Trotz Niederlage auf Schalke: FCN mit gutem Matchplan

Warum der Club den Tabellenführer lange kontrolliert – offensiv aber harmlos bleibt und verliert.

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Foto: DO IT NOW Media

Zwei Wechsel

Mit welcher Aufstellung der 1. FC Nürnberg beim Tabellenführer Schalke 04 antreten würde, war nicht wirklich vorherzusagen. Schließlich deutete FCN-Trainer Miroslav Klose auf der Pressekonferenz an, dass Robin Knoche erneut wichtig für das Spiel sein würde. Dem war aber nicht so: Der Kapitän saß 90 Minuten auf der Bank. Für ihn rückte Rafael Lubach in die Startelf, der die Achterposition von Berkay Yilmaz übernahm. Während dieser auf seine Stammposition als Linksverteidiger zurückkehrte, rutschte Luka Lochoshvili auf seine Idealposition des halblinken Innenverteidigers. Darüber hinaus ersetzte Tim Drexler den verletzten Tim Janisch als Rechtsverteidiger.

Guter Matchplan

Der Club änderte nicht nur sein Personal, sondern auch seine Struktur im eigenen Ballbesitz. Die Franken liefen vor der Viererkette mit einer Raute im Mittelfeld auf. Vor allem die Positionierungen von Finn Ole Becker und Rafael Lubach in den Halbräumen stellten Schalke vor Probleme und ließen deren Pressing nicht wie gewünscht zur Entfaltung kommen. Gegen die Pressingauslöser von Königsblau, die unter anderem Rück- und Querpässe auf die Außenverteidiger attackierten, war der FCN entsprechend vorbereitet.

Zugriff bekam Schalke in der ersten Halbzeit – wenn überhaupt – nur im ganz tiefen Ballbesitz der Nürnberger. Beispielsweise, wenn Moussa Sylla auf Jan Reichert durchlaufen konnte und dabei Adam Markhiyev im Deckungsschatten schloss. Der FCN gestaltete seinen Spielaufbau deshalb nicht dogmatisch und wollte nicht um jeden Preis flach eröffnen, sodass man unter anderem bei Torabstößen regelmäßig den langen Ball in Richtung Zielspieler Adriano Grimaldi wählte.

Wenig zugelassen

Gleichzeitig präsentierte sich der Club auch gegen den Ball wach und aktiv – allen voran Adam Markhiyev und Luka Lochoshvili sorgten einmal mehr für viele gewonnene Duelle in der Defensive. Schwierigkeiten hatte man das ein oder andere Mal auf der rechten Defensivseite, wo Tim Drexler für Kenan Karaman eingeteilt war. Die Tiefe, die Königsblau gerne bespielt, sicherte man ansonsten aber gut, weshalb man Schalke nur wenige Torraumszenen zugestand.

Vieles aufgegangen

Zwar gab es auch auf Seiten der Franken quasi keine klaren Abschlüsse, dennoch ging lange Zeit vieles von dem auf, was man sich im Vorfeld erhofft haben dürfte. Man überstand die Anfangsphase, stellte Schalke mit seinen Positionierungen vor Aufgaben, sorgte für große Abstände zwischen den gegnerischen Ketten – und konnte sich relativ häufig durch diese kombinieren. Das Mittelfeld löste einige Drucksituationen, wodurch man mit offener Stellung auf die gegnerische Defensive zulaufen konnte.

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Der FCN besetzte die Halbräume gut. Je nach Schalkes Pressingverhalten passten die Spieler ihre Positionierungen an. Auch Grimaldis Wege erschwerten Schalke mitunter das Nach-vorne-Verteidigen, wodurch Becker und Co. oftmals in den Zwischenräumen gefunden werden konnten.

Die Offensive hat ein großes Aber

So gab es vor der Pause viele Situationen, aus denen die Klose-Elf Torgefahr hätte kreieren können. Dass es sogar bis zur 66. Minute dauerte, ehe man den ersten Schuss abgab, hatte jedoch seine Gründe. Die letzte Nürnberger Aktion war über fast 90 Minuten nicht gut genug. Mangelhafte Entscheidungen, ungenaue Zuspiele oder fehlendes Timing machten etliche Angriffe zunichte, aus denen man am Sonntagnachmittag mehr hätte machen müssen. Folglich verpufften die guten Aktionen im Übergangsspiel regelmäßig.

Spielentscheidend

„Es wäre schon sehr schwer, wenn man versuchen muss, einen Rückstand gegen sie zu drehen“, erklärte Rafael Lubach im Vorfeld via ClubTV. So kam es dann auch. In der 52. Minute verlor der FCN in der Vorwärtsbewegung den Ball. Ein „typisches Schalke-Tor“ nannte es S04-Trainer Miron Muslic: „Nach dem Ballgewinn diagonal aus dem Druck raus.“ Da Drexler mit nach innen rückte, aber niemand Kenan Karaman am Aufdrehen hindern konnte, spielte dieser den Ball auf den späteren Torschützen Vitalie Becker, der auf der verwaisten rechten Nürnberger Defensivseite einschießen konnte.

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Die Entstehung vor dem 1:0: Nach dem Ballverlust findet Schalke Karaman, der sich aufdrehen und den Ball auf Becker durchstecken kann.

Tor mit Wirkung

In den Minuten danach entfaltete der Treffer seine Wirkung. Schalke war nun etwas besser im Spiel, der Club hatte hingegen den ein oder anderen Ballverlust zu viel. Nach und nach flachten die Offensivbemühungen des Tabellenführers aber wieder ab, sodass Lochoshvili nach einer Hereingabe Drexlers den Ausgleich auf dem Fuß hatte.

Hin und Her

Dennoch hatte der FCN weiterhin Schwierigkeiten, zu Abschlüssen zu kommen. Schalke auch – führte aber. Dem Club fehlte es mitunter am Timing in der Boxbesetzung, auch in aussichtsreiche Positionen kam man selten. Flanken und Standardsituationen wurden leichtfertig hergegeben. In der Schlussphase war nur noch wenig Struktur auf beiden Seiten vorhanden, stattdessen ging das Spiel viel hin und her. Der FCN hätte unter anderem durch den Kopfball des eingewechselten Artem Stepanovs den Ausgleich erzielen können, scheiterte aber.

Vermeidbare Niederlage

So verliert man am Ende ein Spiel, in dem der Club nicht die schwächere Mannschaft war. Ein Defensivfehler führte zu einem einfachen Gegentreffer. Offensiv betrieb man viel Aufwand, blieb aber ohne Ertrag. Das Spiel im letzten Drittel war – ähnlich wie die ruhenden Bälle – stark ausbaufähig. Auch die Ein- und Auswechslungen von Miroslav Klose waren nur bedingt nachvollziehbar. Dass Innenverteidiiger Lochoshvili beim FCN am Ende die meisten Abschlüsse und Strafraumaktionen hatte, steht sinnbildlich dafür. Dass Adam Markhiyev die fünfte Gelbe Karte erhielt und nun zum Hinrundenabschluss gegen Hannover gesperrt fehlt, kommt erschwerend hinzu. So wurde aus einem sinnvollen Matchplan am Ende ein gebrauchter Sonntag.