Nach Fiél-Abgang: große Chance für Julian Kania?

Vor einigen Tagen waren die Aussichten für Julian Kania bei den Profis des 1. FC Nürnbergs noch düster. Dies hat sich mit dem Abgang von Cristian Fiél geändert. Kann der Torjäger der U23 trotz mancher Schwäche den Sprung in die 2. Bundesliga schaffen?

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Foto: Instagram/ FCN NLZ

FCN noch ohne Mittelstürmer

Nach wie vor ist die Situation auf der Mittelstürmerposition des 1. FC Nürnbergs ungeklärt. Zwar kommen nach den 3 abwandernden Stürmern Hayashi, Andersson und Lohkemper mit Wintzheimer, Nischalke und Daferner genauso viele Stürmer aus einer Leihe zurück. Jedoch soll keiner der genannten in der kommenden Saison beim FCN eine Rolle spielen. Nun könnte aber ein weiterer Abgang eine neue Option in vorderster Front ermöglicht haben – nämlich der, des Trainers Cristian Fiél.

Fiél-Abgang als Chance für Kania?

Wie so oft im Leben öffnen sich andere Türen, nachdem vorherige geschlossen wurden. Übertragen auf den Club könnte sich nach dem Abgang von Fiél die Tür für Regionalliga Bayern-Toptorjäger Julian Kania wieder geöffnet haben. Bekanntermaßen sah Fiél beim Stürmer der U23 den Schritt in die 2. Bundesliga als noch zu groß an. Selbst beim letzten Spiel in Hamburg, als Experimente angekündigt waren, durfte Kania nicht Teil des Kaders sein. Dies konnte durchaus als eindeutiges Signal für die neue Saison interpretiert werden, weshalb sich Kania verständlicherweise Gedanken über seine Zukunft machte. Seine nahe Zukunft wird nun erstmal definitiv bei den Profis liegen, wie Olaf Rebbe bestätigte.


„Natürlich spielt Julian Kania in unseren Kaderplanungen weiter eine Rolle. Es gehört ja zu unserer Philosophie, dass sich NLZ-Spieler auch bei den Profis durchsetzen können. Julian wird die Vorbereitung bei uns mitspielen und bekommt dort wie jeder andere Spieler die Chance, sich in den Vordergrund zu spielen.“

Olaf Rebbe
zur Personalie Julian Kania nach dem Fiél-Abgang via BILD


Kania mit starker Regionalliga-Saison

Nun gilt es für den 22-Jährigen, diese Chance zu nutzen, nachdem ihm selbiges in der abgelaufenen Regionalliga Bayern-Saison gleich 24-mal gelang. Denn mit 24 Saisontoren wurde Kania Torschützenkönig. Dabei bewies er seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und erzielte fast 10 (!) Tore mehr, als nach Quantität und Qualität seiner Chancen statistisch zu erwarten gewesen wäre. Gleich 19 Tore erzielte Kania mit seinem starken rechten Fuß, 4 davon sogar durch direkt verwandelte Freistöße. Zudem zeigte sich der 1.93-m große Knipser gefährlich in der Luft und traf auch 4-mal per Kopf. Lediglich die Tatsache, dass Kania nur einmal mit dem linken Fuß netzte, schränkt seine ansonsten große Flexibilität bei der Torerzielung etwas ein. Dass ein solcher Stürmertyp bzw. überhaupt einmal ein Stürmer, der Tore erzielt, dem Spiel des 1. FC Nürnbergs guttun würde, steht außer Frage.

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Fiéls Zweifel an Kania nicht unberechtigt

Dass Fiéls Zweifel nicht völlig unberechtigt waren, zeigt der Blick auf frühere Torjäger aus der U23. Sowohl Muteba als auch Nischalke gelang der Durchbruch im Profi-Bereich bislang nicht. Zur Wahrheit gehört auch: Kania ist der erfolgreichste Torschütze innerhalb einer Saison seit dem Aufstieg der U23 in die Regionalliga im Jahr 2008 und kann somit seine Vorgänger zumindest toretechnisch überflügeln. Allerdings rührte die Skepsis von Fiél wohl ohnehin nicht aus Kania Torjägerqualitäten, sondern vielmehr aus seinen spielerischen Fähigkeiten.


„Auch wenn er in der Regionalliga 86 Tore machen würde, das ist die vierte Liga und wir spielen zwei Klassen höher.“

Cristian Fiél
angesprochen auf Julian Kania (Anfang Mai)


Kania: ausbaufähig im Passspiel

Tatsächlich zählte Kania in der abgelaufenen Regionalliga-Saison zu den Stürmern, die eher weniger ins Kombinationsspiel ihrer Mannschaft eingebunden waren. Obwohl die U23 des FCN über durchschnittlich 55% Ballbesitz verfügte, spielte und empfing Kania im Ligavergleich unterdurchschnittlich viele Pässe. Inwiefern seine geringere Bindung zum Spiel vielleicht sogar eine Anweisung des Trainerteams war, lässt sich nicht abschließend bewerten. Jedoch war auch die Qualität seiner Pässe mit 70% Präzision ausbaufähig. Dass Kania trotzdem immer wieder Bälle festmachen und verteilen kann, bewies er beispielsweise beim Heimsieg gegen die Bayern-Amateure, als er häufig als Empfänger von langen Pässen fungierte, um das Münchner Pressing auszuhebeln. Auch seine 9 Torvorlagen zeigen, dass Kania immer wieder das Auge für den besser postierten Mitspieler hat, ohne als kreativer Passspieler bekannt zu sein.

Kania: mit Selbstvertrauen und neuem Trainer zu den FCN-Profis?

Freilich beinhaltet Kanias Spiel noch die ein oder andere Schwäche, was in der Entwicklung eines 22-jährigen Spielers völlig normal ist. Allerdings bringt er die wichtigste aller Eigenschaften eines Stürmers mit: Torgefahr. Schon allein, weil beim 1. FC Nürnberg diesbezüglich die Ansprüche zuletzt massiv gesunken sein dürften, lohnt es sich, Julian Kania eine faire Chancen zu geben. Sein Zug zum Tor und seine Physis könnten bei verbesserter Entscheidungsfindung auch in der 2. Bundesliga für Furore sorgen. Insbesondere bei mentalen Punkten wie dem Finden von Entscheidung spielt Selbstvertrauen eine große Rolle. Mit dem Schwung aus der abgelaufenen Regionalliga-Saison und einer guten Vorbereitung könnte sich Kania das so wichtige und nötige Selbstvertrauen für eine Saison auf Profi-Niveau aufbauen. Wenn sich diese Aspekte noch mit einem Trainer potenzieren, der an ihn glaubt, könnte Julian Kania eine fest Rolle im Kader für die neue Saison spielen. Nichtsdestotrotz befreit dies den 1. FC Nürnberg nicht von der Pflicht, einen Torjäger von gutem Zweitliga-Format zu verpflichten.


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