Warum die FCN-Defensive ins Wanken geriet

Mit 30 Gegentreffern stellt der FCN die viertschwächste Abwehr der Liga. Strukturelle Probleme oder fehlende Qualität?

1. FC Nürnberg FCN Defensive Abwehr Klose Pinola Analyse CLUBFOKUS
Foto: FCN

Zu wenig Punkte

Der 1. FC Nürnberg hätte in den letzten Wochen durchaus mehr Punkte verdient gehabt. Die mangelnde Chancenverwertung wurde häufig als Grund für die ausbleibenden Siege genannt. Das ist mitunter sicherlich richtig. Doch angesichts der Tatsache, dass man alleine in den letzten vier Partien zehn Gegentreffer kassierte, sollte man auch einen Blick auf die offensichtlich anfällige FCN-Defensive werfen.

Hohes Pressing funktioniert nur bedingt

Der FCN versucht in den letzten Wochen, den Gegner bereits früh im Spielaufbau zu stören. Schon in der ersten Reihe verteidigt man aktiv, fand aber offensichtlich nicht immer den gewünschten Zugriff. Zumindest kann man diesen Eindruck bei einem Blick auf die Daten gewinnen. In fünf der letzten sechs Partien gestattete der Gegner dem FCN weniger Pässe im Spielaufbau als umgekehrt. So lag der PPDA-Wert, also die gespielten gegnerischen Pässe pro eigener Defensivaktion, beim FCN bei durchschnittlich 14,3 und beim Gegner bei 11,0.

Flügelangriffe

Vor allem in den letzten beiden Partien gegen Elversberg und Köln bekam der FCN nicht den nötigen Druck auf den Ball. Auffällig ist, dass die beiden 77% ihrer Angriffe über die Flügel vortrugen. Zufall? Wahrscheinlich nicht. Insbesondere den Raum hinter den Nürnberger Schienenspielern beliefen und fanden die Gegner oftmals. Von dort aus kam Elversberg immer wieder diagonal in das – zu oft verwaiste – Zentrum. Köln schaffte es, die Klose-Elf zu locken und lange Bälle in den Rücken der Abwehr zu spielen.

Individuelle Fehler

Die Gegentore resultierten aber auch durch unnötige und vermeidbare individuelle Fehler. Beim Kölner 1:0 bietet man dem Gegner die Tiefe an und beim 2:0 lässt man einen Spieler laufen, was bei einem mannorientierten Ansatz eine sehr schlechte Idee ist. Das 3:0 resultiert aus einem großen Loch in der Restverteidigung nach einem Ballverlust. In der Folge läuft Torschütze Huseinbasic zwischen Knoche und Jeltsch unbedrängt durch.

Zu passiv

Auffällig ist, dass die Gegner aktuell zu leicht unbedrängt im FCN-Strafraum an den Ball kommen. Die Defensive verpasst manchmal den Moment, eng genug am Gegenspieler dran zu sein. In Elversberg lief erst Torschütze Zimmerschied ohne Gegenwehr in den Sechzehner und beim 2:1 konnte die SVE den Ball im Sechzehner zweimal prallen lassen, ehe der Treffer ungestört vom Strafraumeck erfolgte.

Keine gute Form

Auch die drei FCN-Innenverteidiger wirken derzeit nicht so stabil wie noch vor ein paar Wochen, wenngleich viele Situationen schon in der Entstehung besser unterbunden werden können. Auch Knoche ist derzeit nicht der erhoffte Unterschiedsspieler. Der Kapitän muss aktuell wieder deutlich größere Räume verteidigen, womit er Probleme hat. Jeltsch wirkt derzeit ein wenig überspielt, was angesichts seines Alters absolut normal ist. Wirkliche Alternativen in der Hinterhand hat man jedoch nicht.

Pause zur richtigen Zeit

Der aktive Nürnberger Ansatz im Spiel gegen den Ball funktionierte zuletzt nicht wie erhofft. Insofern dürfte die anstehende Winterpause dem FCN gelegen kommen, um an der ein oder anderen Stellschraube zu justieren. Zuvor sollte jedoch zum Jahresabschluss gewonnen werden. Im Idealfall mit einer überzeugenden Defensivarbeit. Gegen Braunschweig, die zuletzt dreimal ohne eigenen Treffer blieben, erscheint dies durchaus möglich.

Den Großteil unserer Daten beziehen wir von Wyscout.