Ereignisreiche Transferphase
Im Sommer erlebte der FCN einen riesigen Umbruch mit massenhaft Zu- und Abgängen. Auch in der Wintertransferperiode war nicht viel weniger los. Mit Finn Jeltsch, Kanji Okunuki, Joseph Hungbo, Florian Pick, Tim Handwerker, Michal Sevcik, Taylan Duman und Jannik Hofmann verließen gleich acht Spieler den 1. FC Nürnberg. Obendrein wurden die Verkäufe von Jens Castrop und Stefanos Tzimas für den Sommer bereits bestätigt. Im Gegenzug kamen mit Erik Grzywacz, Janis Antiste, Tim Drexler und Fabio Gruber vier neue Akteure an den Valznerweiher.
Zeit, zu prüfen, wie gut der Kader auf den entsprechenden Positionen besetzt ist. Als Bemessungsgrundlage gilt das angestrebte System, das als Mix aus einem 3-3-2-2 und 3-4-1-2 bezeichnet werden kann.
Defensive
- Torwart: Hier hat sich im Winter nichts getan. Jan Reichert ist trotz zwischenzeitlicher Unruhen die klare Nummer 1. Christian Mathenia und Michal Kukucka komplettieren das Torhüterteam, welches absolut solide für die 2. Bundesliga aufgestellt ist.
- Innenverteidigung: Trotz des Jeltsch-Wechsels ist man dank der Verpflichtungen von Tim Drexler und Fabio Gruber (hier) nominell nun gut besetzt, zumal FCN-Trainer Klose auch die Entwicklung von Winners Osawe lobt. Robin Knoche und Ondrej Karafiat sollten zunächst weiterhin als gesetzt gelten, Drexler gilt als heißester Anwärter für die Jeltsch-Rolle. Der sehr talentierte Gruber wird vermutlich ein bisschen brauchen, um sich an die neuen Abläufe zu gewöhnen, bringt aber definitiv das Potenzial mit, um in Zukunft eine wichtige Rolle beim FCN einzunehmen. In der Hinterhand hat man zudem mit Nick Seidel den einzigen Linksfuß im Defensivzentrum, dessen Entwicklung erst kürzlich mit einem Profivertrag belohnt wurde. Inwiefern man die Vorstöße von Jeltsch und dessen Aufrücken auf die Sechserposition im Spiel nach vorne auffangen wird, bleibt abzuwarten.
- Rechte Schiene: Auch wenn Oliver Villadsen immer noch die ein oder andere Leistungsschwankung verzeichnet, wird er in der Rückrunde im Idealfall weiter an die Entwicklung anknüpfen, die er ab Mitte der Hinrunde zeigte. Dahinter steht mit Tim Janisch ein Eigengewächs bereit, das das Trainerteam sukzessive an die Position des rechten Schienenspielers heranführte. Abgerundet wird die Position durch Routinier Enrico Valentini.
- Linke Schiene: Links hinten gibt es so viel Konkurrenzkampf wie vermutlich sonst nirgends im Nürnberger Kader. Es scheint derzeit, als wäre das Duell zwischen Danilo Soares und Berkay Yilmaz wöchentlich eine 50:50-Entscheidung. Während Soares mehr Qualität im Passspiel nach vorne mitbringt, kann Yilmaz Drucksituationen mit dem Ball am Fuß sehr gut auflösen, passt mit seinem „Spielen und Gehen“ gut zum Nürnberger Spiel und zieht gerne in das Zentrum. Beide haben nicht nur unterschiedliche Stärken, sondern auch unterschiedliche Schwächen. In der Fünferkette scheinen diese aber gut abgesichert.
Mittelfeld
- Sechserposition: Zum Leidwesen seiner Konkurrenten ist Caspar Jander auf dieser Position nicht wegzudenken. Natürlich kann er auch eine Reihe weiter vorne spielen – die besten Partien lieferte der FCN jedoch mit ihm auf der „Sechs“ ab, da Janders Pressingresistenz, Vororientierung und Spielintelligenz schwer zu ersetzen ist. Trotzdem hat man mit der Leihgabe aus Wolfsburg, Erik Grzywacz, einen sehr talentierten und selbstbewussten Akteur dazu gewonnen, dessen Spielweise gut nach Nürnberg passen sollte. Auch Vize-Kapitän Florian Flick wird sicherlich hoffen, sich in der Rückrunde wieder in den Vordergrund spielen zu können.
- Achterposition: Rafael Lubach hat aktuell ein Problem. Und das heißt Jens Castrop. Denn ähnlich wie Jander ist auch Castrop aus dem Mittelfeld nicht wegzudenken, Lubach steht als Back-up mit ähnlichem Spielerprofil aber jederzeit bereit. Neben Neuzugang Grzywacz kann auch Simon Joachims hier spielen und sammelte in der Rückrunde bereits Einsatzzeit.
- Offensives Mittelfeld: Auf der „Zehn“ hat der FCN das größte Problem. Nicht, weil Julian Justvan schlecht ist – im Gegenteil. Doch hinter dem Linksfuß klafft eine große Lücke. Nürnberg-Coach Klose erklärte zwar, dass sowohl Joachims als auch Lubach diese Rolle auf ihre Art und Weise interpretieren können, erwähnte aber zugleich den Qualitätsunterschied. Während man sonst in der Breite mittlerweile überall Alternativen hat, fehlen sie im offensiven Mittelfeld, sodass ein Justvan-Ausfall doppelt schmerzhaft wäre.
Offensive
- Sturm: Rekordtransfer Stefanos Tzimas wird auch in der verbleibenden Rückrunde unter Beweis stellen (wollen), warum Brighton & Hove Albion so viel Geld für ihn investiert. Daneben stehen mit Mahir Emreli, Janis Antiste, Lukas Schleimer, Benjamin Goller und Janni Serra viele potenzielle Optionen im Kader. Wenn man ehrlich ist, muss man die beiden Letztgenannten aufgrund der letzten Wochen aber fast schon aus dieser Liste streichen. Auch das Vertrauen in Schleimer schwand zuletzt. Emreli präsentiert sich aktuell zwar etwas unglücklich, aber gegen Darmstadt dennoch formverbessert und wird wohl in den meisten Spielen neben Tzimas auflaufen. Von Antiste erhofft man sich mit seinem Spielerprofil (hier) jedoch eine zusätzliche Alternative, sodass der von Klose gewünschte Konkurrenzkampf auch im Sturm existiert. Eigengewächs Dustin Forkel würde theoretisch auch als zweiter Stürmer in das System passen. Nach seiner längeren Verletzung gilt es aber erst einmal, wieder spielfit zu werden.
Ein guter Kader
Es bleiben sicherlich ein paar Fragezeichen im Nürnberger Kader. Wie ersetzt man Justvan, sollte er ausfallen? Wie schlägt Janis Antiste beim FCN ein? Wie schnell adaptieren sich die neuen Innenverteidiger an den für sie neuen Spielstil? Auf den meisten Positionen ist man mittlerweile für Zweitligaverhältnisse aber sehr gut besetzt und hat mit der Kaderverkleinerung nun auch eine Kadergröße, die sich gut handeln lässt. Mit verschiedenen Spielerprofilen auf einigen Positionen kann man zudem gut auf Formdellen, Matchplan und Gegner reagieren. Dem Ziel, mehr Punkte als in der Hinrunde einzusammeln, steht somit nichts im Wege.