Wer so gut umschaltet, braucht keinen Ballbesitz!

Der 1. FC Nürnberg begeistert derzeit mit schnellem Angriffsfußball, der zu zahlreichen Torchancen und Treffern führt. Dabei scheint sich eine Spielidee herauszukristallisieren – untermauert durch Ligabestwerte.

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Foto: fcn.de

Gegen Jahn: viel Ballbesitz und viele Konter?

Dass der 1. FC Nürnberg beim 8:3-Kantersieg über Jahn Regensburg nur wenig Spielanteile hatte, lässt sich wahrlich nicht behaupten – immerhin lag die Ballbesitzquote bei 57%. Trotzdem sah das Spiel des Clubs keineswegs danach aus, als würde er mit langen Passstafetten versuchen, den Gegner zu dominieren. Stattdessen prägten vertikale Schnellangriffe das Geschehen, die eher an dynamischen Konterfußball erinnerten.

FCN schnell und direkt nach vorne

Dies war sicherlich auch dem hohen Anlaufen der Gäste geschuldet, das dem Club viele Lücken bot. Gelang es, die erste Pressinglinie zu überspielen, öffneten sich große Räume, die es schnell zu nutzen galt. Diese Gelegenheiten kamen der Klose-Elf und ihrem Tempofußball sehr entgegen. Immer deutlicher kristallisiert sich heraus, dass der Plan darauf abzielt, die gegnerischen Linien möglichst direkt und geradlinig zu durchbrechen.

Hohe Effizienz der Angriffe

Wie gut dieser Ansatz bei den letzten beiden Siegen funktionierte, verdeutlicht nicht nur die Ausbeute von zwölf Toren. Auch die Effizienz im schnellen Angriffsspiel sticht hervor. Während in den ersten acht Spieltagen nur 27% der Angriffe in Abschlüssen endeten, waren es in den letzten beiden Spielen beeindruckende 52%. Dabei ist entscheidend, wie der Club zu seinen Abschlüssen kam: In den Partien gegen Regensburg und Fürth kreierte der FCN elf Großchancen – eine mehr als in den vorherigen sechs Ligaspielen zusammen.

Ob Konter oder Ballbesitz: schnell und vertikal

Ob die Angriffe nach einem gegnerischen Ballverlust starteten oder nicht, spielte kaum eine Rolle für das Tempo der Nürnberger Vorstöße. Der direkte Weg zum Tor bleibt das Ziel, um die gegnerische Defensive zu überrumpeln. Diese Herangehensweise ist logischerweise umso wirkungsvoller, wenn der Club den Ball erobert und die Abwehr des Gegners in Unordnung erwischt.

Hier ist FCN die Nummer 1 der Liga

Dass Umschaltmomente schon vor dem 8:3-Sieg zu den großen Stärken des Clubs gehörten, zeigt ein Blick in die Statistik: Mit 16 Abschlüssen nach Konterangriffen war der FCN vor dem Spiel bereits die Nummer 1 der 2. Bundesliga in dieser Kategorie. Diese Stärke konnte gegen den Jahn nochmal unterstrichen werden, als Nürnberg drei weitere Konterabschlüsse und ein Kontertor nachlegte. Auch wenn nicht jeder Angriff als klassischer Konter galt, gingen elf der 20 Abschlüsse des Clubs auf Ballverluste des Tabellenletzten zurück.

Hohe Qualität in der Offensive

Man könnte die beiden Kantersiege nun relativieren – sei es, weil sowohl Regensburg als auch Fürth nach ihren Niederlagen gegen den FCN ihre Trainer entließen, oder weil beide Teams dem Club durch ihr hohes Anlaufen entgegenkamen. Doch die Konsequenz, mit der die Nürnberger die Schwächen ihrer Gegner ausnutzten, zeugt von einer hohen Qualität, die eng mit der individuellen Klasse von Spielern wie Tzimas, Justvan und Emreli zusammenhängt.

Trotz Kantersiegen noch Luft nach oben

Positiv ist auch, dass es trotz der hohen Siege noch viel Verbesserungspotenzial gibt. Während ergebnistechnisch aktuell kaum Luft nach oben besteht, bleiben einige inhaltliche Punkte anzugehen. Neben den teils unkonzentrierten defensiven Momenten wird sich der FCN nicht immer darauf verlassen können, Gegner durch schnelle Angriffe zu überrumpeln. Früher oder später wird sich die Liga auf diese Stärke einstellen und entsprechend reagieren.

FCN-Konterfußball gegen Hoffenheim und HSV

Deshalb bleibt es unabdingbar, auch weiterhin an einem durchdachten Ballbesitzspiel gegen tiefstehende Abwehrreihen zu arbeiten. Noch ist diese Baustelle allerdings zu verkraften, da das Umschaltspiel derzeit so gut funktioniert. In den kommenden Spielen wird dies ohnehin weiter Priorität haben. Denn die nächsten Gegner, die TSG Hoffenheim und der HSV, sind nicht dafür bekannt, sich im eignen Stadion einzuigeln. Demzufolge dürfte der 1. FC Nürnberg auch bei diesen Auswärtsspielen zu seinen schnellen Konterangriffen kommen.