Erwartete Startaufstellung
Beim Auswärtsspiel auf Schalke ersetzte beim FCN Florian Flick den gelbgesperrten Mahir Emreli. Ansonsten blieb die Startelf unverändert und bot dementsprechend keine Überraschung. Den freigewordenen Kaderplatz erhielt Janni Serra, blieb aber am Ende ohne Einsatz. Auch die zweite Offensivoption Lukas Schleimer kam lediglich in der Schlussphase aufs Feld. Bei Königsblau rückten Donkor und Mohr für Murkin (verletzt) und Antwi-Adjej (verletzt) in die Aufstellung.
FCN ohne Zugriff
Die Defensive zu stabilisieren, galt als großes Nürnberger Ziel in der Wintervorbereitung. Zumindest in der Anfangsphase war gegen Schalke davon nichts zu sehen. Die Klose-Elf lief im 3-4-1-2 gegen den Ball an, bekam aber lange Zeit überhaupt keinen Zugriff. Schalke, bei denen sich Seguin zwischen die Innenverteidiger fallen ließ, fand mit seiner breiten Spielanlage immer wieder den Weg auf die Außenbahn. Diese konnte der Club nicht kontrollieren und hatte weite Distanzen, um von innen nach außen zu verteidigen.
Auch zwischen den eigenen Mannschaftsteilen war man nicht kompakt. So fand Schalke immer oftmals den Ausweg über Flügel und Halbraum, der Club brauchte zu lange, um in Richtung Ball und Gegner zu schieben. Schalke zeigte zudem eine gute Dynamik und gegenläufige Bewegungen, die die Nürnberger Defensive vor viele Aufgaben stellte. Mitgehen? Übergeben? Tiefe sichern? Viele Fragen, auf die der FCN zunächst keine Antworten fand. Auch, weil viele der Spieler individuell hinsichtlich ihrer Entscheidungsfindung einen schlechten Tag erwischten.
Verdiente Führung
Die frühe Schalker 2:0-Führung nach 15 Minuten war dementsprechend verdient, aber auch selbstverschuldet. Das 1:0 ist in der Entstehung ein Paradebeispiel für die Nürnberger Probleme. Seguin spielt nach links auf Kaminski, der den Ball kontrollieren kann. Aus der Nürnberger Innenverteidigung verteidigt niemand auf Karaman heraus, der sich fallen lässt. Flick schiebt in Richtung Mohr und macht dementsprechend den Passweg in Richtung Karaman auf.
Dieser kann dementsprechend mit offenem Visier auf die FCN-Defensive zulaufen. Kurz darauf foult Flick ihn an der Seitenlinie. Den Freistoß verteidigt man schlecht, Jan Reichert schaut auch nicht gut aus und Schalke führt. Auch das 2:0 verteidigt man im Vorfeld nicht gut, hinzu kommt ein unnötiger Ballverlust Villadsens.
Nürnberger Probleme mit Ball
Doch auch im eigenen Ballbesitz präsentierte sich der FCN längst nicht so sicher und kontrolliert, wie man es bereits tat. Schalke presste zu Beginn sehr intensiv und versuchte, den flachen Spielaufbau zu verhindern. Sie pressten aber nicht komplett Mann-gegen-Mann, sondern sicherten in der letzten Linie häufig mit einem Spieler in Überzahl ab. Dementsprechend wäre der „freie Mann“ beim Club in der Theorie zu finden gewesen. Es dauert aber eine Zeit lang, bis man die erste ruhige Ballbesitzphase verzeichnen konnte.
Comeback-Hoffnungen
Im Laufe der ersten Halbzeit passten Miroslav Klose und sein Trainerteam die Struktur gegen den Ball an. Jander schob weiter nach vorne in Richtung Schalkes Sechser Grüger, wodurch Castrop nach links rückte. Dadurch entstand eine Art 5-1-3-1, in welchem man etwas früher Zugriff bekam. Nicht zuletzt beim 2:1-Anschlusstreffer zeigte man, dass man sich auch selbst Chancen erspielen kann. Castrop trägt nach einem tiefen Ballgewinn das Spielgerät nach vorne, erhält den Ball nach einem schönen Steckpass von Justvan erneut und legt am Ende akrobatisch auf Tzimas quer, der verkürzt.
In der Folge war man deutlich besser im Spiel. Nach und nach fand man in die eigenen Abläufe. Mit Spielen und Gehen schaffte man es, die erste Schalker Pressinglinie das ein oder andere Mal zu überspielen. Dahinter gab es relativ viel Raum. Man agierte aber zu oft zu unsauber, um daraus Kapital schlagen zu können. Dennoch hätte mit einem 2:1-Pausenrückstand noch was gehen können. Mit dem 3:1 in der 45. Minute schwanden die Hoffnungen jedoch extrem. Verteidigt war es mal wieder nicht gut. Angefangen bei Justvan, der Kaminski mit einer halben Körpertäuschung laufen lässt und aufgehört bei Karafiat und Reichert, die im eigenen Strafraum keine glückliche Figur abgeben.
„Mit der zweiten Halbzeit war ich sehr zufrieden, wir haben viel besser unser Positionsspiel aufgezogen. Schalke musste viel mehr laufen.“
Miroslav Klose
über die Steigerung nach der Pause.
Flick-Auswechslung
Florian Flick blieb im zweiten Durchgang in der Kabine. Nürnbergs Vize-Kapitän hatte zuvor große Probleme, den Raum vor der Abwehr zu schließen. Das lag auch, aber sicherlich nicht nur an ihm. Mit Ball war es jedoch nicht besser. Wenn er mal frei war, fanden ihn seine Mitspieler nicht. Aber häufig war er auch nicht wirklich anspielbar und hatte keine gute Positionierung, zeigte keine gute Orientierung und blieb wirkungslos. Die Auswechslung war dementsprechend folgerichtig.
Dominanter FCN
Nach der Pause bestimmte der Club die Partie über weite Phasen, wenngleich Schalke nun auch weniger Risiko ging. Nürnberg hingegen zeigte mehr Mut, verteidigte in der letzten Linie öfter in Gleichzahl und auch die Innenverteidiger um Jeltsch schoben mehr mit an. Der FCN fand nun deutlich besser die Räume zwischen den Schalker Ketten und wusste, wann er das Spiel zu beschleunigen hatte. Nicht selten spielte man sich sogar bis in das letzte Drittel durch, war aber in der letzten oder vorletzten Aktion viel zu unsauber. Ähnliches galt für Umschaltsituationen, von denen es viele gab – auch diese waren bis zum letzten Pass oftmals gut vorgetragen.
Rückschlag?
Am Ende verliert der FCN das Spiel vor allem in der Anfangsphase, in der man in keiner Hinsicht Zugriff auf die Partie fand. Nach wie vor ist die Defensivarbeit eine große Baustelle. Hat man den Ball und schafft man es, das Spiel zu kontrollieren, fühlt man sich offensichtlich deutlich wohler. Denn auch auf Schalke wäre mehr möglich gewesen. Jedoch schaffte man es lange Zeit zu selten, die gewünschten Räume und Positionierungen zu finden – und hinten ist man für Aussetzer immer gut.
Auch abgesehen davon bringt gibt das Spiel sicherlich viele interessante Themen mit sich. Zum Beispiel die Personalie Florian Flick, mangelnde Offensivoptionen auf der Bank und eine schwache Auswärtsbilanz. Ist deswegen alles schlecht? Nein, natürlich nicht. Aber so weit, wie man es sich vielleicht erhoffte, ist man leider auch noch nicht.