Kurzfristige Umstellung? Kein Problem!
Jens Castrop fiel beim 1. FC Nürnberg aufgrund von Magen-Darm-Problemen und zu hoher Entzündungswerte kurzfristig für das 274. Frankenderby aus. Mit Rafael Lubach stand jedoch ein Ersatz parat, der Castrop bereits mehrfach gut vertreten konnte – und es beim 3:0-Heimerfolg nun erneut tat. Ansonsten rückte Ondrej Karafiat für Nick Seidel zurück in die Startelf. Mahir Emreli schaffte es immerhin in den Kader und verdrängte Janni Serra aus diesem.
Perfekter Start
Das Spiel begann für den FCN perfekt. Nach nicht einmal vier Minuten brachte Julian Justvan seine Farben in Führung. Vorausgegangen war eine Nürnberger Balleroberung, die symbolisch für gleich drei wichtige Elemente des Spiels stand. Erstens konnte man man erkennen, dass die Klose-Elf die nötige Schärfe für das Derby mitbringt. Gleichzeitig sah man, dass das Fürther Ballbesitzspiel stark ausbaufähig ist. Und zum anderen war offensichtlich, dass Nürnberg sich nicht nur in Umschaltsituationen viel erhoffte, sondern sie auch wieder deutlich besser ausspielte als zuletzt.
Nachdem man Fürth auf die linke Außenbahn lenkte, diese kein Personal für die Anschlussaktion in der Nähe hatten, presste der FCN mit vielen Spielern auf den ballführenden Luca Itter. Nach Caspar Janders Balleroberung kombinierte man sich schnell aus dem Druck heraus, sodass am Ende Stefanos Tzimas den Pass von Jander auf Justvan durchlaufen ließ, der sich die Chance nicht entgehen ließ.
Zähe Anfangsphase
In den darauffolgenden Minuten entwickelte sich jedoch zunächst eine eher zähe Partie. Fürth hatte zu Beginn mehr den Ball, wusste mit diesem aber nichts anzufangen. Der FCN verteidigte extrem kompakt. Die erste Pressinglinie aus Tzimas, Antiste und Justvan verteidigte aktiv und ging viele Wege im Spiel gegen den Ball. Das Mittelfeldduo aus Jander und Lubach sorgte für einen guten Anschluss dahinter und wusste, wann es sehr mannorientiert auf Green und Co. herausschieben musste. Die Schienenspieler verteidigten im richtigen Moment, wie vor dem 1:0 nach vorne und wurden durch die nach vorne springenden Halbverteidiger hinter sich gut abgesichert.
Die Folge daraus war, dass Fürth fast nur um den Nürnberger Block passte und kaum in gefährliche Räume kam. Auch von der großen Standardstärke war nichts zu sehen – obwohl der FCN in der Anfangsphase einige Eckbälle und Freistöße rund um den Strafraum zuließ. Auf der anderen Seite hatte der Club zu Beginn aber auch wenig Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte, sodass Torwart Jan Reichert in der Anfangsviertelstunde der Nürnberger mit den zweitmeisten Ballaktionen nach Kapitän Robin Knoche war.
FCN im Flow
Nach einer guten Viertelstunde fand der Club jedoch immer mehr in sein eigenes Positionsspiel und konnte den Fürthern mit diesem einige Sorgen bereiten. Zwar versuchte auch das Kleeblatt – ähnlich wie die letzten Gegner – auf eine Seite zu lenken, um dort zu Balleroberungen zu kommen, es gelang jedoch nicht. Immer wieder überlud Nürnberg die Ballseite und die Halbräume, wogegen die Gäste wenig Antworten fanden und auf der Ballseite nie Zugriff bekamen. Entweder spielte sich der FCN auf der Seite durch oder man verlagerte den Ball auf die verwaiste andere Seite.
Ein Beispiel dafür ist das 2:0. Fürth bekommt, wenn auch in Unterzahl in dieser Szene, keinen Zugriff am Flügel, sodass der „Frankenmeister“ über Justvan und Lubach in Richtung Janisch verlagern kann. Nach dem Vorderlaufen Drexlers lässt dieser Hrgota aussteigen. Seine Hereingabe vollendet Justvan zum 2:0, das der Gegner in der Entstehung denkbar schlecht verteidigte.
Tiefe entscheidet das Spiel
„Wir haben in dieser Woche bewusst die Tiefe angesprochen, weil zuletzt jeder den Ball in den Fuß haben wollte. Uns war klar, dass uns Fürth die Tiefe bieten wird. Deshalb war es heute extrem wichtig, diese Wege zu machen“, erklärte Doppelpacker Justvan nach dem Spiel diesen Teil des Matchplans. Beim vorentscheidenden 3:0-Treffer vor der Pause war die „Tiefe“ mal wieder ein entscheidender Faktor. Nach einem gegnerischen Einwurf verteidigt Drexler gut und eng am Mann auf Klaus heraus, Jander spritzt dazwischen und spielt den Ball mit dem ersten Kontakt auf den in die Tiefe startenden Tzimas, der Torwart Noll keine Chance ließ.
Verdiente Führung
So führte der 1. FC Nürnberg zur Pause schon komfortabel mit 3:0. Zwar zeigte man sich vor dem gegnerischen Tor sehr abgezockt und vollendete die wenigen Abschlüsse eiskalt, war aber auch ansonsten die total überlegene Mannschaft. Mit der nötigen Aggressivität, Kompaktheit, Sicherheit am Ball, dem Überladen der Halbräume und vielen Tiefenläufen verdiente man sich die Führung dennoch auch in der Höhe.
Überraschende Fürther Reaktion
Wer nun dachte, Fürth würde nach der Halbzeit nochmal alles probieren, um zurück in das Spiel zu finden, sah sich getäuscht. Stattdessen fielen sie nun in ein kompaktes 5-2-3 und störten die erste Nürnberger Aufbaulinie nicht. „Der Gedanke war schon, die zweite Halbzeit zu gewinnen“, sagte Fürths Trainer Jan Siewert nach der Partie und fügte weiter an: „Aber du musst natürlich aufpassen, dass du nicht unter die Räder kommst.“
Wenig Highlights
Der FCN wollte nicht, Fürth konnte nicht – so in etwa könnte man die zweite Halbzeit zusammenfassen. Es gab die ein oder andere Phase, in der der FCN nicht mehr ganz so scharf und sauber verteidigte wie noch vor der Pause, Fürth war aber nicht in der Lage daraus Kapital zu schlagen. Im Spiel nach vorne bot der FCN nun deutlich weniger Tiefenläufe, stattdessen kam man nun mehr kurz, reduzierte das Risiko und agierte nicht mehr so intensiv wie vor der Pause. Was bei einem Stand von 3:0 und einem schwachen Gegner aber auch irgendwo verständlich ist.
Perfekter Nachmittag
Unter dem Strich war es ein perfekter Nachmittag für den 1. FC Nürnberg. Man bezwang den Rivalen ähnlich dominant und souverän wie im Hinspiel. Zugleich war es offensiv sicherlich die beste FCN-Leistung seit einigen Wochen. „Der Matchplan ist voll aufgegangen, deshalb ein Riesenkompliment an mein Trainerteam“, war auch Trainer Miroslav Klose nach dem Derbysieg absolut begeistert. Mit dem 3:0 startet man somit ideal in die Länderspielpause und kann mit einer durchaus spannenden Tabellenkonstellation guten Mutes in die Endphase der Saison gehen. Aber zuvor wird man sicherlich den Erfolg im Derby gebührend feiern und genießen.