Wie einst selbst: Klose braucht spielstarken Stürmer

Die Testspiele zeigen: FCN-Trainer Miroslav Klose möchte seine Stürmer stark ins Spiel einbinden. Dafür braucht es Qualitäten, die er einst selbst auf den Platz brachte.

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Foto: Global Panorama (bearbeitet)

Klose als Spieler: Tore und Vorlagen

FCN-Trainer Miroslav Klose war in seiner Zeit als aktiver Fußballer als „umtriebiger, spielstarker Stürmer“ bekannt, wie er sich einst selbst beschrieb. Statt nur im Strafraum auf Abstauber zu lauern, integrierte sich der Weltmeister von 2014 stets ins Kombinationsspiel seiner Mannschaft. Nicht nur, was den Abschluss, sondern auch die Anbahnung eines Angriffs anging, war der WM-Rekordtorschütze somit wertvoll für seine Mannschaft. Dies schlug sich auch in seinen Zahlen wieder. In 9 seiner 16 kompletten Ligasaisons während seiner Laufbahn steuerte Klose mindestens 7 Torvorlagen bei – ein starker Wert für einen nominellen Mittelstürmer. Dass Klose zusätzlich in 10 Ligasaisons zweistellig traf, bekräftigt sein damaliges Profil als flexibler und mobiler Stürmer, der auch durch intelligente Laufwege immer wieder Raum für seine Mitspieler kreierte. Wie sich aus den ersten Testspielen des 1. FC Nürnberg herauskristallisierte, scheint der heutige Trainer Miroslav Klose von seinen Spielern in der Sturmspitze eine ähnliche Spielweise zu verlangen.

FCN-Stürmer stark ins Spiel eingebunden

Schon beim 1:1 im Test gegen den TSV 1860 München interpretierten die Mittelstürmer ihre Rolle alles andere als starr. Der junge Stefanos Tzimas ließ sich in Halbzeit 1 immer wieder auf halblinks fallen, um am Spiel seiner Mannschaft teilzunehmen und Räume in seinem Rücken zu schaffen. Auch Lukas Schleimer war in der zweiten Hälfte gewohnt mobil unterwegs. Noch deutlicher wurden Kloses Anforderungen an seine Stürmer im ersten Härtetest gegen Blackburn. Offensichtlich sollte der Stürmer immer wieder in den Zehnerraum abkippen, um das Überspielen des gegnerischen Pressings mit langen Pässen aus der Abwehrreihe zu ermöglichen. „Das hat gut geklappt“, bestätigte Klose nach der Partie auf Nachfrage des CLUBFOKUS diese Beobachtung. Sowohl Schleimer als auch Tzimas attestierte Klose eine gute Umsetzung dieser Vorgabe. Lediglich was die Ausführung und den Ort des Zuspiels anging, sah Klose noch Verbesserungspotenzial: „Ich wünsche mir noch mehr Diagonalität. Noch war der Ball zu gerade. Ich möchte, dass der Ball schräger kommt.“ Dies begründet der Trainer mit Erfahrungen, die wohl nur ein Stürmer wie einst er selbst vorzuweisen hat: „weil du deinen Gegenspieler siehst und er dir nicht mit dem Knie in den Rücken springen kann.“

Langer Ball: nicht blind, sondern vorbereitet

Der lange Ball auf den Stürmer. Klingt häufig nach Ideenlosigkeit im Spielaufbau. Muss es allerdings nicht sein und war es gegen Blackburn nicht. Denn oftmals wurde dieses Zuspiel gut vorbereitet. Während sich gegen das hohe Zustellen des Gegners das zentrale Mittelfeld des FCN tief fallen ließ, entstand eine Lücke zwischen der 3er-Angriffsreihe und dem Mittelfeld des Clubs. Diese Lücke offenbarte sich logischerweise auch zwischen Abwehr und Mittelfeld des Gegners. Somit war der Raum vor der gegnerischen Abwehr für ein Abkippen des Nürnberger Mittelstürmers frei. Mit einer Auftaktbewegung Richtung gegnerischem Tor ließ er zudem den Verteidiger ins Leere laufen, um mit einer anschließenden Gegenbewegung in Richtung Passgeber mehr Raum und Zeit bei der Ballannahme zu haben. Dass dieser Spielzug im Spielaufbau nicht die einzige Lösung war, ist positiv und nicht unwichtig. Bei Kloses Station in Altach schien dieser langer Pass nicht nur zu häufig, sondern auch hoch und unvorbereitet gespielt worden zu sein. Die damalige Sturmspitze Nuhiu führte ligaweit die mit Abstand meisten Luftduelle aller Stürmer pro 90 Minuten, wodurch das Atlacher Spiel sehr eindimensional und ausrechenbar war. Die vorhandene Technik von Jeltsch, Soares, Flick, Jander & Co stimmt optimistisch, dass der 1. FC Nürnberg vorzugsweise flache und kontrollierte Lösungen findet.

Mobiler Stürmer alla Klose gebraucht

Mit Schleimer und Tzimas verfügt man bereits über zwei Stürmertypen, die eine gewisse Spielstärke mitbringen. Vor allem Tzimas ist mit seiner Physis ein sehr kompletter Stürmertyp, dem es angesichts des jungen Alters von 18 Jahren noch Zeit zu geben gilt. Bereits bei seiner Ankunft in Nürnberg bescheinigte Klose Tzimas jedoch das richtige Gefühl, Bälle festmachen zu können:


„Er hat eine Nase für Situationen und ein Gespür dafür, wo die Bälle herunterfallen und was er alles mit ihnen machen kann. Das ist eine richtig gute Basis.“

Miroslav Klose
über seinen ersten Eindruck zu Stefanos Tzimas via BILD


Auch wenn es vielleicht nur die Grundzüge betrifft: eine Stürmer des 1. FC Nürnbergs sollte in der kommenden Saison zumindest punktuell über „Klose-Skills“ verfügen – und kann zusätzlich von einem ehemaligen Top-Stürmer lernen. Auch deshalb wäre eine Verpflichtung von Mahir Emreli (Analyse hier), der aufgrund seiner Vielseitigkeit neben der Sturmspitze sämtliche Offensivpositionen bekleiden kann, ein passender Transfer.


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