1. Boxverteidigung und Umschaltspiel
Der KSC schlägt nicht nur die zweitmeisten Flanken der Liga, er hat zugleich die zweithöchste Präzision (40%) bei diesen. Grund genug für den 1. FC Nürnberg, um im Strafraum besser zu verteidigen als zuletzt. (Siehe CLUBFOKUS-Analyse dazu [hier klicken!]) Zum einen wird es entscheidend zu sein, auf dem Flügel die Situationen bereits frühzeitig zu unterbinden. Vor allem die Räume der Karlsruher Außenverteidiger, die zusammen auf 17 Scorerpunkte kommen, gilt es einzugrenzen. Dies wird kein Nürnberger Außenverteidiger alleine schaffen, hierzu braucht es entweder Unterstützung aus dem Mittelfeld oder vom offensiven Flügel. Auffällig ist, dass die Karlsruher viele Spieler mit in die gegnerische Box mitnehmen. Im Umkehrschluss ergibt dies natürlich Räume, wenn der Ball beim Gegner landet. Das könnte für den Club durchaus zum Schlüssel werden. Gewinnt man die zweiten Bälle im Rückraum, findet man viel grüne Wiese vor sich und viele freie Räume hinter der Karlsruher Abwehr. Im Idealfall lässt man die Hereingaben aber gar nicht erst zu, wie auch Cristian Fiél unterstreicht: „Es gehört auch dazu, dass wir früher attackieren, um die Flanken zu verhindern.“ Dazu kommt, dass der KSC am Flügel auf Hereingaben angewiesen ist, um in die Box zu kommen. Denn kein Team bestreitet und gewinnt weniger Dribblings als die Badener.
2. Spielverlagerungen gegen das ballorientierte Pressing
„Wenn du gegen den KSC den Ball verlierst, ist es eine ganz große Stärke von ihnen, dass sie dir ganz große Schmerzen bereiten können“ erklärt Fiél auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. Jene Ballverluste provozieren die Karlsruher sehr bewusst, indem sie zunächst das Zentrum verdichten und dann beim gegnerischen Pass auf die Außenbahn mit vielen Spielern in Ballnähe pressen. Die Konstellation wird sehr spannend, da der Club Fußball spielen möchte und auch gerne die Kontrolle übernimmt. Um diese zu haben, gilt es auch Pressingsituationen zu überspielen. Überspielen kann verschiedene Möglichkeiten bedeuten. Zum einen kann es der Chipball in die Tiefe sein, was aber wohl nicht die 1A-Lösung Nürnbergs ist. Der KSC bietet auch Räume zwischen Abwehr und Mittelfeld an, wenn sie aktiv pressen. Sich mit diagonalen Vertikalpässen in das Zentrum zu befreien, dürfte dem Geschmack des Nürnberger Trainerteams deutlich näher kommen. Die naheliegendste Variante sind Spielverlagerungen auf die ballferne Seite, oder wie Fiél sagt: „wenn du sie alle auf einer Seite hast, sollten wir versuchen, auf der anderen Seite herauszukommen.“ Wie das im Detail aussieht, bleibt natürlich Mutmaßung. Eine Möglichkeit könnte es sein, den ballfernen Außenverteidiger etwas flacher und breiter im Spielaufbau zu positionieren, um für einen Seitenwechsel anspielbar zu sein und dementsprechend das Spiel gleich beschleunigen zu können. Aber auch Diagonalbälle könnten ein geeignetes Mittel sein.
3. Lange Bälle verteidigen
Bereits im tiefen Spielaufbau schiebt mindestens ein Karlsruher Außenverteidiger sehr hoch. Die beiden Innenverteidiger positionieren sich relativ breit. Situativ kommen ein oder zwei zentrale Mittelfeldspieler kurz für den Aufbau. Häufig ist es aber der lange Ball, der gewählt wird. Der KSC spielt die meisten langen der Bälle der Liga. Diese sind aber nur selten blind geschlagen, sondern gut vorbereitet. Mit 62% angekommenen langen Bällen verzeichnet Karlsruhe nämlich die zweithöchste Präzision der Liga. Ähnlich wie bei gegnerischen Flanken wird es auch hier wichtig für Nürnberg sein, diese präzisen langen Bälle schon frühzeitig zu unterbinden. Gerade gegen den KSC bietet es sich zudem an, mit Deckungsschatten zu arbeiten, also dass ein Clubspieler sich zwischen zwei Gegenspielern positioniert, sodass er Druck auf den einen ausüben und gleichzeitig den Spieler hinter sich aus dem Spiel nehmen kann – im unteren Beispiel wäre dies beim rechten Nürnberger Angreifer der Fall. Zum einen kann er den Innenverteidiger unter Druck setzen, zudem macht er gleichzeitig den KSC-6er zu. Entscheidend wird es für den Club gleichzeitig sein, diese langen Bälle gut wegzuverteidigen. Der KSC stellt sich mit viel Personal weit vorne auf und ist dementsprechend präsent bei diesen. Gerade dieser Punkt könnte auch für eine Neubesetzung auf der Innenverteidiger-Position sprechen.
Die Praxis zählt
Letztendlich ist auch klar, dass die obigen Beispiele allesamt Theorie sind. Es gibt noch weitaus mehr Varianten, um das Spiel siegreich zu gestalten. Um dies zu tun, wird es aber auch wie immer auf die einfachen Dinge ankommen. Beziehungsweise darum, einfache Fehler zu vermeiden. Diese gab es zuletzt deutlich zu häufig beim Club. „Wir erobern den Ball, der nächste Pass ist gut und der übernächste ist wieder nicht so gut.“ – kritisiert auch Fiél. Passieren diese Fehler wieder, wird es erneut schwer. Stellt man sie ab, kann man im besten Fall vor rund 35.000 Zuschauern zu Hause die 40 Punkte knacken. Und dann ist es ja letztendlich wie immer im Fußball: gewinnt die Mannschaft, haben sie und Trainerteam vieles richtig gemacht. Wandern die Punkte mit nach Baden, haben sie alles falsch gemacht. So läuft der Fußball nunmal.
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