Von Dortmund nach Nürnberg
Rafael Lubach, Neuzugang beim 1. FC Nürnberg, blickt auf eine sehr starke Saison zurück. In allen Partien, in denen er einsatzbereit war, stand der defensiv-zentrale Mittelfeldspieler in der Startelf der Dortmunder U-19. In der Junioren-Bundesliga zog sein BVB bis in das Finale gegen die TSG Hoffenheim, das Lubach selbst allerdings aufgrund einer Gelb-Rot-Sperre nicht aktiv mitgestalten konnte, ein. Vor einigen Wochen äußerte sich der Neu-Cluberer über seine Pläne wie folgt: „Es ist mein letztes Jahr in der U19. Dementsprechend bin ich mit dem Mindset in die Saison gegangen, noch einmal intensiv an meinen Schwächen zu arbeiten, befreit aufzuspielen und die Chance zu nutzen, die sich mir bietet. Denn wenn man sich gut entwickelt, stehen einem alle Türen offen.“ Gesagt, getan – Lubach spielte eine äußert gute Saison und war die Dortmunder Schaltzentrale im Zentrum. Den Weg in die 3. Liga zur U-23 wollte er offensichtlich nicht mitgehen, stattdessen steht nun der Sprung nach Nürnberg in die zweithöchste Spielklasse Deutschlands an.
Rafael Lubach: Technisch starker Stratege
Der 19-jährige Lubach fungierte beim BVB stets als erste Anspielstation vor der Abwehr. Verständlich, denn am Ball hat er zweifelsfrei seine größten Qualitäten. Er verfügt sowohl mit rechts, als auch mit links über eine sehr gute Technik in beiden Füßen. Schon bevor er den Ball erhält, scannt er gut sein Umfeld und ist dementsprechend im Kopf häufig einen Schritt voraus. Kein Zufall, dass seine Passquote von 90% die beste aller defensiver Mittelfeldspieler aus den U-19-Bundesligen war. Im Übergangsspiel agiert er sehr geduldig, ist aber immer in der Lage, im richtigen Moment den linienbrechenden Pass in die nächste Spielfeldebene zu spielen. Der Nürnberger Neuzugang ist zwar kein Spieler, der im letzten Drittel viele Pässe in die Tiefe spielt, aber das ist als defensiver Mittelfeldspieler auch nicht seine Hauptaufgabe. Auch weil er nahezu beidüßig ist, fordert er in jeder Situation den Ball und behält ihn auch in den allermeisten Fällen in den eigenen Reihen. Im Spiel nach vorne sucht er fast immer die flache Lösung, ist aber auch in der Lage, mit klugen und präzisen Verlagerungen das Spiel zu beschleunigen, was seine gute Passquote von 65% bei langen Bällen unterstreicht.
Ein Spieler für das Besondere
Eine weitere Qualität Lubachs ist sein 1-gegen-1. Mit schnellen Körpertäuschungen und einer engen Ballführung, ist der dynamische Mittelfeldspieler auch in der Lage, mit Ball am Fuß einige Meter zurückzulegen. Obwohl er in der Regel als defensiver Mittelfeldspieler im Zentrum auflief, wich er situativ auch auf die Außenbahn aus, um anspielbar zu sein. Dies kann je nach System und taktischen Vorgaben aber auch schon wieder anders aussehen. Manchmal agiert er vielleicht sogar noch zu verspielt für seine Position, was sich auch am ein oder anderen No-Look Pass zeigt. Gleichzeitig kann man diese Elemente aber auch als positiv ansehen, da Lubachs Spielweise sehr erfrischend anzusehen ist und immer etwas „Besonderes“ mit sich bringen kann. Das zeigt auch die Statistik, laut welcher er etwa 3 Dribblings und 9 Offensivduelle pro 90 Minuten führt – Werte, die nicht zwingend die Position eines defensiven Mittelfeldspielers vermuten lassen.
Kein Abräumer
Bereits Lubachs Körpergröße von 1.75-Metern und 66kg Körpergewicht lassen vermuten, dass Lubach kein physischer Abräumer vor der Abwehr ist. Der 19-Jährige versteht es aber gut, seinen Körper im direkten Duell einzusetzen und bestreitet nicht wenige Zweikämpfe auf dem Feld – 55% davon gewann er in der abgelaufenen Saison, womit er zumindest deutlich über dem Bundesligadurchschnitt auf seiner Position lag. Ansonsten glänzt er aber weniger mit seiner Aggressivität, sondern mit seinem guten Timing für zweite Bälle. Häufig positioniert er sich gut für diese, sodass er im Gegenpressing viele Bälle einsammelt und so den Ballbesitz für sein Team sichern kann. Dennoch blieb er aus datentechnischer Sicht in einigen Parametern unter dem Ligaschnitt, was aber für ein häufig favorisiertes Team nichts Außergewöhnliches ist.
Rafael Lubach: Konkurrent für Florian Flick?
Der Neuzugang aus Dortmund ist sicherlich ein sehr spannendes Talent, das die Optionen im Nürnberger Mittelfeld erweitert. Lubach bringt viele Qualitäten mit, die dem Nürnberger Aufbau- und Übergangsspiel weiterhelfen können. Damit stellt er eine ernstzunehmende Alternative für Florian Flick dar, könnte aber auch problemlos auf einer der Achterpositionen auflaufen. Mit dem Transfer zeigt der 1. FC Nürnberg trotz zuletzt häufig geäußerter Kritik, dass man als Anlaufstelle für talentierte junge Spieler nach wie vor eine interessante Option darstellt. Schließlich kommt das Talent auch auf aktuell 9 Einsätze für die DFB-U19. Aber, um es mit den Worten einer Legende von Rafael Lubachs Ex-Verein Borussia Dortmund, Alfred Preußler, zu beenden: „Grau is’ im Leben alle Theorie – aber entscheidend is’ auf’m Platz.“
Oder direkt und unkompliziert via PayPal unterstützen:
