FCN: 4 Erkenntnisse zum Dusel-Sieg in Münster

Kein Zugriff, eine lichterloh brennende Box und ein Leistungsträger in der Formkrise. Mit einem glücklichen Sieg gegen Preußen Münster hält sich der 1. FC Nürnberg neun Spieltage vor Schluss noch viele Optionen offen.

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FCN: Kein Zugriff – selbst gegen Münster

Es liegt inzwischen fast in der DNA des 1. FC Nürnberg, dass ein Angriffspressing nicht möglich ist. Selbst gegen die nicht unbedingt für ihre feine Klinge bekannten Münsteraner fand der FCN nur selten Zugriff. Die Passquote der Preußen in dieser Saison liegt bei unter 80 %. In den ersten 60 Minuten gegen den FCN lag sie jedoch bei 88 % – Bestwert in dieser Saison.

Durchschnittlich durften die Preußen 15 Pässe im Spielaufbau spielen, ehe der Club mit einer Defensivaktion dazwischenkam. Normalerweise lassen Gegner die Hildmann-Elf nur neun Pässe im Spielaufbau spielen, was über die Saison hinweg der drittniedrigste Wert ist. Heißt: Selbst nicht für ihre Spielstärke bekannte Mannschaften wie Münster können gegen Nürnberg in Ruhe das Spiel aufbauen.

In der Folge musste der Gastgeber nur fünf tiefe Ballverluste hinnehmen – im Saisonschnitt sind es sonst über 21. Bei der Mannschaft von Miroslav Klose waren es beim glücklichen 1:0-Auswärtssieg hingegen bedenkliche 40 Ballverluste im eigenen Drittel.

Wenig Schutz für die Box

Da die Münsteraner in ihrem eigenen Ballbesitz wenig Druck verspürten, konnten sie in Ruhe das vorbereiten, was sie am besten können: Hereingaben. Immer wieder konnte der Tabellenfünfzehnte über die linke Seite den Ball in den Nürnberger Strafraum schlagen – sei es durch Freistöße, Einwürfe oder Flanken. Ganze 32 geschlagene Flanken waren für die Preußen Saisonbestwert, der FCN hingegen ließ nie mehr zu.

Dass mit 17 Flanken über die Hälfte aller Hereingaben einen Mitspieler fanden, spricht einerseits dafür, dass Münster viel Zeit bei der Ausführung hatte, und andererseits dafür, dass die Verteidigung in der Box nur bedingt funktionierte. Laut Expected Goals (2,5) hätte die Heimelf genug Chancen gehabt, um mindestens zwei bis drei Tore zu erzielen. Last-Minute-Blocks, Jan Reichert und der Pfosten sorgten dafür, dass der FCN auf sehr glückliche Art und Weise das siebte Zu-Null-Spiel dieser Saison eintüten durfte – trotz einer phasenweise lichterloh brennenden Box.

Unsichtbarer Castrop

Schon zur Halbzeit war Jens Castrop der Nürnberger mit den wenigsten Ballaktionen (13). Nur Ex-Kollege Florian Pick konnte diesen Wert zum Pausenpfiff minimal unterbieten. Nach dem Seitenwechsel konnte der 21-jährige Mittelfeldspieler seine fehlende Bindung zum Spiel ebenfalls nicht wiederherstellen. Seine 26 Ballaktionen waren der Tiefstwert unter allen Spielern, die über die volle Distanz auf dem Feld standen.

Zwar schien es auch Teil des Matchplans des FCN (Taktikanalyse hier) gewesen zu sein, Castrop und Julian Justvan auf die Flügel zu ziehen, um damit das Zentrum zu öffnen. Allerdings war Nürnbergs Nummer 17 trotzdem viel zu selten in der Lage, sich anspielbar zu machen. Pendant Justvan kam auf fast doppelt so viele Ballaktionen (47) und versuchte immerhin, Verantwortung zu übernehmen. Dies tat Castrop dann aber in der 82. Minute, als er mit einem starken Lauf den goldenen Treffer einleitete. An seiner derzeitigen Formkrise änderte diese Aktion jedoch wenig.

Mindestziel erreicht – FCN bleibt dran

Mit diesem knappen und schmeichelhaften Sieg lässt der 1. FC Nürnberg die zarten Aufstiegsträume am Leben. Ein Remis hätte den Abstand zu Rang drei wohl zu groß werden lassen. So ist man mit lediglich fünf Punkten Rückstand zumindest in Reichweite und verhindert das Versinken im Mittelmaß.

In die andere Richtung scheint man sein Mindestziel Klassenerhalt nach 25 Spieltagen bereits erfüllt zu haben. Mit 15 Punkten Vorsprung auf Rang 16 und nur noch zwei Punkten bis zur magischen 40-Punkte-Marke dürfte diesbezüglich nichts mehr passieren.

Stattdessen darf man weiterhin von Spiel zu Spiel den Blick nach oben richten und aus einer bisher ordentlichen eine gute Saison machen – wenngleich es angesichts der jüngsten Auftritte pünktlich zum Derby eine Leistungssteigerung braucht. Es wäre eine große Parallele zum gleichen Zeitpunkt der Hinrunde.