Unruhige Tage in Nürnberg
Nach einer erfolgreichen FCN-Wintertransferperiode und einem guten Start in die Rückrunde schien beim 1. FC Nürnberg alles harmonisch zu sein. Dieser Eindruck wurde jedoch durch die plötzliche Freistellung von Olaf Rebbe schnell getrübt. Vor allem, da die Begründung mit „unterschiedlichen Auffassungen über die zukünftige Ausrichtung“ letztlich nicht mehr als eine Worthülse war. Mit ein bisschen Abstand ist die Entscheidung jedoch nicht nur nachvollziehbar, sondern sogar ein logischer Schritt.
Konsequenter Chatzialexiou
FCN-Sportvorstand Joti Chatzialexiou sprach schon beim Amtsantritt, dass er das (Daten-)Scouting modernisieren wolle. Da Olaf Rebbe für diese Abteilung verantwortlich war, liegt der Schluss nahe, dass dessen Arbeit nicht nur Lob abbekam. Dass zugleich viele Transfers aus der Spielzeit 2023/2024 schnell aussortiert wurden, spricht ebenfalls Bände. Insofern war die Trennung von Rebbe sicherlich nicht so spontan, wie sie von außen scheint. Laut BILD war Chatzialexiou zudem schon seit längerem auf der Suche nach einem neuen Kaderplaner.
Dementsprechend war am Ende die Entscheidung des Nürnberger Sportvorstandes in erster Linie konsequent. Auch wenn diese Saison viele Transfers eine echte Verstärkung für die Mannschaft darstellen, war dies nicht immer so. Schon in den Vorjahren gab es individuell gute Transfers, als gesamter Kader funktionierte die zusammengestellte Mannschaft dann aber doch eher selten wie erhofft. Wenn man neben Chatzialexious sportlichen Beweggründen dann die wohl auch noch existierenden zwischenmenschlichen Probleme hinzuaddiert, ist die Entscheidung am Ende nachvollziehbar.
Was mit Rebbe verloren geht
Natürlich wäre es unfair, im Nachhinein nur negativ auf Rebbes Amtszeit zu blicken, wenngleich ein mögliches Resümee vor ein paar Monaten sicherlich noch anders ausgefallen wäre. Jens Castrop, Stefanos Tzimas, Kilian Fischer und so weiter. Es gab einige Spieler, die ihren Marktwert während Rebbes Amtszeit erheblich steigern konnten und mit Gewinn weiterbringend verkauft wurden. Auch die finanziell lukrativen Verkäufe von Spielern wie Mats Møller Dæhli waren definitiv Verdienste des 46-Jährigen.
NLZ-Erlöse überwiegen
Allen voran der Tzimas-Deal war natürlich brutal spektakulär. Und – abgesehen von Olaf Rebbe – dachten lange Zeit wohl nur die wenigsten, dass das am Ende eingetroffene Szenario wirklich realisierbar sei. Vergleicht man aber den Gewinn für den 1. FC Nürnberg mit den Erlösen der Spieler, die aus dem eigenen Nachwuchs stammen, überwiegen zweitgenannte relativ deutlich. Alleine die Verkäufe von Finn Jeltsch, Nene Brown und Can Uzun brachten weit über 20 Millionen Euro für den FCN ein.
Natürlich muss man als Kaderplaner die Spieler auch so einplanen, dass sie die nötigen Schritte bei den Profis gehen können. Entscheidender hierfür waren aber neben den Trainern, die ihnen die nötige Spielzeit schenkten, vor allem die Entdecker und Förderer im Nachwuchs. „Neben NLZ-Leiter Michael Wiesinger und Kaderplaner Michael These leisten auch viele andere im Nachwuchsbereich seit Jahren wertvolle Arbeit. Diese steht zwar nicht immer im Vordergrund, trug aber für die Cluberer Erlöse der letzten Monate und Jahre einen sehr wichtigen Teil bei.
Kein Grund zur Sorge
Neben der guten Arbeit im Nachwuchs gibt auch FCN-Sportvorstand Joti Chatzialexiou bislang ein sehr durchdachtes und kompetentes Bild ab. Dass die Nürnberger Transfers in dieser Saison besser greifen und man auch auf spontane Entwicklungen wie den Jeltsch-Abgang vorbereitet war, ist auch der Arbeit des 49-Jährigen zuzuschreiben. Dementsprechend ist es auch wahrscheinlich, dass man für einen Rebbe-Abgang bereits Ideen gesammelt hat. Die Schritte, die man Chatzialexious bisheriger Amtszeit gegangen ist, lassen bis hierhin zuversichtlich in die Zukunft blicken – egal, ob mit oder ohne Olaf Rebbe.