Alarmglocken sollten schrillen
Vier Spiele, vier Niederlagen – drei davon in der 2. Bundesliga. Es ist der schlechteste Start in der Zweitligahistorie des 1. FC Nürnberg. Nach der jüngsten 1:2-Pleite bei Preußen Münster muss man feststellen: Aktuell fehlt mehr als nur „Nuancen“, wie Miroslav Klose noch vor der letzten Partie feststellte. Für die beiden Last-Minute-Niederlagen gegen Elversberg und Darmstadt mag das noch zutreffen. Doch nach zwei erschreckenden ersten Halbzeiten in Folge – beim Pokalaus gegen den Viertligisten FV Illertissen und zuletzt in Münster – sollten alle Alarmglocken schrillen.
Erschreckende erste Halbzeiten
Das zeigen nicht nur die beiden 0:2-Pauserückstände, sondern auch viele Zahlen darüber hinaus. In beiden ersten Hälften kam der FCN kumuliert auf gerade einmal sechs Abschlüsse und 0,29 Expected Goals – eine Hypothek, die sich letztlich nicht mehr aufholen ließ. Auch in der von den Verantwortlichen als gut eingeschätzten zweiten Halbzeit gegen die Preußen mangelte es – abgesehen von rund 15 Minuten – erneut an Torgefahr. Nach dem Anschlusstreffer in der 74. Minute folgte nur noch ein einziger Abschluss – in der 90. Minute.
3 Minuten in Führung
Wie weit man trotz vier Niederlagen mit nur einem Tor Unterschied von echten Erfolgserlebnissen entfernt ist, zeigt ein weiterer Fakt: In bisher 433 Pflichtspielminuten lag der Club lediglich drei Minuten in Führung – gegen Regionalligist FV Illertissen. Ansonsten gelang es der Klose-Elf nicht, ein Spiel auf die eigene Seite zu ziehen. Ein Teufelskreis, den der Trainer so beschreibt: „Wenn man nicht viel Selbstvertrauen hat, kommt man auch nicht wirklich viel in Aktionen. Und wenn man die hat, ist man zu hektisch.“
Fehlende Qualität vor dem Tor?
Mit dieser Hektik dürfte der 47-Jährige auch die Chancenverwertung meinen. Gegen Illertissen lag der xG-Wert bei fast fünf Toren – erzielt wurden drei. In den drei Zweitligaspielen ließ man je nach Datenquelle Chancen für bis zu drei weitere Treffer liegen. Sicherlich auch eine Frage der Qualität – wenngleich Joti Chatzialexiou diese im Kader bereits durchaus vorhanden sieht: „Wir müssen es nur abrufen.“
Fehlende Qualität gilt nicht als Ausrede
Zweifellos hilft ein noch nicht vollständiger Kader aktuell weder Mannschaft noch Trainer. Trotzdem darf das nicht als alleinige Erklärung für mindestens drei der vier Niederlagen sein. Angefangen bei einem Pokalgegner aus der Regionalliga bis hin zu Zweitligisten wie Elversberg oder Münster, die nach radikalen Sommerumbrüchen auf dem Papier maximal gleichwertig besetzt sind – und dennoch bereits strukturierter und planvoller auftreten. Insofern wären auch mit dem aktuellen Kader bessere Leistungen möglich gewesen.
Hoffnungsschimmer
Auch wenn man es beim FCN nicht aussprechen möchte: Es gibt genug belastbare Zahlen, die von einem „Fehlstart“ sprechen lassen. Dass der Trend zuletzt eher nach unten als nach oben zeigt, verschärft die Lage zusätzlich. Und so müssen derzeit schon ordentliche zweite Halbzeiten gegen Illertissen und Münster als Hoffnungsschimmer herhalten – bis der FCN auf dem Transfermarkt und dann vielleicht auch mal ab der ersten Halbzeit auf dem Platz eine echte Reaktion zeigt. Eine, die es braucht – von Sportvorstand, Trainerteam und Mannschaft. Und zwar nicht nur in Nuancen, sondern bestenfalls als klare Kehrtwende in einer noch jungen Saison, die lediglich drei Spiele alt ist.