„Zauber“-Zentrum gegen die Unsauberkeit?

Nach der Niederlage gegen die Hertha bemängelte FCN-Trainer Miroslav Klose die Unsauberkeit im Passspiel seiner Mannschaft. Könnte ein spielstarkes Zentrum für mehr Ballsicherheit im FCN-Spiel sorgen?

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Fotos: fcn.de (bearbeitet)

Zahlen geben Klose recht

Auf Intensität folgt Unsauberkeit – zumindest, wenn man den Ausführungen von Miroslav Klose folgt. Denn nachdem der Trainer des 1. FC Nürnbergs in den Vorwochen oftmals die fehlende Intensität seiner Mannschaft bemängelte, kritisierte er bei der Niederlage gegen die Hertha vordergründig die Sauberkeit im eigenen Passspiel. Dies sei einer der Hauptgründe dafür gewesen, dass sich der FCN kaum Torchancen erspielen konnte. Dabei geben die Zahlen dem Trainer nicht nur rund um das Hertha-Spiel recht. Von allen Zweitligisten verzeichnet der Club in der bisherigen Saison mit nur 57% die schwächste Präzision, was Pässe ins Angriffsdrittel angeht.

Von Zentrum- auf Flügelfokus

Ungeachtet der Gründe für diese Unsauberkeiten würde dem FCN mehr Ballsicherheit im Mittelfeld weiterhelfen. Dafür würde es sich anbieten, wieder einen höheren Zentrumsfokus zu forcieren. Nachdem man in den ersten Saisonspielen so häufig wie kaum ein anderes Team den Weg durch die Mitte suchte, folgte zuletzt die 180 Grad-Wende. Sowohl die Außenverteidiger als auch Flügelspieler waren gegen Ulm und gegen Berlin näher an der Außenlinie positioniert, wodurch das Zentrum verwaist und die Verbindung zwischen Defensive und Offensive nicht gegeben war. Gegen die Hertha konnte man lediglich 8% der Ballbesitzangriffe durchs Zentrum initiieren. In den 5 Ligaspielen zuvor waren es noch durchschnittlich 35%.

Spielstarkes Spielermaterial beim FCN

Gerade weil der Kader nicht auf das isolierte 1-gegen-1 auf dem Flügel ausgerichtet ist, wäre es sinnvoller, die vorhandene technische Qualität für das eigene Spiel zu nutzen. Insbesondere, wenn man auf Spieler wie Caspar Jander, Julian Justvan und Taylan Duman zurückgreifen kann. Letzterer konnte sich zwar beim Club noch nie so richtig durchsetzen, könnte aber in Kombination mit spielstarken Mitspielern um sich herum besser funktionieren. Mit seiner Ballsicherheit und seinem präzisen Passspiel könnte er die Verbindung zwischen Defensive und Offensive schaffen – und ebenso zwischen Jander und Justvan.

Duman als Bindeglied zwischen Jander und Justvan?

Obwohl Jander in seiner zuletzt tieferen Rolle im Spielaufbau vor der Abwehr oftmals auf sich allein gestellt war, ragte er gegen Ulm und Hertha mit einer Passpräzision von insgesamt 90% trotzdem heraus. Duman bewegt sich mit einer Präzision von 88% über das letzte Jahr in ähnlichen Sphären. Einerseits könnte Duman Jander im Spielaufbau unterstützen und andererseits in höheren Zonen seine Spielstärke neben dem kreativen Justvan einbringen. Zwar bewegte sich Justvan gegen die Hertha immer wieder gut zwischen den Linien. Jedoch fehlt ihm oftmals eine Anspielstation, um das Spiel ins Angriffsdrittel treiben zu können. Diese könnte beispielweise Duman sein.

Theoretisch gut

Jander, Duman, Justvan: ein Zentrum, das durchaus nach Fußball klingt, und dem zuzutrauen wäre, sich mit Kurzpassstafetten aus engen Räumen zu befreien. Ein flexibler Stürmertyp wie Emreli würde gut davor passen. Dazu könnte der ebenfalls technisch saubere Soares als inverser Linksverteidiger das Zentrum verdichten. Der positive Nebeneffekt: durch die engen Abstände wären man für sein sofortiges Gegenpressing gut gestaffelt. Jens Castrop könnte in diesem spielstarken Zentrum die zweikampfstarke Komponente sein.

Grundformation im 4-3-3 mit Soares und Villadsen als AVs, Castrop, Jander und Duman im Mittelfeld sowie Pick und Justvan auf den Flügelpositionen.
Florian Pick konnte auf der linken Halbposition bislang wenig überzeugen. Wäre er trotz seines fehlenden Tempos in der Breite besser aufgehoben? Klose merkte vor dem Spiel gegen Magdeburg ohnehin an, dass Pick in der Vergangenheit vorzugsweise weiter außen aktiv war.

Nicht Aufstellung, sondern Idee entscheidend

Auch wenn diese Ideen auf dem Papier vielversprechend sind, müssen sie erst in der Praxis funktionieren. Denn Aufstellungen und Formationen allein werden die spielerische Krise des FCN nicht lösen. Ob hierfür nur ein „kleiner Funke“ nötig ist, wie es Klose im BR-Interview anklingen ließ, darf bezweifelt werden. Vielmehr bedarf es eines klaren Planes, den Mannschaft und Trainer verfolgen. Angesichts des Spielermaterials könnte ein stärkerer Fokus auf das Zentrum die geeignetere Lösung sein, um die spielerischen Probleme des FCN zu beheben.