Tzimas‘ Gier: auch gegen den Ball
Die 60. Minute des furiosen Derbysieges des 1. FC Nürnberg bei der SpVgg Greuther Fürth dürfte im Rückblick wohl eher wenig Beachtung finden. Doch sie steht sinnbildlich für den starken Auftritt von Doppelpacker Stefanos Tzimas. Denn nachdem er den Ball im Dribbling verloren hatte, jagte er sofort dem ballführenden Gegenspieler hinterher. Im Vollsprint setzte er dem Rückpass auf Torhüter Noll nach und war nach einer missglückten Grätsche wenige Sekunden später wieder hinter dem Ball. Diese Gier, nicht nur selbst Tore zu erzielen, sondern auch gegen den Ball alles für den Erfolg der Mannschaft zu tun, fiel beim jungen Griechen besonders auf.
Bestwerte und Trainerlob für Tzimas
Tatsächlich absolvierten am 9. Spieltag der 2. Bundesliga nur sieben Spieler mehr Sprints als der 18-Jährige – und das, obwohl er bereits in der 74. Minute ausgewechselt wurde. Diese hohe Intensität honorierten nicht nur die mitgereisten Club-Fans mit tosendem Applaus. Auch sein Trainer Miroslav Klose zeigte sich begeistert von der Einstellung seines Toptorjägers: „Er lässt das Herz auf dem Platz – und das ist für mich als Trainer das Wichtigste.“
Einer der besten ersten Verteidiger der 2. Bundesliga
Neben seinen zahlreichen Offensivaktionen ist sich Tzimas keineswegs zu schade, der Mannschaft als erster Verteidiger zu helfen. Mit rund fünf geführten Defensiv-Zweikämpfen pro 90 Minuten ist Tzimas in dieser Hinsicht der fleißigste Stürmer der Liga, knapp hinter Zivzivadze vom KSC. Umso beeindruckender ist, dass er 71% dieser Duelle gewinnt und so immer wieder den gegnerischen Spielaufbau stört oder mögliche Tempogegenstöße unterbindet – wenngleich seine bisherige Einsatzzeit noch eine kleine Datengrundlage liefert.
Valentinis Einstimmung aufs Derby
Einen kleinen Anteil an Tzimas‘ unbändigem Willen darf auch Enrico Valentini zugeschrieben werden. Schließlich war es der Routinier, der den Youngster über die Bedeutung dieses Derbys aufklärte, wie Tzimas nach der Partie erzählte. Doch auch seine Zeit in Griechenland hat den griechischen Jugendnationalspieler für diese Art von Spielen sensibilisiert: „Ich weiß, dass diese Spiele sehr wichtig für die Fans sind.“
Tzimas endlich fit
Über die Mentalität hinaus ist Fitness ein entscheidender Faktor für eine solche Leistung. Bereits in den Vorwochen hob Klose Tzimas‘ Trainingsarbeit während seiner Sperre hervor, die sich zunehmend auszahlt. Dies sieht Klose als einen der Hauptgründe für die starke Form des Vier-Tore-Manns: „Vor allem: Er ist jetzt fit. Er kriegt Minuten, er schießt Tore. Wir wussten, dass er das kann.“ Auch Tzimas bestätigte, dass er seine Physis verbessern konnte.
Er hat mir Laufwege beigebracht, [..] aber auch charakterliche Dinge.“
Stefanos Tzimas
über die Zusammenarbeit mit Trainer Miroslav Klose
Hier sieht Klose Verbesserungspotenzial
Trotz der insgesamt starken Derby-Leistung Tzimas‘ ist in puncto Entscheidungsfindung – wie etwa in der eingangs erwähnten 60. Minute – noch Luft nach oben. Seine Passquote von 55% bekräftigt, dass Nürnbergs Nummer 9 manchmal noch den richtigen Zeitpunkt für das Abspiel verpasst. „Auch heute hätte er zweimal den Ball nach links spielen können, als er den Kopf unten hatte“, stellte Klose fest und fügte hinzu, dass „die Arbeit immer weiter geht.“
Drohung für die Zukunft
Angesichts von Tzimas‘ bisheriger Quote – einem Ligatreffer pro 77 Minuten – klingt diese Fehleranalyse fast schon wie eine Drohung an die Verteidiger der 2. Bundesliga. Denn schon jetzt ist mehr als nur in Ansätzen zu erkennen, wie viel Potenzial im Leihspieler von PAOK steckt. „Wir wissen, dass er mit Ball noch mehr kann“, lässt Klose auf eine weiter steigende Leistungskurve hoffen.
Tzimas will Schritt für Schritt gehen
Dass sich Tzimas auf dieser Leistung nicht ausruhen wird, konnte man kurz nach Abpfiff an seinen Aussagen erahnen. Denn der Vier-Tore-Mann hatte bereits Jahn Regensburg im Kopf: „Wir müssen uns auf das Spiel am Freitag konzentrieren und Schritt für Schritt gehen.“ Dieser Schritt wird ein besonders wichtiger. Dann wird sich zeigen, ob der starke Derby-Auftritt des 1. FC Nürnbergs keine Eintagsfliege war und ob man auch gegen einen tieferstehenden Tabellenletzten seine Stürmer in Abschlusspositionen bringen kann.
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