Clayton Irigoyen – auch in Kloses Fokus?
Zugegebenermaßen ist es etwas übertrieben, schon jetzt von einem „neuen“ oder „nächsten“ Berkay Yilmaz zu sprechen. Schließlich sicherte sich der aus Freiburg geliehene Linksverteidiger erst im Laufe der Saison seinen Stammplatz beim 1. FC Nürnberg und steht mit seinen 19 Jahren selbst noch am Anfang seiner Entwicklung. Darüber hinaus soll laut BILD ohnehin die Option zur Verlängerung der Leihe über eine weitere Saison hinaus bestehen, weshalb der Club auf dieser Position wohl auch für die kommende Spielzeit gut aufgestellt ist.
Nichtsdestotrotz hält man beim FCN Augen und Ohren offen – insbesondere, wenn es um Talente aus dem eigenen Verein geht. Erst kürzlich erzählte Miroslav Klose bei Blickpunkt Sport, er habe einige Youngster „auf dem Schirm“: „Da kommt wirklich was nach.“ Wen er diesbezüglich im Kopf hatte, verriet der 46-Jährige allerdings nicht. Einer davon könnte Clayton Irigoyen sein. Der 20-jährige Abwehrspieler war letzte Saison noch A-Jugendspieler und zählt inzwischen zum Stammpersonal in der U23 unter Andreas Wolf.
Irigoyen mit mehr Freiheiten seit Umstellung
Hier lief Irigoyen im neuen Jahr – wie schon vor dem Jahreswechsel – als Linksverteidiger auf, jedoch mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: Inzwischen spielt die U23 in einer Fünfer- statt einer Viererkette, was dem jungen Luxemburger deutlich mehr Freiheiten nach vorne bescherte. Ganze 33 Offensivduelle führte der Jugendnationalspieler in den ersten drei Spielen seit dem Restart in der Regionalliga Bayern – fast genauso viele wie in seinen sechs Startelfeinsätzen zuvor (36).
Ohnehin liegen Irigoyens Stärken im Spiel mit dem Ball. Schon in der U19 agierte der spielstarke Rechtsfuß als inverser Linksverteidiger, der immer wieder den Weg ins Zentrum suchte und das Spiel seiner Mannschaft antrieb. Diese Flexibilität zeigt er inzwischen auch bei der Wolf-Elf, wo er – ähnlich wie Yilmaz bei den Profis – das Wechselspiel zwischen Halbraum und Breite beherrscht.
Irigoyen ohne Ball entscheidend beim Siegtreffer
Als bestes Beispiel dafür dient der Siegtreffer im jüngsten Spiel gegen Aubstadt, als Irigoyen – ohne auch nur einmal den Ball zu berühren – einen großen Einfluss auf die Entstehung des Tores nahm.
Eine Szene, die die Spielintelligenz des Außenverteidigers widerspiegelt und durch seine Kommunikation sowie seine Laufwege zum wichtigen Sieg im Abstiegskampf führte. Gerade diese Wechselbewegungen auf dem Flügel fordert das Trainerteam um Klose von seinen Spielern – insbesondere von seinen Schienenspielern – immer wieder ein. Irigoyen könnte also auf Dauer einer der großen Profiteure davon werden, dass die U23 ihre Formation den Profis angeglichen hat – allerdings nicht nur aufgrund seiner Offensivstärken.
Schwächen im Zweikampf
Denn gerade gegen den Ball muss sich Irigoyen noch steigern, was in einer Fünferkette etwas kaschiert werden kann. Während sein Stellungsspiel zumindest solide ist, besteht in puncto Zweikampf noch Luft nach oben. Auch gegen Aubstadt ließ er sich das ein oder andere Mal zu leicht ausspielen. Seine Erfolgsquote in Defensivduellen, die mit 59 % deutlich unter dem Regionalliga-Durchschnitt auf seiner Position liegt, bestätigt diesen Eindruck. Hier mangelt es noch zu häufig an Aggressivität.
Irigoyen als Soares-Nachfolger?
Clayton Irigoyen – ein Talent aus dem Clubnachwuchs, das man definitiv „auf dem Schirm“ haben sollte. Gerade weil er auf beiden Außenverteidigerseiten spielen kann und mit seinen vielen Fähigkeiten (Technik, Dynamik, Pressing auflösen) grundsätzlich überall im Mittelfeld einsetzbar wäre.
Möglicherweise könnte er zur neuen Saison ein Thema für den Lizenzspielerkader werden. Zumal durch die ungewisse Zukunft von Routinier Danilo Soares, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, ein Platz frei werden könnte. Wie schnell es manchmal gehen kann, bewies Tim Janisch, der in der Hinrunde noch fünfmal gemeinsam mit Irigoyen in der U23 auf dem Feld stand – und sich inzwischen Stammspieler in der 2. Bundesliga nennen darf.