Gegensätzliche Fazits
Des einen Leid ist des anderen Freud. Während Miroslav Klose nach der 1:2-Testspielniederlage des 1. FC Nürnberg gegen Arminia Bielefeld davon sprach, mit einem „schlechten Gefühl“ aus Südtirol abzureisen, war die Stimmung bei DSC-Trainer Mitch Kniat genau gegenteilig. Kein Wunder: Nicht nur das Ergebnis, sondern vor allem die Art und Weise dürfte aus Nürnberger Sicht Sorgen bereiten.
Wieder einmal fand der Club gegen einen hoch pressenden Gegner kaum Lösungen – eine ernüchternde Erkenntnis nur zwei Wochen vor dem Saisonstart. Umso problematischer, weil der neunfache deutsche Meister in dieser Spielzeit in die Top 25 des Landes vorstoßen will, während Bielefeld als Drittliga-Meister gerade erst den Sprung – wenn auch sehr beeindruckend – in die Top 36 geschafft hat.
Aufsteiger dominiert Top-25-Anwärter
Von einem Klassenunterschied, der vor wenigen Monaten noch bestand, war an diesem Tag nichts zu spüren – im Gegenteil: Kniat sah im Gespräch mit dem „Westfalen-Blatt“ seine Mannschaft „auf Augenhöhe“ und lobte, „dass es uns gelungen ist, auch mit dem Ball immer wieder Lösungen zu finden und Torchancen herauszuspielen“. Über die ersten 60 Minuten, in denen beide Teams ihre vermeintliche Bestbesetzung aufboten, sah der 39-Jährige sogar eine Arminia, die „die Partie auch dominiert“ habe.
Eine Beschreibung, die Klose wohl gerne über sein eigenes Team getroffen hätte – der er seinem Kollegen aber kaum widersprechen konnte: „Wir haben klar aufgezeigt bekommen, wo der Unterschied ist“, kritisierte der FCN-Trainer die fehlende Gier seiner Mannschaft. Kniat hingegen gefiel vor allem die Struktur seiner Elf: „Es war gut zu sehen, dass wir das Niveau haben, das Tempo mitgehen und so einen Gegner vor echte Probleme stellen können.“
Kniats Plan geht auf
Während Klose seine Spieler zwar „gut vorbereitet“ sah, diese Vorbereitung aber auf dem Platz nicht umgesetzt wurde, fällt auch hier das Fazit auf der Gegenseite deutlich positiver aus: „Was in den ersten Minuten gut funktioniert hat, war das hohe Pressing, wodurch wir einige Ballgewinne hatten – das war auch genauso der Plan.“ Offenbar wusste man bei der Arminia genau, wie man dem FCN wehtun konnte – auch wenn das aggressive Spiel gegen den Ball längst zur DNA der Ostwestfalen gehört und sie bis ins DFB-Pokalfinale – inklusive verdientem Sieg über Bayer Leverkusen – führte.
Vielleicht war es genau dieser Grund, weshalb sich Klose & Co für diesen Gegner in der Vorbereitung entschieden hatten: um Erkenntnisse zu gewinnen, welche Antworten man auf das altbekannte Problem findet. Zwei Wochen vor Saisonbeginn lautet die Antwort jedoch noch: so gut wie gar keine.
Umkehrung zur Vorsaison?
Und dennoch: Es war „nur“ ein Vorbereitungsspiel – eines, das man nicht überbewerten, sondern vielmehr als rechtzeitige Warnung verstehen sollte. Schließlich bleiben noch zwei Wochen bis zum Ligaauftakt – und auch auf dem Transfermarkt dürfte sich beim FCN noch etwas tun.
Deshalb sollte in Nürnberg nicht vorschnell Panik ausbrechen – auch wenn die gezeigte Leistung berechtigte Fragen aufwirft. Vielleicht läuft es in dieser Saison ja genau umgekehrt zur Vorsaison: Damals überzeugte man in der Vorbereitung, schlug in der Generalprobe sogar Juventus Turin mit 3:0 – nur um dann wochenlang in der Liga zu enttäuschen.