Telalovic‘ steiler Aufstieg
Wie die „BILD“ berichtet, soll der 1. FC Nürnberg an einer Verpflichtung von Semir Telalovic vom Ligakonkurrenten SSV Ulm interessiert sein. Der Stürmer erzielte in dieser Saison zehn Tore in 26 Einsätzen für den Aufsteiger und steckt derzeit mit den Spatzen im Abstiegskampf der 2. Bundesliga. Ob sein bis 2027 laufender Vertrag auch bei Abstieg noch gültig ist, sei unklar.
Für Telalovic ist es im Alter von 25 Jahren erst die erste Profi-Saison als Stammspieler. Vor vier Jahren war der Baden-Württemberger mit bosnischen Wurzeln noch in der sechstklassigen Verbandsliga unterwegs. Über starke Leistungen in der Regionalliga (36 Tore & 20 Vorlagen in 73 Spielen) beim FV Illertissen und bei der U23 von Borussia Mönchengladbach folgte 2023 der Schritt in die englische zweite Liga zu Blackburn Rovers. Dort kam Telalovic nie über eine Jokerrolle (17 Spiele, 15 Einwechslungen) hinaus und suchte nach einer erfolglosen Saison ohne Tor den Weg zurück nach Deutschland.
Gutes Tempo und viele Zweikämpfe
Als „sehr schnellen und physischen“ Spieler stellte sich Telalovic damals in England vor. Tatsächlich bringt er mit einer Maximalgeschwindigkeit von 34 km/h ein für einen 1,87-m-großen Mittelstürmer gutes Tempo mit. Zum Vergleich: Aus dem aktuellen Kader des FCN waren nur fünf Akteure in dieser Saison schneller.
Diese Schnelligkeit kombiniert er mit seiner Physis, mit der er sich immer wieder im 1-gegen-1 aufreibt. Ligaweit gibt es nur neun Stürmer, die mehr Zweikämpfe pro 90 Minuten (24) führen als Telalovic – davon fast ein Drittel in der Luft. Allerdings ist er kein Stürmer, den man nur mit langen Bällen im Sechzehner füttern muss. „Ich liebe es, im Spiel zu sein, Fußball zu spielen und den Ball zu haben“, so Telalovic, der überdurchschnittlich viele Pässe im Vergleich mit anderen Stürmern der Liga empfängt.
Telalovic‘ starke Torquote
Zu Telalovic‘ heutigen Daten passt die Einschätzung seines ehemaligen Trainers in Gladbach, Eugen Polanski, der ihm Ende 2022 eine Profi-Karriere prognostizierte (immerhin damals schon drei Kurzeinsätze bei den Profis) und wie folgt einschätzte: „Semir bewegt sich sehr gut und arbeitet als Angreifer viel für die Mannschaft.“ Eine Charakterisierung, die dem gegen den Ball viel fordernden FCN-Trainer Miroslav Klose auch gefallen dürfte.
Seine größte Stärke – und wohl auch „Liebe“ – bleibt das Toreschießen. Alle 157 Minuten trifft Telalovic in dieser Saison ins Tor – eine Quote, die nur acht Stürmer überbieten. Dabei ragt vor allem seine Präzision und demzufolge Chancenverwertung heraus. Dass er über 30 % der 32 Ulmer Tore erzielte, ist sogar der drittbeste Wert eines Spielers in der 2. Bundesliga. Nur Ragnar Ache und Moussa Sylla erzielten anteilig mehr Tore ihrer Mannschaft.
Andererseits zählt Telalovic trotz dieser starken Quoten nicht zu den konstantesten Torschützen der Liga. Denn seine zehn Tore, die er allesamt im Strafraum erzielte, verteilen sich auf gerade einmal sechs Spieltage – alleine vier seiner Treffer erzielte er beim 5:0-Sieg über Regensburg am 19. Spieltag. Seitdem traf der vor dem Tor variable Rechtsfuß, der zweimal per Kopf und viermal mit links traf, in elf Spielen nur noch einmal.
Keine 1A-Lösung
Insbesondere im Falle eines Abstiegs der Ulmer, wenn Telalovic möglicherweise günstiger oder sogar ablösefrei zu haben wäre, könnte er eine interessante Ergänzung für das Nürnberger Sturmzentrum sein. Ergänzung, weil er einerseits mit 25 Jahren erst seine erste Profi-Saison als Stammspieler spielt. Andererseits, weil er nicht das Profil der aktuell und wahrscheinlich auch zukünftig gesuchten Stürmer erfüllt, die mit Ball am Fuß viel Dynamik erzeugen können.
Stattdessen gewänne der FCN mit Telalovic ein zusätzliches Stürmer-Profil, das mit der gescheiterten Leihe von Janni Serra in dieser Saison fast gänzlich fehlte. Als Nummer-1-Lösung sollte der Zehn-Tore-Mann allerdings nicht gesehen werden. Nichtsdestotrotz spielt er angesichts der Umstände eine ordentliche Zweitliga-Saison und könnte bei einer Mannschaft mit mehr Präsenz in der gegnerischen Hälfte noch besser zur Geltung kommen und sich weiterentwickeln.
Dass Semir Telalovic die Systematik einer Dreierkette mit zwei Spitzen kennt und es mag, ins Spiel eingebunden zu sein, dürfte zudem ein Vorteil sein, um sich bei einer spielstarken Mannschaft wie der des 1. FC Nürnberg einzugliedern.