Mutprobe gegen den HSV: Was der FCN diesmal besser machen muss

Im Hinspiel ließ der FCN Punkte liegen. Kann er sich nun gegen den formstarken HSV belohnen?

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Foto: DO IT NOW Media

Beste Saisonleistung

Der 1. FC Nürnberg dominierte den Hamburger SV – so sah es zumindest über weite Phasen des Hinspiels aus. Dennoch musste man sich bis zur 63. Minute gedulden, ehe Mahir Emreli – mit seinem bislang letzten Treffer für den FCN – zum 1:1 traf. Ein Auswärtssieg wäre verdient gewesen, weshalb man beim Club im Nachgang von zwei „verschenkten“ Punkten sprach. Angesichts des Gegners war es dennoch eine der besten Nürnberger Saisonleistungen – wenn nicht sogar die beste.

Kein Vergleich

Rückschlüsse aus dem Hinspiel lassen sich jedoch nur bedingt ziehen. Denn seit dem 14. Spieltag ist beim HSV nicht mehr Steffen Baumgart, sondern Merlin Polzin Cheftrainer. Der Punkteschnitt stieg von 1,54 pro Spiel unter Baumgart auf 2,07 bei seinem Nachfolger. Auch inhaltlich trifft der FCN nun auf einen deutlich gefährlicheren Gegner, der nicht zufällig mit 58 Toren die mit Abstand meisten der Liga erzielte.

Starker Kader

Der HSV verfügt über einen Kader, wie ihn viele Teams der Liga gerne hätten. Ein Blick auf die Stürmerposition verdeutlicht die Qualität in Breite und Spitze. Mit Davie Selke hat man einen intensiven Anläufer und starken Kopfballspieler im Team. Robert Glatzel steht ihm – auch wenn er lange verletzt ausfiel – in puncto Torjägerqualitäten nicht nach und versteht es zudem gut, sich aus der Stürmerposition in den Zehnerraum fallen zu lassen. Ransford-Yeboah Königsdörffer bringt mit seinen Tiefenläufen ein weiteres Element ins Spiel und hat auch bereits elf Saisontore erzielt.

FCN gefordert

Gegen den Ball erwartet den 1. FC Nürnberg am Samstag viel Arbeit. Der HSV agiert im eigenen Ballbesitz äußerst variabel. Oftmals ergibt sich ein 3-2-Aufbau durch einen absichernden Außenverteidiger, während Linksverteidiger Muheim häufig in den Sechserraum einrückt.

Das geschieht jedoch nicht statisch, sondern aus der Dynamik heraus. Ähnliches gilt für die Positionierungen der beiden zentralen Mittelfeldspieler Reis und Karabec. Besonders Karabec agiert als Freigeist, der immer wieder unterschiedliche Räume besetzt. Auf dem linken Flügel fungiert mit Dompé zudem einer der besten Dribbler der Liga als Breitengeber. Tim Janisch gab sich dennoch selbstbewusst und freut sich bereits auf diese Aufgabe.

Wir wollen agieren und wissen, dass wir dem HSV nicht so viel Ballbesitz geben dürfen, weil sie damit viel anfangen können. […] Sie sind personell so gut besetzt, dass du das nicht immer verhindern kannst.

Miroslav Klose
über den HSV und den Nürnberger Plan.

Schnittstellen schließen

Gegen Regensburg kassierte der FCN beide Gegentore nach einem Pass in die Schnittstelle zwischen Ondrej Karafiat und Berkay Yilmaz. Diese Räume gilt es gegen die Rothosen deutlich besser zu schützen. Denn der HSV nutzt Halbraum und Flügel so oft wie kein anderes Team der Liga. Ihr Spiel ist davon geprägt, sich in viele Rauten auf dem Spielfeld zu positionieren.

Das bedeutet: Der ballführende Spieler hat stets drei Anspielstationen – links, rechts und zentral. Innerhalb dieser Rauten wird konstant rochiert, um Räume hinter der gegnerischen Abwehr zu öffnen. Dieses Überladen der Flügelpositionen mit viel Bewegung ohne Ball ist ein Element, das auch bei der Klose-Elf häufig zu beobachten ist.

Gesamtpaket

Was den HSV derzeit auszeichnet, ist das Gesamtpaket. Die Mannschaft erspielt sich nicht nur Chancen aus dem Ballbesitzspiel, sondern ist auch im Umschaltspiel und bei Standards gefährlich. Eine weitere Stärke sind Flanken und Kopfbälle: Mit 15 Kopfballtreffern (Ligabestwert) ist der HSV in dieser Disziplin unangefochten. Neun davon gehen allein auf das Konto von Davie Selke, den es in der Box besonders zu verteidigen gilt.

Mit Ball gefordert

Für den FCN wird es wichtig sein, auch selbst mutig im eigenen Ballbesitz aufzutreten. Der HSV verteidigt oft mannorientiert und wechselt dabei im Laufe des Spiels zwischen verschiedenen Grundordnungen. Besonders Caspar Jander wird wohl erneut eine Sonderbewachung erhalten – vermutlich durch Reis.

Defensiv ist der HSV aber durchaus zu knacken. Die Mannschaft lässt sich durch Tiefenläufe und gegenläufige Bewegungen aus der Ordnung bringen. Kapitän Schonlau, der den verletzten Hadzikadunic vertreten dürfte, hat beispielsweise im Vorwärtsverteidigen Defizite.

Mut gefragt

Der 1. FC Nürnberg muss gegen den HSV nicht nur gut organisiert sein, sondern auch selbst Akzente setzen. Der Tabellenzweite hatte in dieser Saison vor allem dann Probleme, wenn der Gegner mutig auftrat. Die Klose-Elf hat mit ihren vielen Positionswechseln und Tiefenläufen durchaus Mittel, um dem HSV Schwierigkeiten zu bereiten. Vor ausverkauftem Haus können sich die Fans auf ein spielerisch gutes und taktisch spannendes Duell freuen. Der Club wird hoffen, an die Leistung aus dem Hinspiel anknüpfen zu können – diesmal im Idealfall mit einem anderen Ausgang.