadli gibt eine Art Libero und pendelt zwischen Innenverteidiger und Sechser. Die nominellen Flügelspieler ziehen immer wieder in das Zentrum und besetzen die Halbräume. Das alles gilt die ganze Saison schon. Somit hat sich nichts Grundlegendes geändert. Und dennoch adaptierte man viele Kleinigkeiten erfolgreich und stabilisierte so vor allem die Defensive. Seit dem 14. Spieltag kassierte man lediglich 10 Gegentreffer und stellt in diesem Zeitraum die beste Abwehr der Liga. Club-Trainer Fiél spricht davon, dass sie „unfassbar gut verteidigen in der Rückrunde.“

Magdeburg im Stile einer Titz-Mannschaft

Magdeburg-Trainer Christian Titz steht wie kaum ein anderer Coach für einen bestimmten Spielstil. Das Ganze beginnt mit einem extrem aktiven Torwart, der sich nicht selten bis Richtung Mittellinie mitbewegt und sich im Spielaufbau zwischen die Innenverteidiger schiebt. Man könnte auch von einem 11. Feldspieler sprechen. Demzufolge positionieren sich viele Mitspieler in höheren Bereichen des Spielfeldes. Allgemein zieht der FCM das Spielfeld extrem in die Breite und Tiefe durch ihre sehr weiträumigen Besetzungen auf dem Spielfeld. Die Folge ist klar: die andere Mannschaft bekommt nur selten Druck auf den Magdeburger Spielaufbau. Tatsächlich hatte Magdeburg bis dato in jedem Spiel der Saison mehr Ballbesitz als der Gegner. Denn Sowohl die Ballbesitztabelle als auch die der gespielten Pässe führt die Titz-Elf souverän an. Den Club dürfte dies allerdings nur bedingt stören: 7 der 9 Saisonsiege erfolgten mit geringeren Spielanteilen als der Gegner. Entscheidend beim FCM ist aber nicht nur das Spiel mit Ball. Magdeburg ist auch bei gegnerischem Ballbesitz extrem aktiv. Nach Ballverlust geht man sofort in das Gegenpressing über. Bei gegnerischem Spielaufbau setzt man auf ein sehr mannorientiertes und hohes Angriffspressing.

Fiéls Ex-Schützling Baris Atik: Unterschiedsspieler

Baris Atik ist der vermutlich stärkste Spieler im Magdeburger Kader. Der Türke spielte in dieser Saison die bislang meisten Steckpässe (46) hinter die gegnerische Abwehrkette. Atik, der als nomineller Flügelspieler aufläuft, lässt sich häufig in den Halbraum fallen und gibt von dort aus den Spielgestalter im letzten Drittel. Der 29-Jährige kann sowohl durch Steckpässe, 1-gegen-1-Situationen als auch durch eigene Abschlüsse viel Torgefahr erzeugen. Cristian Fiél trainierte Atik seinerzeit bei Dynamo Dresden und wird dessen Qualitäten bestens kennen.

Überzahl und 1-gegen-1-Situationen

Für den Gegner ist es immer extrem schwierig, seinen eigenen Spielstil auf den Platz zu bekommen. Es ist kaum möglich, das Ballbesitzduell gegen den FCM zu gewinnen. Durch die bereits erwähnte Einbindung von Torhüter Reimann baut die Titz-Elf nahezu immer in Überzahl auf – auch Cristian Fiél spricht vom „elften Feldspieler“. Eine weitere Stärke sind die technischen Qualitäten der Mittelfeldspieler. Egal ob Gnaka im Zentrum, ob Atik, Ito oder Amaechi auf den Außenbahnen. Gleiches gilt für die Schienenspieler El-Hankouri und Bockhorn. Alle sind technisch extrem gut und in der Lage, sich aus engen Situationen spielerisch zu befreien. Nicht zufällig geht kein Team in der 2. Fußball-Bundesliga häufiger in Dribblings und 1-gegen-1-Duelle als das Team aus Sachsen-Anhalt.

Viel Ballbesitz, wenig Ertrag?

Die sehr dominante Spielweise zahlt sich nicht immer aus. Vor allem offensiv ist man nicht so torgefährlich, wie es sich Titz wünschen würde. Magdeburg verzeichnet den drittniedrigsten Expected Goals-Wert und kommt zu selten in wirklich gefährliche Abschlusssituationen. Zudem fehlt den Bördestädtern ein richtiger Torjäger. Mit 5 Toren führt Luca Schuler die vereinsinterne Rangliste an – gegen den Club wird er aufgrund einer Rotsperre allerdings fehlen. Probleme bekommt der FCM zudem, wenn er früh gepresst wird und der Gegner die Halbräume schließt. Das zeigte zuletzt beispielsweise der SC Paderborn, der mit einem sehr mutigen und intensiven hohen Pressing die Magdeburger nicht in deren Spiel kommen ließ.

Key to Win: Balance

„Gut Räume zu besetzen, weil sie so variabel sind“ wird auch laut Club-Trainer Fiél ein wichtiger Bestandteil eines erfolgreichen Ausgangs am Samstagabend sein. Und dennoch sollte man nicht nur tief verteidigen. Mit 8 kassierten Gegentreffern nach Ballverlust in der eigenen Hälfte gehört Magdeburg zu den schwächsten Teams der Liga in dieser Kategorie. Insofern gilt es für den FCN eine gute Balance aus Kompaktheit und situativ frühem Stören zu finden. Eine ähnlich gute Balance bedarf es nach Ballgewinn. Durch die sehr offensiven Positionierungen der Magdeburger gibt es in der Theorie relativ viel Raum, den man be- und überspielen kann. Dennoch sollte man nicht ausschließlich vertikal nach Balleroberung agieren, um auch selbst zu ruhigen Ballbesitzphasen zu kommen. Eine Aufgabe, die gegen Magdeburg leichter klingt als sie tatsächlich ist.

Insbesondere in der Offensive bietet der Kader Fiél diesmal mehr Möglichkeiten. Während Wekesser auf links gesetzt scheint, kommen auf der rechten Seite neben Goller auch Okunuki und Hungbo in Frage. Da Valentini und Duman ihre Aufgaben zuletzt solide erledigten, könnten die Rückkehr Gyamerah und Castrop auch zunächst auf der Bank Platz nehmen.

FCN: Magdeburg auf Distanz halten

Der 1. FC Nürnberg hat am 25. Spieltag wieder die Chance, sich eine in der Tabelle unter ihm befindliche Mannschaft fernzuhalten. Diese Möglichkeit wird es in den nächsten Woche wohl nicht mehr allzu häufig geben. Denn 7 der letzten 9 Gegner stehen Stand jetzt in der Tabelle über dem FCN. Demzufolge wäre ein gute Leistung in Verbindung mit etwas Zählbarem umso wichtiger, um für die kommenden Wochen gerüstet zu sein. Bringt man die spielerischen Elemente sowie die defensive Stabilität aus dem Braunschweig-Spiel über weitere Strecken auch in Magdeburg in Einklang, so ist der erste Auswärtssieg seit Dezember realistisch.

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