„Wir müssen variabler werden“ – Wie der FCN wieder gefährlich werden will

Der 1. FC Nürnberg tut sich aktuell schwer, Torgefahr zu entwickeln. Gegner stellen sich besser ein, Schlüsselspieler haben es schwerer – doch Miroslav Klose und Julian Justvan sehen Lösungen.

1. FC Nürnberg News CLUBFOKUS Offensive Miroslav Klose Analyse Tore 2. Bundesliga
Foto: DO IT NOW Media

Wenig Torgefahr

Sowohl in Berlin als auch gegen Hannover tat sich der 1. FC Nürnberg schwer, Chancen zu kreieren. In vier der letzten fünf Partien verzeichnete man sogar weniger als zehn Abschlüsse. Lediglich gegen Ulm, als man lange Zeit in Überzahl agierte, gelang dies dem FCN. Auch weitere Zahlen, wie zum Beispiel die Anzahl und Räume der Ballverluste oder die generierten Abschlüsse aus dem eigenen Ballbesitzspiel, waren zuletzt nicht mehr so gut wie erhofft. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe – und Lösungen.

Gut eingestellte Gegner

„Die Gegner stellen sich immer besser auf uns ein“, verrät Nürnbergs Spielmacher Julian Justvan. Zuletzt störten die FCN-Gegner den Club früh im Spielaufbau, verdichteten sowohl das Zentrum als auch die Halbräume und wollten die Klose-Elf dadurch nicht in die gewünschte Ballzirkulation kommen lassen. Folglich fand ein Großteil der Ballbesitzanteile in der eigenen Hälfte statt, womit sich der FCN laut Justvan nicht so wohlfühlt: „Wenn wir den Gegner in deren Hälfte bespielen können, tun wir uns deutlich leichter.“

Schwankungen bei junger Mannschaft

FCN-Trainer Miroslav Klose erklärt, dass gegen Hannover die „Lösungen da waren“ und meint damit vor allem die ballferne Seite, die bei den Niedersachsen oftmals verwaist gewesen wäre. Diese fand man aber nicht, da man „zu hektisch, zu direkt und zu steil“ agierte. Zur Wahrheit gehört auch, dass der Club mit durchschnittlich 23,8 Jahren gegen Hertha die jüngste Mannschaft seit 1986 stellte – und auch gegen 96 war sie nur unwesentlich älter. Klose dazu: „Ich weiß, dass es bei einer jungen Mannschaft Schwankungen gibt. Das ist normal.“

„Fußball spielt sich mittlerweile so viel im Detail ab. Kleinigkeiten sind entscheidend.“

Miroslav Klose
über die Nürnberger Entwicklung.

Frage der Form

Caspar Jander, Jens Castrop und Julian Justvan – das liest sich nicht nur wie ein richtig gutes Mittelfeld, es ist auch ein extrem gutes. Vor allem ist es für das Nürnberger Spiel aber auch essenziell wichtig. In den letzten beiden Partien präsentierten sich jedoch alle drei nicht ganz so stark, wie sie es zuvor in der Saison bereits zigfach unter Beweis gestellt hatten. Das liegt auch daran, dass die Gegner gerade im Zentrum sehr aggressiv verteidigen.

„Jens Castrop und ich haben zurzeit immer einen im Rücken oder werden gedoppelt“, weiß natürlich auch Justvan. Dementsprechend gibt es aber anderswo mehr Freiräume, die aktuell nicht immer genutzt werden. Ähnliches bemängelt auch Klose: „Dafür müssen andere Spieler in die Bresche springen, darauf warte ich noch.“ Gegen Hannover durfte Janis Antiste das erste Mal von Beginn an in Nürnberg auflaufen. Sein Trainer sah in der Abstimmung jedoch noch Luft nach oben – und auch Stefanos Tzimas agierte „sehr unglücklich“.

Auch mal „eklig“ spielen

In der Schlussphase gegen Hannover löste der FCN hinten auf und stellte auf eine Viererkette um. Das war laut Justvan „absolut richtig, da brauchst du vorne mehr Personal.“ Wirklich gefährlich wurde es trotzdem nur selten. „Wir haben es nicht geschafft, die Bälle in die Box zu bringen“, moniert Nürnbergs Zehner. Angesichts der schwierigen Platzverhältnisse wären laut ihm auch andere Stilmittel eine Option gewesen: „Wir dürfen nicht zu viel wollen. Wenn der Platz nicht so gut ist, müssen wir auch mal eklig spielen und über zweite Bälle den Gegner stressen, anstatt in Schönheit zu sterben.“

Viel Detailarbeit

„Im Fußball muss man sich immer verändern“, skizziert Klose den ständigen Prozess innerhalb einer Saison. Denn natürlich schauen auch die Konkurrenten die Nürnberger Spiele und versuchen, Lösungen gegen die FCN-Abläufe zu entwickeln: „Wenn man etwas kann und sich der Gegner darauf einstellt, dann muss man wieder etwas Anderes machen. Das machen und trainieren wir.“ Den Weltmeister von 2014 stimmt es positiv, dass auch die Mannschaft ein immer besseres Gespür dafür entwickelt: „Das Gute ist, dass die Jungs jetzt auch miteinander sprechen. Auch nach dem Training sprechen sie miteinander über verschiedene Situationen. Das finde ich super. Die wollen lernen und sich verbessern.“

Variabilität entscheidend

Ein wichtiger Faktor, um offensiv wieder gefährlicher zu werden, ist für Justvan Flexibilität: „Wir müssen variabler werden und den Gegner besser bespielen, sodass unsere Stärken zur Geltung kommen. Es muss für den Gegner schwierig sein, sich auf uns einzustellen.“ Als Beispiel nennt der 26-Jährige Positionswechsel, bei denen aber die Details entscheidend sind: „Das sind meistens nur zwei Meter weiter rechts oder links stehen. Das müssen wir auf dem Platz erkennen.“

Auch wenn sie zuletzt nicht zum Erfolg führten, sah man beim Club auch in den letzten Spielen immer wieder kleine Anpassungen bezüglich der Positionierung. Auch verschiedene Strukturen und Muster beim eigenen Abstoß sind erkennbar – ohne dass man die grundsätzliche Herangehensweise über Bord wirft. Deshalb darf man optimistisch sein, dass Mannschaft und Trainerteam bald wieder für mehr offensive Durchschlagskraft beim 1. FC Nürnberg sorgen.