Pressing, Ballverluste, Fehlpassquote: Die Ursachen der FCN-Offensivkrise

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Warum der Club immer seltener gefährlich vor das gegnerische Tor kommt – und warum man dennoch optimistisch bleiben darf.

1. FC Nürnberg FCN CLUBFOKUS Offensive Analyse CLUBFOKUS Klose Taktik News
Foto: DO IT NOW Media

Zu wenig Torgefahr

Vor allem die letzten drei Nürnberger Partien hatten eine Sache gemeinsam: Der FCN konnte nicht so oft wie gewünscht Torgefahr entwickeln. Vergleicht man die Spieltage 23 bis 25 mit den 22 zuvor absolvierten Ligapartien, sind gleich mehrere Werte aussagekräftig. So waren es zuvor 13 Nürnberger Abschlüsse pro Partie, während es gegen Hertha, Hannover und Münster im Schnitt lediglich acht waren. Die Gründe dafür sind vielschichtig.

Pressingresistenz

Einer der Faktoren ist, dass der FCN zuletzt nicht die nötige Ruhe am Ball hatte, um sich gegen die pressenden Gegner zu befreien. Dass die Anzahl der Ballverluste von 106 pro Partie auf 117 anstieg, dient dafür nur bedingt als Beleg. Blickt man aber darauf, wo diese Ballverluste stattfanden, wird das Bild klarer. Denn die Anzahl der Ballverluste im eigenen Drittel, also dort, wo man die Bälle am wenigsten verlieren möchte, stieg mit 22 auf 33 sehr deutlich.

Trainerteam mit Lösungen

Natürlich wissen mittlerweile auch die Gegner, wie der 1. FC Nürnberg Fußball spielen möchte – und welche Akteure dafür wichtig sind. Es ist kein Zufall, dass das FCN-Mittelfeld um Caspar Jander, Julian Justvan und Jens Castrop zuletzt sehr eng gedeckt wurde. Das Trainerteam zeigte in den letzten Wochen aber, dass es in der Lage ist, dagegen neue Lösungen zu entwickeln und die Muster im Spielaufbau anzupassen – ohne von der eigenen Spielidee abzurücken. Von Erfolg gekrönt waren die Änderungen jedoch noch nicht wirklich.

Schwächelndes Übergangsspiel

Wenn sich der Gegner verstärkt auf einige Spieler fokussiert, entstehen zwangsläufig mehr Räume für andere. Diese wussten sie, trotz aussichtsreicher Situationen, aber bislang zu selten zu nutzen. In Kombination mit einer nicht in Bestform befindlichen Mittelfeldzentrale ist das eine problematische Kombination. Dass die Anzahl der gespielten Pässe in das Angriffsdrittel (von 40 auf 33) und die Erfolgsquote bei raumgewinnenden Pässen (von 67 % auf 59 %) merklich abnahm, ist die Folge.

Fehlende Jeltsch-Vorstöße

Auch die Vorstöße von Finn Jeltsch sind ein Element, das dem FCN wenig verwunderlich abgeht. Seine 2,4 progressiven Läufe pro 90 Minuten konnten nur wenige Innenverteidiger in der 2. Bundesliga übertreffen. Die dynamischen Antritte des Neu-Stuttgarters stellten die Gegner oftmals vor schwierige Aufgaben. Sein Nachfolger Tim Drexler hingegen verzeichnet bislang in seinen 523 Einsatzminuten für den Club erst einen progressiven Lauf – oder auf 90 Minuten umgerechnet lediglich 0,17.

Viele kleine Gründe

Auch schwierige Platzverhältnisse und das nicht abgestimmte Timing in der vordersten Reihe trugen ihren Teil zur spielerischen Formdelle bei. Ebenso das Spiel gegen den Ball, denn die Anzahl der Balleroberungen im Angriffsdrittel reduzierte sich in den letzten Partien von elf auf sieben pro Spiel. Die meisten gegnerischen Angriffe konnte man zwar dennoch gut zu Ende verteidigen, doch mit mehr hohen Balleroberungen wäre der Weg zum gegnerischen Tor kürzer, um so auch wieder mehr Umschaltmomente kreieren zu können.

Wichtige Länderspielpause

Dass nach dem Frankenderby die Länderspielpause ansteht, dürfte dem Club entgegenkommen. In dieser Zeit lässt sich nicht nur an der individuellen Verfassung der Spieler, sondern auch an Details im Offensivspiel arbeiten. Vorher gilt es jedoch, noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren, um im Idealfall mit 41 Punkten, zwei Derbysiegen und einem guten Gefühl in die letzte Pause vor dem Saisonende zu gehen.