Tempo, Intensität, Kopfballstärke: Das ist FCN-Neuzugang Janis Antiste

Aus Italien nach Nürnberg: Wie kann Janis Antiste dem FCN helfen?

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Interessanter Werdegang

Dass FCN-Neuzugang Janis Antiste irgendwie Talent mitbringen muss, wird schnell klar. Es reicht ein Blick auf seine vorherigen Stationen. Während Spezia Calcio knapp fünf Millionen Euro für den Neu-Nürnberger investierte, waren es bei der US Sassuolo sogar über fünf. Zudem durchlief Antiste viele der französischen U-Nationalmannschaften, in welchen bekanntermaßen große Konkurrenz herrscht.

Mit bereits 17 Jahren debütierte der Offensivspieler für Toulouse in der Ligue 1. Nach dem Abstieg pendelte der damals 18-Jährige in der Ligue 2 häufig zwischen Startelf und Joker und kam am Ende der Spielzeit 20/21 auf 30 Einsätze. 

Wenig Spielpraxis

In der Folge geriet die Karriere des Franzosen jedoch etwas ins Stocken, obwohl er auch einige Einsätze in der höchsten italienischen Spielklasse sammeln durfte. So erzielte er seit der Saison 21/22 lediglich acht Treffer. In der Hinrunde kam er bei Sassuolo in der Serie B in nur vier Ligaspielen zum Einsatz. Seit dem 31. August wurde er sogar nur noch einmal in der Schlussminute eingewechselt. Ansonsten musste er hinter der – gut bestückten – Konkurrenz auf der Bank oder sogar Tribüne Platz nehmen.

Antistes Spielerprofil

Janis Antiste ist kein klassischer Torjäger. Wenn er als Sturmspitze aufläuft, hält er sich gerne nahe an der Abseitslinie auf, um von dort aus mit seinem Tempo und mit Läufen hinter die Kette die Tiefe zu bedrohen. Zumeist agierte er jedoch als rechter Angreifer. Aber nicht als klassischer Winger, sondern als Spieler, der sich primär im Halbraum bewegt. 

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Die Heatmap des FCN-Neuzugangs zeigt, dass er zuletzt überwiegend rechts vorne spielte.

Von dort aus kommt er auch mal kurz, dreht sich dabei aber selten auf und hält den Ball auch nicht lange. Stattdessen lässt er den Ball gerne mit dem ersten Kontakt klatschen oder leitet ihn nach vorne weiter. Hierfür nimmt er nicht nur seinen starken rechten, sondern auch den linken Fuß. Findet er viel Raum vor, treibt er auch gerne den Ball nach vorne und kann mit seiner Dynamik und schnellen Richtungswechseln am Gegenspieler vorbeiziehen. 

Eine nicht zu unterschätzende Qualität ist Antistes Qualität per Kopf – seine letzten drei Treffer in der Serie B erzielte er alle damit, obwohl er „nur“ 1,83 Meter groß ist. Zudem hat der 22-Jährige durchaus etwas „Besonderes“ an sich und nutzt beispielsweise gerne mal die Hacke in seinen Aktionen. Gegen den Ball ist Antiste fleißig und verteidigt auch mit nach hinten. Timing und Winkel sind im Anlaufen zwar nicht immer ideal, aber die grundsätzliche Intensität bringt er mit.

Daten verraten Stärken und Schwächen

Dass der FCN-Neuzugang intensiv gegen den Ball arbeiten kann, belegen die Daten sehr eindeutig. Als Referenz gilt in diesem Fall Antistes Spielzeit 23/24, als er für Reggiana in 28 Spielen auflief. Im Vergleich mit den anderen offensiven Außenstürmern hatte er mit 7 Pressingaktionen pro 90 Minuten ligaweit die meisten. Demgegenüber stehen jedoch zugleich die wenigsten erfolgreichen Offensivaktionen (1,6 pro 90min). 

Das zeigt, dass die Frequenz und Effektivität seiner Situationen noch stark ausbaufähig ist. Ähnlich verhält es sich beim Passspiel des 22-Jährigen. Seine Quote von 76% war insgesamt absolut solide. Sobald es jedoch vertikal wurde, litt die Präzision darunter massiv. Seine lediglich 58% angekommenen nach vorne gespielten Pässe waren sogar der zweitschwächste Wert auf seiner Position.

In puncto Effizienz und Entscheidungsfindung kann sich der junge Franzose noch steigern.

Sein Expected Goals Wert von 0,18 pro 90 Minuten war in etwa auf Durchschnittsniveau, wären für einen „klassischen“ Stürmer jedoch wenig. Antiste sucht eher selten den Abschluss, beweist aber ein gutes Timing beim Einlaufen in die gegnerische Box. Seine Stärke in der Luft zeigt sich auch anhand seiner Statistiken, denn mit 46% erfolgreichen Kopfballduellen war er im Vergleich der zweitbeste Spieler.

Janis Antiste: Verstärkung für den FCN?

In der letzten Zeit durfte Janis Antiste zum einen nur selten spielen und konnte zum anderen sein Potenzial nicht konstant genug abrufen. Dennoch bringt er mit seinen 22 Jahren nach wie vor viel Potenzial mit, um seiner so verheißungsvoll gestarteten Karriere wieder Schwung zu verleihen. Er ist mit seinen Qualitäten in wenigen Bereichen ein echter „Spezialist“, verfügt aber sowohl im Dribbling, bei Tiefenläufen, im Kopfballspiel, mit beiden Füßen sowie in der Arbeit gegen den Ball über ein gutes Grundniveau und kann vor allem im Umschaltspiel eine echte Waffe sein.

Dementsprechend ist Antiste zumindest eine interessante Option für den 1. FC Nürnberg. Zumal mit Miroslav Klose ein Trainer im Amt ist, der einen Angreifer in individueller Hinsicht so gut schulen kann wie sonst wohl kaum ein anderer. Da der FCN über die Leihe hinaus eine Kaufoption besitzt, ist das Risiko sehr gering. Und vielleicht sorgt Janis Antiste als Joker sogar mal dafür, dass nicht schon wieder ein Defensivspieler den Nürnberger Siegtreffer erzielen muss.