Formtief
Beim 1. FC Nürnberg läuft es längst nicht mehr so rund wie noch vor einigen Wochen. Zwischenzeitlich brachte man sich durch eine starke Phase sogar noch in Schlagdistanz zu den Aufstiegsrängen. Aus den vergangenen sieben Partien konnte der FCN jedoch nur vier Punkte sammeln und belegt in der Tabelle seit Spieltag 27 den vorletzten Platz. Noch bitterer ist, dass man sich über diese Ausbeute nicht beschweren darf. Immerhin war der einzige Sieg in dieser Zeit auf dem Betzenberg maximal glücklich.
Kaderbreite
Ein Faktor für die Nürnberger Formkrise sind sicherlich die Ausfälle wichtiger Spieler. Sowohl Jens Castrop als auch Stefanos Tzimas fehlen mit ihrer Qualität massiv. Wenn man ehrlich ist, zeigte die FCN-Leistungskurve aber bereits davor nach unten. Dazu kommt, dass einige Akteure überspielt wirken und derzeit nicht an die bereits gezeigten Leistungen anknüpfen können – unter anderem Caspar Jander, Tim Janisch oder Berkay Yilmaz. Auch die Optionen von der Bank – vor allem im Offensivbereich – konnten kaum Einfluss auf die Spiele nehmen.
Fehleranfällig
Der 1. FC Nürnberg ist eine Mannschaft, die Fußball spielen möchte – und das auch nach wie vor phasenweise gut tut. Dennoch schleichen sich zu viele einfache Ballverluste ins Spiel. Auch die Kölner verrieten nach dem 1:2-Auswärtssieg, dass sie auf solche Balleroberungen spekulierten – und prompt zweimal danach trafen.
In den letzten sechs Partien hatte die Mannschaft von Miroslav Klose stets mehr Ballverluste im eigenen Abwehrdrittel als der Gegner. Während man seitdem 222-mal das Spielgerät in dieser Zone verlor, war es bei den anderen Teams lediglich 71-mal der Fall. Auf die gesamte Saison gesehen kassierte der Club mit 16 Gegentreffern nach eigenem Ballverlust zudem die zweitmeisten der Liga.
Unpräzise
Das ist zu einem gewissen Teil aufgrund der Nürnberger Spielweise, die es vorsieht, den Gegner mit viel Personal im Spielaufbau zu locken, normal. Aber sicherlich nicht in diesem extremen Ausmaß. Zumal der Spielvortrag in Richtung Offensive auch unabhängig der folgenschweren Ballverluste stockt. Die Erfolgsquote der raumgewinnenden Pässe war beim FCN in den vergangenen elf (!) Partien stets geringer als die des Gegners.
Defensivschwäche
Nachdem die Franken es zu Rückrundenbeginn schafften, sich defensiv zu stabilisieren, ist davon mittlerweile nur noch wenig zu sehen. Ganze 17 Gegentore kassierte der Club in den vergangenen sieben Spielen. Eine Frage der Kompaktheit, meint Trainer Klose: „Unsere Reihen sind in der zweiten Halbzeit oftmals zu weit auseinander. Die Stürmer kommen nicht schnell genug zurück oder pressen zu hoch und gehen viel zu weite Wege.“
Fakt ist in jedem Fall, dass der FCN die wenigsten hohen Balleroberungen der Liga verzeichnet und auch in weiteren Pressingparametern weit hinten abschneidet. Auch in Rückstand liegend schafft man es nur selten, Druck auf den ballführenden Gegner auszuüben – und wenn doch, dann bemängelt Klose die „Intensität“ und „wie wir Zweikämpfe führen“. Tatsächlich gewann der Club nur in einer der vergangenen sechs Partien mehr Zweikämpfe als der Gegner.
Anpassungen?
Sicherlich sind vom Trainerteam hin und wieder kleinere Anpassungen zu sehen – egal, ob in der Struktur im Spielaufbau, im Belaufen von etwas anderen Räumen und so weiter. Eine Lösung, um die derzeitigen Probleme abzustellen, scheint man jedoch noch nicht gefunden zu haben. Gegen Köln waren die beiden Schienenspieler zumindest situativ etwas weiter vorne zu sehen. „Wir müssen mehr Spieler in den Sechzehner bringen“, scheint sich Klose das noch öfter zu wünschen.
Die Zahlen geben jedenfalls auch im Offensivbereich kein gutes Bild ab. Denn der Club gibt ligaweit in den vergangenen elf Partien die mit Abstand wenigsten Abschlüsse ab. Seit dem 0:0 in Berlin sind es nicht einmal acht Abschlüsse pro Partie – der Vorletzte in diesem Ranking gibt fast drei mehr pro Spiel ab. Auch weitere Parameter, wie die Anzahl der Ballaktionen im gegnerischen Strafraum, belegen die fehlende Durchschlagskraft und Torgefahr im Spiel nach vorne.
Viele Gründe
Es sind somit viele verschiedene Gründe, die zur aktuellen Nürnberger Formkrise ihren Teil dazu beitragen. Dabei wurden Standards und das junge Alter der Mannschaft noch nicht einmal thematisiert. Durch den aktuellen Negativlauf droht man Gefahr, eine zwischenzeitlich tolle Entwicklung wieder zu verwässern. Da Miroslav Klose bereits ankündigte, dass er einige Dinge ändern möchte, darf man gespannt sein, wie der Club sich in der kommenden Saison präsentieren wird – im Idealfall besser als zuletzt.