Nach Trainerwechsel: Was erwartet den FCN in Berlin?

"Wenn wir bei uns bleiben, wird es ein richtig gutes Spiel" - nach dem Berliner Trainerwechsel werden beim FCN Variabilität und der Glaube in die eigenen Stärken gefragt sein. Was sich beim Gegner ändern könnte und wo Hertha anfällig ist: Jetzt in der Spielvorschau.

1. FC Nürnberg FCN News Analyse Spieltag HErtha BSC Berlin 2. Bundesliga Trainer Cristian Fiel Interview Pressekonferenz Vorschau
Foto: DO IT NOW Media

Konträrer Verlauf 

Sowohl der 1. FC Nürnberg als auch die Berliner Hertha gingen mit 22 Zählern in die Winterpause. Seitdem lief es für die beiden Teams aber komplett unterschiedlich. Während der FCN seitdem vier seiner fünf Spiele für sich entschied, verlor die Hertha vier. Ein Faktor beim Hauptstadtklub ist, dass man zu viele Punkte nach Führung abgab. Hätte man die 16 verspielten Zähler mehr auf dem Konto, wäre man in der Theorie sogar Tabellenführer. 

Probleme und Spielglück 

Auch wenn zuletzt auf Berliner Seite das Spielglück fehlte, sind die Ergebnisse kein Zufall. Das schwächste Heimteam (schon sieben Niederlagen) hat Schwächen bei Standards (schon 12 Gegentreffer), fand wenig spielerische Lösungen durch die Spielfeldmitte (nur 22% der Angriffe durchs Zentrum) und präsentierte sich im letzten Drittel nur selten durchschlagkräftig genug. Trotz der zweitmeisten Ballaktionen im gegnerischen Strafraum steht man bei den Großchancen (46) und den Expected Goals (33) im Ligavergleich unterdurchschnittlich da. FCN-Trainer Miroslav Klose hofft natürlich, „dass das so bleibt und sie nicht so effektiv sind“.

Leitls Änderungen 

Da man mittlerweile auf Platz 14 abgerutscht ist und nur noch fünf Zähler vor dem Relegationsplatz steht, ist seit dieser Woche Stefan Leitl Trainer bei den Berlinern, was die Nürnberger Gegnervorbereitung ungleich schwerer macht. Orientiert man sich an Leitls Hannover, kann man zumindest erahnen, an welchen Hebeln der 47-Jährige als erstes ansetzen wird: Im Spiel gegen den Ball. Hannover gehörte unter seiner Regie zu den stärksten Teams in puncto Pressing und Gegenpressing. 

Es ist davon auszugehen, dass die Hertha versuchen wird, den FCN früh anzulaufen. Hierfür soll ein Stürmer unter Leitl häufig den Spielaufbau auf eine Seite lenken, um am Flügel entweder den Ball zu erobern oder den Gegner zum langen Ball zu zwingen. Schafft es die Klose-Elf, sich durch die bekannten Überladungen am Flügel durchzuspielen oder das Spiel bewusst diagonal zu verlagern, würde man aber dementsprechend viele Freiräume vorfinden. 

Formationswechsel? 

In welcher Systematik Leitl auflaufen lässt, ist Spekulation. Er ließ bereits mit einer Raute im Mittelfeld, im 4-2-2-2 aber auch mit Dreierkette spielen. Auch er war in Hannover jedoch nicht für die besten und kreativsten Abläufe im eigenen Ballbesitz bekannt, weshalb der FCN mit einer kompakten Defensive vieles wegverteidigen sollte. In erster Linie muss man auf Läufe in die Tiefe achten.  „Ich weiß auch, was bei einem Trainerwechsel passieren kann, sie werden eine Euphorie entfachen wollen“, sagt Klose zudem über die Änderung von Fiél zu Leitl.

Hohe individuelle Qualität 

Der Berliner Kader ist nicht ideal zusammengestellt. Im Tor, in der Innenverteidigung, auf der Sechserposition und auch im Sturm hat man nach wie vor keine Idealbesetzung gefunden. Dennoch verfügt der kommende Nürnberger Gegner über mehrere Spieler, die ein Spiel massiv verändern und entscheiden können. „Die haben schon richtig Qualität“, sagt Klose über die Herthaner Mannschaft.  Michaël Cuisance kann mit seinem linken Fuß jederzeit die Tiefe bedrohen,  am Flügel ist Fabian Reese im 1-gegen-1 nur schwer zu stoppen, Ibrahim Maza kann jederzeit Situationen auflösen und wenn Derry Scherhant Tempo aufnehmen kann, wird es auch schwer, ihn zu verteidigen.  

Variabler FCN gefragt 

Da man nicht genau weiß, wie die Hertha personell und strukturell agieren wird, ist beim 1. FC Nürnberg Variabilität gefragt, um sich schnell anpassen zu können. So könnten sich je nach Besetzung beispielsweise gegen Toni Leistner und Diego Demme Geschwindigkeitsdefizite auf Herthaner Seite ergeben, die der FCN nutzen könnte. Je nachdem, wo Reese spielt, könnte man auch dessen mäßige Arbeit gegen den Ball nutzen, um in seinem Rücken für Gefahr zu sorgen. „Wir müssen flexibel sein und sind auch vieles vorbereitet“, weiß auch Nürnbergs Trainer Miroslav Klose.

Fokus auf die eigenen Stärken

„Wir haben uns viel auf uns konzentriert und auf das, was wir machen können“, erklärt Klose die Marschroute für das Spiel in Berlin. Da man nicht genau weiß, wie die Hertha aufläuft, wird es umso wichtiger sein, die eigenen Stärken auf das Feld zu bringen: „Wenn wir bei uns bleiben, wird es ein richtig gutes Spiel.“ Da an diesem Wochenende sechs der acht Teams, die vor dem 1. FC Nürnberg in der Tabelle stehen, untereinander spielen, könnte der Club mit dem nächsten Sieg den Druck auf die so richtig interessanten Plätze erhöhen.