Mehr Flexibilität im Angriffsspiel? Diese Zahlen geben Hoffnung

Hat die Umstellung auf zwei Spitzen das Nürnberger Spiel flexibler gemacht – oder liegt der Fortschritt nur an den zuletzt zurückhaltenden Gegnern?

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Foto: fcn.de

Mini-Fortschritte gegen Münster?

Der wichtige 3:2-Heimsieg gegen Preußen Münster war noch weit von einer spielerischen Offenbarung des 1. FC Nürnberg entfernt. Besonders in der ersten Halbzeit knüpfte die Mannschaft nahtlos an die enttäuschenden Leistungen der Vorwochen an. Dank einer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte konnte man zumindest phasenweise gegen einen schwachen Aufsteiger überzeugen, was auf kleine Fortschritte hindeutet.

Mehr Variabilität dank Doppelspitze

Einer dieser Fortschritte liegt in der Flexibilität des Offensivspiels. Die Nominierung von zwei echten Stürmern half dabei sichtbar, auch weil sie nicht auf ihren Positionen verharrten, sondern durch ihre Beweglichkeit immer wieder anspielbar waren. Sowohl der Torschütze Stefanos Tzimas als auch sein Sturmpartner Mahir Emreli ließen sich regelmäßig zwischen die gegnerische Abwehr- und Mittelfeldreihe fallen, um Pässe zu empfangen. Beide Spitzen wurden jeweils 11-mal mit raumgewinnenden Pässen bedient. Diese Umtriebigkeit kam auch Justvan zugute, der mit 10 empfangenen raumgewinnenden Pässen ebenfalls regelmäßig in gefährlichen Räumen gefunden wurde.

Kleine Entwicklung erkennbar

Dass die drei offensivsten Nürnberger insgesamt 32-mal mit progressiven Pässen angespielt wurden und diese nahezu gleichmäßig verteilt waren, zeigt deutliche Fortschritte in der Flexibilität. Zum Vergleich: Im Auftaktspiel gegen Karlsruhe war das Spiel des Clubs in dieser Hinsicht noch sehr eindimensional. 15 progressive Pässe gingen auf Schleimer, während nur 10 auf die Flügelspieler Florian Pick und Kanji Okunuki verteilt wurden. Zudem kamen damals ein Viertel aller progressiven Pässe von Torhüter Jan Reichert. Mittlerweile zeigt sich der FCN variabler: In den vergangenen vier Spielen kamen nur noch 6% der progressiven Pässe vom Keeper, während es an den ersten vier Spieltagen noch durchschnittlich 15% waren.

Progressiver Knoche

Eine bessere Rolle bei dieser Entwicklung spielte zuletzt auch Innenverteidiger Robin Knoche. Durch die Umstellung auf eine Dreierkette konnte er vermehrt in den Spielaufbau eingebunden werden. Gegen Münster spielte Knoche insgesamt 22 raumgewinnende Pässe – davon kamen 86% beim Mitspieler an, was ligaweit den zweitbesten Wert am 8. Spieltag darstellte. Seine präzisen Zuspiele halfen dem FCN, mehr Kontrolle über das Spiel zu erlangen und die offensiven Aktionen teilweise variabler zu gestalten.

Zurückhaltende Gegner zuletzt

Bei aller Euphorie über diese positive Entwicklung bedarf es jedoch einer realistischen Einordnung der Zahlen. Zwei der letzten vier Gegner, Ulm und Münster, sind Aufsteiger, die Schwächen im Pressing offenbarten und den FCN teilweise ungestört agieren ließen. Auch die Hertha hatte nach ihrer Führung kein Problem damit, der Klose-Elf den Ball zu überlassen.

Trotz Verbesserung noch weit weg von gut

Dennoch kann man festhalten, dass das Offensivspiel des Clubs etwas variabler geworden ist und nicht mehr nur aus langen Pässen von Reichert in Richtung Schleimer besteht. Dazu trägt neben der Doppelspitze auch die individuelle Klasse dieser bei. Entscheidend wird nun sein, die Bewegungen der Stürmer besser mit dem Rest der Mannschaft zu koordinieren und diese Abläufe zu automatisieren. Denn individuelle Klasse allein wird gegen den Großteil der Zweitligisten nicht ausreichen. Das bekräftigen auch viele andere Performance-Daten, die allesamt noch weit weg von gut (z.B. zweitwenigsten gespielten progressiven Pässe und wenigsten Pässe ins letzte Drittel) sind.