FCN unterdurchschnittlich…
Der 1. FC Nürnberg verfolgt unter Trainer Miroslav Klose einen dominanten Spielstil, der auf Ballbesitz fußt. Doch um Torgefahr zu erzeugen, muss der Ball auch effektiv in Richtung gegnerisches Tor gebracht werden. Eine zentrale Metrik dafür sind progressive Pässe, die Raumgewinn messen. Einfach ausgedrückt, ist ein Pass progressiv, wenn er das Team spürbar in Richtung des gegnerischen Tores bringt. Hier steht der FCN mit durchschnittlich 63 progressiven Pässen pro 90 Minuten im ligaweiten Vergleich unterdurchschnittlich da. Besonders auffällig: Bei Pässen in das Angriffsdrittel ist der Club mit Rang 16 sogar Drittletzter, nur vor den Aufsteigern aus Münster und Ulm.
…aber fast Ligaspitze
Gleichzeitig zeigt der FCN jedoch eine andere Stärke: Progressive Läufe, also Ballführungen, die vertikalen Raumgewinn bringen. In dieser Kategorie sind die Nürnberger mit über 17 pro 90 Minuten das zweitbeste Teams der Liga – nur Magdeburg ist mit minimalem Vorsprung besser. Besonders beeindruckend ist dabei Berkay Yilmaz, der ligaweit die meisten progressiven Läufe absolviert (5,3 pro 90 Minuten). Doch auf fast jeder Position verfügt die Klose-Elf über Spieler, die ihre Stärken in diesem Bereich mitbringen.
Finn Jeltsch in der Innenverteidigung, Oliver Villadsen und Berkay Yilmaz als Schienenspieler, Jens Castrop im Mittelfeldzentrum, Julian Justvan als Zehner oder Angreifer Stefanos Tzimas – alle gehören auf ihrer Position zu den besten Spielern bei progressiven Läufen. Der FCN schafft es somit gut, die Akteure in die entsprechenden Räume zu bringen, sodass sie diese Qualität einbringen können.
Kurz statt lang
Die vergleichsweise geringe Anzahl progressiver Pässe hängt aber auch mit der Nürnberger Spielidee zusammen. Statt mit langen Bällen Raum zu gewinnen, setzt das Team auf ein kleinteiliges, geduldiges Passspiel. Besonders auffällig ist, wie der Club immer wieder die Flügel überlädt, um sich dort in engen Räumen mit kurzen Passabständen durchzukombinieren. Dadurch fallen viele dieser Pässe jedoch nicht unter die Definition eines „progressiven Passes“, da diese abhängig von der Entfernung zum gegnerischen Tor ist.
So muss ein Pass in der eigenen Hälfte beispielsweise mindestens 30 Meter Raumgewinn bringen, um als progressiv zu gelten – ein Ansatz, der beim FCN weniger häufig zum Einsatz kommt. Nach vielen Problemen zu Saisonbeginn reduzierte sich die durchschnittliche Nürnberger Passlänge deutlich. Zu Saisonbeginn waren diese oftmals über 20 Meter lang, zuletzt waren es regelmäßig etwa 3 Meter weniger im Schnitt.
Spielerische Entwicklung
Der FCN hat innerhalb der Hinrunde eine starke Entwicklung hingelegt – vor allem im spielerischen Bereich. Während zu Saisonbeginn phasenweise über 15% der eigenen Abspiele lange Bälle waren, war es zuletzt nicht einmal mehr die Hälfte. Auch die Anzahl der erfolgreichen progressiven Pässe und Läufe stieg im Laufe der bisherigen Saison deutlich an. Das Trainerteam schaffte es gut, die Stärken der Spieler gut einzusetzen. Man darf gespannt sein, an welchen Stellschrauben in der Winterpause weiter gefeilt wird und ob die Mannschaft von Miroslav Klose in der Folge auch tabellarisch noch für ein wenig „Progression“ sorgen kann.
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