Veränderter Aufbau
In den ersten Saisonspielen baute der 1. FC Nürnberg stets aus einer flachen Viererkette mit Florian Flick als Verbindungsspieler davor auf. Da Flick bekanntlich seine Stärken weder im progressiven Spielaufbau noch mit dem Rücken zum gegnerischen Tor hat, kam man nur selten flach über die erste Aufbaulinie hinaus. Folgerichtig zog Klose Flick in den neuen 3er-Aufbau zwischen die beiden Innenverteidiger Jeltsch und Knoche zurück. Allerdings war davor lediglich Caspar Jander positioniert. Vor allem, als dieser situativ in Manndeckung genommen wurde, fehlte dem FCN dementsprechend die Verbindung zwischen Defensive und Offensive, um häufiger in das letzte Drittel zu gelangen. So kamen am Ende auch lediglich 51% der gespielten Pässe in das Angriffsdrittel beim Mitspieler an.
Aus zu wenig Tiefe wird zu wenig Verbindung
Nicht nur gegen Magdeburg fehlte es dem FCN an Läufen in die Tiefe in den Rücken der gegnerischen Abwehr, was die Spielerprofile der eingesetzten Flügelspieler Justvan und Pick aber auch nur bedingt hergeben. Gerade gegen die sehr dominante Titz-Elf, die hochverteidigt und nach Ballverlust viel Platz in der Tiefe offenbart, hätte man dies des Öfteren gebrauchen können. Bereits in der Pressekonferenz vor der Partie in Ulm lobte Klose Benjamin Goller sowie dessen tiefe Laufwege sehr und beorderte Nürnbergs Nummer 14 ebenfalls wie Dustin Forkel in die Startelf. Durch die oben beschriebenen Probleme im Spielaufbau tat dies der Nürnberger Offensive aber nur bedingt gut. Da sowohl Forkel als auch Goller sich naturgemäß wenig im Halbraum zeigen, sondern nahe an der Abseitslinie lauern, fehlte dieses Element diesmal gänzlich. Denn ausgerechnet gegen Ulm hatte der Club das erste Mal in der Saison mehr Ballbesitz (55%) als der Gegner und war in der Folge mehr um spielerische Lösungen mit dem Ball gefragt.
Doppelt besetzte Breite
Ein weiteres Defizit im Nürnberger Offensivspiel war die fehlende Breite im letzten Drittel, da die Außenverteidiger tief im Spielaufbau positioniert waren und die Flügelspieler stets in das Zentrum rückten. Dadurch zog man den Gegner kaum auseinander, der sich auf das Verdichten des Zentrums verlassen konnte, um die FCN-Angriffe weitgehend zu unterbinden. Gegen Ulm besetzten nun die Schienenspieler Castrop und Soares sowie Goller und auch Forkel die Breite. Diesbezüglich drehte man sein eigenes Spiel, das zuvor permanent im Zentrum stattfinden sollte, um 180 Grad. Das Zentrum und die Halbräume waren kaum besetzt, die Flügel hingegen doppelt. Dementsprechend kamen Goller und Forkel kaum in die Partie. Forkel verzeichnete lediglich 13 Ballkontakte, Goller 16.
Drei Punkte sind drei Punkte
Am Ende gewann man dennoch mit 2:1 in Ulm und blickt mit 7 Punkten sowie dem Weiterkommen im Pokal unter dem Strich auf einen punktetechnisch erfolgreichen Start in die Saison. Man darf gespannt sein, welche Schlüsse Miroslav Klose und sein Trainerteam aus dem zähen Auftritt beim Aufsteiger ziehen werden. Baut man das Spiel womöglich aus dem 3-2 auf, um eine bessere Verbindung und kürzere Passwege herzustellen? Spannend wird auch die Position im Sturm. Joker Tzimas zeigte zudem, dass dem FCN eine klare Nummer 9 guttut. Umso ärgerlicher, dass er aufgrund der roten Karte sich nun nicht von bedingt an beweisen kann. Auch intern sieht man noch Luft nach oben, mit 3 Punkten im Rücken und dem entsprechenden Selbstvertrauen lässt sich an den doch relativ offensichtlichen Defiziten aber sicherlich deutlich einfacher arbeiten.