Nach gelungener Generalprobe: Hofmann bereit für die 2. Bundesliga?

Sein Offensivdrang ist bekannt. Doch auch gegen den Ball überzeugte Jannik Hofmann gegen Juventus Turin. Ist er nun die neue Nummer 1 auf der Rechtsverteidigerposition des 1. FC Nürnbergs?

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Foto: fcn.de

Dank Hofmann: zunächst Ruhe auf der Rechtsverteidigerposition

Zu Beginn der abgelaufenen Woche schien es noch so, als hätte der 1. FC Nürnberg ein Überangebot auf der Rechtsverteidigerposition. Schon wenige Tage später änderte sich die Situation. Mit Probespieler Jan Jurcec konnte nach Informationen der Nürnberger Nachrichten keine Einigung erzielt werden. Zudem verließ der letztjährige Stammspieler Jan Gyamerah den Verein Richtung Kaiserslautern. Umso erfreulicher dürfte es für Trainer Miroslav Klose gewesen sein, dass Jannik Hofmann beim überzeugenden 3:0-Testspielerfolg gegen Juventus Turin eine richtig starke Vorstellung als Rechtsverteidiger lieferte. Obwohl auf jener Position noch ein Neuzugang kommen soll, kann man nach der Generalprobe zunächst beruhigt zum Saisonauftakt nach Karlsruhe reisen.

Hofmanns Resilienz: nicht nur gegen Juve

Es war nicht nur seine Torvorlage zum 3:0-Endstand, die Hofmann zu einem der auffälligsten Nürnberger gegen Juventus machte. Wenngleich diese Szene exemplarisch für seine Kämpfernatur ist. Schon in der Sommervorbereitung 2023 war Hofmann nah an der Profi-Mannschaft des FCN. Allerdings bremsten ihn immer wieder Verletzungssorgen aus. Nach einer starken Vorsaison bei der U23 kam der inzwischen 22-Jährige in der abgelaufenen Saison auf lediglich 9 Einsätze in der Regionalliga Bayern und in der 2. Bundesliga. Nichtsdestotrotz ließ sich der gebürtige Bayreuther nicht aufhalten, kam zum Ende der Saison zu seinen ersten beiden Startelfeinsätzen in der 2. Bundesliga und hat nun beste Chance, zunächst als Stammspieler in die neue Saison zu starten. Diese Resilienz zeigte Hofmann auch in der angesprochenen Szene vor dem 3:0, als er zunächst den Ball verlor. Doch unbeirrt davon eroberte er sich trotz 88 Einsatzminuten in den Beinen den Ball mit einer Grätsche sofort zurück und bediente Janisch mustergültig mit einem gut getimten Steckpass. Nicht für Hofmann eine wichtige Szene. Denn spätestens seit diesem Treffer dürfte eine kleine Euphorie in Nürnberg entfacht worden sein.

Nicht erst seit gestern: Hofmanns Offensivdrang

In der Regionalliga Bayern-Saison 2022/2023 war Hofmann noch einer von drei unter insgesamt 137 Außenverteidigern, die sowohl acht Duelle in der Offensive als auch in der Defensive führten. Aufgrund dieser Dynamik in beide Spielrichtungen schien die Schienenspielerposition in einer Fünferkette prädestiniert für ihn. Demzufolge dürften insbesondere Kloses Anforderungen mit Ball an seine Außenverteidiger Hofmann liegen: ein hohes und breites Attackieren der offensiven Flügelposition. Auch wenn dies gegen Juventus bei 40% Ballbesitz eher selten gefragt war, so fand Hofmann seine Momente in der Offensive. Gleich zweimal erkannte Hofmann den Raum hinter dem gegnerischen Verteidiger, brach nach Steckpass auf dem rechten Flügel durch und nahm den Abschluss.

Hofmann auch gegen den Ball top gegen Juventus

Doch Hofmann bewies neben seinem Offensivdrang, dass er auch in einer Viererkette gegen den Ball bestehen kann. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem quirligen Hasa fand Nürnbergs Nr. 43 schnell ins Spiel und legte Juventus linke Offensivseite weitestgehend lahm. Gemeinsam mit dem zur Halbzeit eingewechselten Mbangula kam Hasa auf kein einziges Dribbling und keine einzige erfolgreiche Flanke – auch weil Hofmann mit seinem Stellungsspiel wenig Raum ließ. Außerdem äußerte sich Hofmann gutes Timing auch im direkten Zweikampf. Zum einen führte er nicht nur die meisten Boden-Zweikämpfe auf dem Platz (12), sondern bestach zum anderen mit einer hervorragenden Zweikampfquote von 75%. Diese Zahlen dürften insbesondere Miro Klose freuen, da er angesprochen auf Verbesserungsbedarf wiederholt auf die Defensive zu sprechen kommt.

Wir wissen, dass wir noch Baustellen haben – vor allem gegen den Ball.“

Miroslav Klose
nach dem Sieg gegen Juventus via Sky

Darüber hinaus spielen die Außenverteidiger auch gegen den Ball eine entscheidende Rolle unter Klose. Durch das verdichtete Zentrum mit defensivstarken Mittelfeldspielern alla Jander, Castrop und Flick werden gegnerische Angriffe oftmals auf den Flügel gelenkt. Logischerweise rücken die Außenverteidiger in puncto Balleroberung und defensiver 1-gegen-1-Duelle in den Fokus. Umso mehr, wenn man bedenkt, dass in der letzten 2. Bundesliga-Saison kein Team mehr Gegentore nach Flanken kassierte (12) als der FCN.

Trotz schwungvoller Generalprobe: Verstärkung notwendig

Ja, es war nur ein Testspiel gegen ein ersatzgeschwächtes Juventus Turin, das noch am Anfang seiner Vorbereitung steht. Folglich gilt es, das positive Ergebnis mit Vorsicht zu genießen. Trotzdem sollte es nicht verboten sein, den daraus entstandenen Schwung zum Ligaauftakt nach Karlsruhe mitzunehmen. Vor allem, wenn man eine derartig überzeugende Leistung wie Jannik Hofmann bietet. Möglicherweise war es nicht nur Zufall, dass der Ur-Nürnberger (seit 2008 im Verein) als einziger Spieler nicht ausgewechselt wurde. Gleichzeitig sollte man realistisch und nüchtern bleiben. Mit lediglich 5 Profi-Einsätzen ist die nachhaltige 2. Bundesliga-Tauglichkeit von Hofmann noch nicht bewiesen. Schließlich war in der Vergangenheit noch Entwicklungspotenzial in puncto Stellungsspiel und Ballbehandlung unter Gegnerdruck zu erkennen.

„Was wir im Kader wollten, ist, dass wir doppelt besetzte Positionen haben.“

Miroslav Klose
zum Abschluss des Trainingslagers am Walchsee via FCN

Deswegen ist es mehr als verständlich, dass der 1. FC Nürnberg nach Informationen der BILD noch Geld für einen neuen Rechtsverteidiger investieren möchte. Sollte Hofmann seine Form konservieren können, so wird er es dem Neuzugang möglichst schwer machen, in die erste Elf zu drängen. Ein Konkurrenzkampf, den sich Miroslav Klose wünscht, und von dem letztendlich die ganze Mannschaft profitieren kann.