Nürnberger Offensivproblem seit Regensburg
In der Offensive schien der 1. FC Nürnberg über weite Phasen dieser Saison hinweg keine Probleme zu haben. Schließlich stellt man um 25-Millionen-Stürmer Stefanos Tzimas mit 42 erzielten Toren die fünfbeste Angriffsreihe der 2. Bundesliga. Aber: Über ein Viertel, genauer gesagt 29 %, der eigenen Torausbeute rührt aus einer goldenen Oktoberwoche, als man innerhalb von nur sechs Tagen gegen Fürth (4:0) und Regensburg (8:3) ein ganzes Dutzend Treffer erzielte.
Seitdem tut sich der FCN schwer, mehrfach Tore zu erzielen. Das 4:3 in Magdeburg blieb dabei eine seltene Ausnahme. Denn seit dem 11. Spieltag schaffte es die Klose-Elf in neun von 14 Spielen nicht, mehr als ein Tor zu erzielen. In nur vier weiteren Spielen gelangen zumindest zwei Treffer. Insgesamt 19 Tore in diesem Zeitraum unterbieten sogar nur sieben Ligakonkurrenten – mit einem Schnitt von 1,4 Toren pro Spiel nach Regensburg liegt der FCN damit sogar leicht unter dem Zweitliga-Durchschnitt dieser Saison.
FCN-Offensive mit Leistungsschwankungen
Interessanterweise sind die Gründe dafür vielschichtig und wechselhaft, weshalb sich die Offensivschwankungen des Clubs in vier Phasen einteilen lassen. An den ersten sieben Spieltagen, der bisher schwächsten Phase, mangelte es sowohl an Chancen als auch an Toren. Dies änderte sich schlagartig mit der Rekordwoche sowie einem Sieg zuvor gegen Münster: Aus vielen Chancen machte der FCN noch mehr Tore.
Daraufhin folgten – angefangen in Hamburg und aufgehört auf Schalke – viele gute Leistungen mit zahlreichen hochkarätigen Chancen, die jedoch nicht in Tore umgemünzt werden konnten: Sage und schreibe sieben Treffer mehr wären laut xG von Spieltag 11 bis 19 möglich gewesen. An den letzten fünf Spieltagen hingegen nahm die Qualität der Torchancen deutlich ab, was selbst eine gute Chancenverwertung nicht ausgleichen konnte.
Spieltag 1 bis 7: wenig Chancen (1,3 xG pro Spiel) und noch weniger Tore (1,1 pro Spiel;
Spieltag 8 bis 10: sehr viele Chancen (2,5 xG) und noch mehr Tore (5,0);
Spieltag 11 bis 19: viele Chancen (1,9 xG) und wenig Tore (1,2);
Spieltag 20 bis 24: wenig Chancen (1,2 xG) und zu wenig Tore (1,6).
Der Durchschnittswert aller Teams der 2. Bundesliga für Tore und xG pro Spiel liegt jeweils bei 1,53.
Nächster Schritt: mehr Balance
„Im Fußball muss man sich immer verändern“, analysierte Miroslav Klose nach der jüngsten Heimpleite gegen Hannover 96, angesprochen darauf, warum die Offensive derzeit kranke. Tatsächlich findet der FCN immer wieder Lösungen, woraufhin jedoch neue Baustellen entstehen. Mal hapert es an der Chancenverwertung, mal an der Kreation. Mal ist man eiskalt vor dem Tor, mal spielt man sich zu wenige Chancen heraus.
Freilich stecken hinter jeder dieser Phasen vielschichtige Gründe, die es in der Detailarbeit herauszuarbeiten gilt – angefangen beim Spielaufbau über die Abwehrarbeit bis hin zu Standardsituationen. Allerdings könnten sich diese unterschiedlichen Phasen auch damit erklären lassen, dass der 1. FC Nürnberg nun einmal eine der jüngsten Mannschaften im deutschen Profifußball stellt. Insofern sind Leistungsschwankungen nicht sonderlich überraschend.
Über die ganze Saison betrachtet ist der FCN übrigens sowohl beim Herausspielen (1,64 xG pro Spiel) von Chancen als auch beim Erzielen (1,75 Tore pro Spiel) von Toren und Verwerten (0,92 xG pro Tor) von Torchancen jeweils leicht überdurchschnittlich. „Ich weiß, dass es bei einer jungen Mannschaft Schwankungen gibt“, so Klose. Vielleicht ist genau das der nächste Schritt, der dem 1. FC Nürnberg für höhere Tabellenregionen noch fehlt: sowohl zwischen Offensive und Defensive als auch über die Leistungen der gesamten Saison hinweg mehr Balance zu finden.