Gegen das Abstiegsgespenst: keine Ausreden erlaubt
Der FCN befindet sich auf der Suche nach Konstanz. Zu selten gelang es Nürnberg zuletzt, gute Spielphasen über einen längeren Zeitraum zu zeigen. Seit dem 3:0-Auftakterfolg gegen Rostock wartet die Fiél-Elf auf den 9. Saisonsieg. An der Stelle könnte man jetzt nochmal auf die gute Anfangsphase im Derby der letzten Woche eingehen. Doch es scheint, als wären im Umfeld die Zeit der „Ausreden“ vorbei. Die Sehnsucht nach einem Sieg ist groß. Vor allem in den letzten beiden Heimspielen enttäuschte der Club. Gegen Osnabrück und Kaiserslautern gab es lediglich ein enttäuschendes Remis. Am Samstag gilt es, zurück in die Erfolgsspur zu kommen. Doch der Club sollte gewarnt sein – Eintracht Braunschweig steckt zwar ebenfalls wie Osnabrück und Kaiserslautern im Abstiegskampf, präsentiert sich seit Wochen allerdings sehr stabil.
Wer ist Favorit am Samstag?
Vor dem 13. Spieltag übernahm Daniel Scherning das Amt des Cheftrainers bei Eintracht Braunschweig. Zu diesem Zeitpunkt standen die Löwen auf Platz 18 und hatten bereits 8 Punkte Rückstand auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz. Lediglich 11 Spiele später steht man auf jenem 15. Platz. Starke 1.73 Punkte holte man im Schnitt unter dem neuen Trainer. In der Scherning-Tabelle steht man sogar auf Platz 5 und stellt die beste Abwehr der Liga. Zum Vergleich: der Club belegt hier Platz 14 und kassierte die zweitmeisten Gegentreffer. Die Favoritenrolle ist somit alles andere als klar verteilt, wenn es am Samstag um 13 Uhr zum Duell der beiden Traditionsvereine kommt. Verzichten muss Club-Coach Fiél neben dem gesperrten Castrop auf Lawrence, Lohkemper, Hayashi, Schindler, Hofmann, Gyamerah und Hübner. Daniel Scherning hingegen muss unter anderem den rot-gesperrten Hasan Kurucay ersetzen.
Braunschweiger Erfolgsrezept
Die Eintracht verteidigt gegen den Ball sehr kompakt im 5-3-2. Man schafft es, dem Gegner nur wenige Räume zwischen den Linien und hinter der eigenen Abwehr anzubieten. Vor allem das Zentrum schließt Braunschweig gut und lenkt den Gegner bewusst auf die Flügel. Nach Balleroberung versucht man, möglichst schnell den Ball hinter die gegnerischen Ketten zu bringen, indem man mit vielen Sprints sofort die Tiefe attackiert. Hierfür sind nicht nur die Offensivspieler um Philippe, Gómez und prädestiniert. Auch die beiden Schienenspieler Rittmüller und Donkor verzeichnen einen Top-Speed von ca. 35 km/h. Aus dem Mittelfeldzentrum schaltet sich immer wieder Fabio Kaufmann mit in die letzte Linie ein.
„Wir müssen gut mit Ball sein, weil es sie absolut auszeichnet: bei Ballgewinn sofort in die Tiefe mit wirklich hohem Tempo.“
Cristian Fiél
über den kommenden Gegner Eintracht Braunschweig.
Braunschweiger Stärke: gute Mischung
Die Mischung aus einer hohen Kompaktheit und dem schnellen Spiel nach vorne zeichnet die Scherning-Elf aus. Mit dem 5-3-2 raubt man dem Gegner den Platz im Zentrum und ist mit den äußeren zentralen Mittelfeldspielern aber auch immer in der Lage, die Schienenspieler zu unterstützen und keine isolierten 1-gegen-1-Duelle zuzulassen. 4 Gegentore in der Rückrunde sprechen für sich. Die Löwen landeten unter anderem bei Holstein Kiel einen Auswärtssieg und schnupperten auch gegen St. Pauli lange Zeit am Punktgewinn. Mit viel Tiefgang können sie im Umschaltspiel für jeden Gegner eine Gefahr darstellen, sofern dieser nach Ballverlust nicht gut geordnet agiert. Mit 12 Abschlüssen aus Umschaltsituationen verzeichnen sie mit Abstand die meisten aller Zweitligisten in 2024.
Braunschweigs Schwäche: agieren statt reagieren
Probleme bekommt die Eintracht, wenn sie selbst gefordert ist, das Spiel an sich zu reißen. Stark ist man darin, Fehler im Mittelfeld zu erzwingen und umzuschalten. Muss man höher pressen, ergeben sich mitunter Lücken zwischen den Linien. Ebenfalls verbesserungswürdig ist das eigene Spiel mit dem Ball. Das zeigte sich beispielsweise beim Auswärtsspiel vor 2 Wochen auf Sankt Pauli. Gegen den Tabellenführer konnte man sich in der Schlussphase in Überzahl keinerlei Torchancen mehr erspielen. Sind die Räume eng, tut man sich schwer.
Key-Player: Ermin Bičakčić
Nicht nur der aktuelle Trainer Daniel Scherning verstärkte die Eintracht während der laufenden Spielzeit. Der zuvor vereinslose Ermin Bičakčić spielt seit Ende Oktober wieder an der Hamburger Straße. Er bildet die Zentrale der 3 Innenverteidiger und gilt als absoluter Führungsspieler und Organisator der Hintermannschaft. Bereits während seiner ersten Zeit in Braunschweig, die etwa 10 Jahre zurücklegt, verdiente er sich den Spitznamen „Eisen-Ermin“. Dieser hat auch heute noch Bestand. Mit seiner Spielintelligenz und Aggressivität verfügt er über einen guten Mix aus Tiefe sichern und Zweikämpfe führen. In der Folge gewinnt er starke 71% seiner Duelle bei gegnerischem Ballbesitz. Seine Erfahrung zeigt er auch bei eigenen Offensivstandards. Starke 3 Treffer konnte der Abwehrchef in seinen 13 Einsätzen bereits erzielen. Darunter unter anderem die so wichtigen Siegtreffer gegen Braunschweig und Magdeburg.
So knackt der Club die Löwen
Entscheidend wird es für die Fiél-Elf sein, kompakt positioniert zu sein – im Spiel mit Ball. Denn nur so kann man nach Ballverlust mit viel Personal in Ballnähe ins Gegenpressing kommen und das schnelle Umschaltspiel der Gäste frühzeitig unterbinden. Im Spielaufbau müssen einfache Ballverluste wie zuletzt gegen den FCK vermieden werden. Auch Braunschweig wird dem Club Pressingfallen stellen – diese gilt es, zu umspielen. Gut möglich, dass am Ende das 1. Tor entscheidend sein wird. Schließlich verlor die Eintracht kein Spiel nach Führung und konnte 7 der 9 Spiele gewinnen.
Mehr als nur 3 Punkte?
Mit einem Sieg könnte sich der Club im Mittelfeld festsetzen und die entscheidenden Weichen in Richtung „sorgenfreie Saison“ stellen. Bei einer Niederlage muss man hingegen das Schlimmste fürchten. Im diesem Fall würde der Vorsprung zu Eintracht Braunschweig auf 3 Punkte schmelzen. Da am Wochenende Kaiserslautern und Rostock aufeinandertreffen, wird auch mindestens einer der beiden Punkte holen. Das alles kann dem 1. FC Nürnberg aber egal sein – solange er sein Spiel am Samstagmittag für sich entscheidet und die Punkte im Max-Morlock-Stadion behält.