Kloses löbliche Kritik
In den letzten Wochen war es lobenswert, dass Miroslav Klose trotz ordentlicher Punkteausbeute immer wieder den Finger in die Wunde legte. Er verschwieg die unbefriedigenden Auftritte seiner Mannschaft nicht, sondern äußerte offen seine Unzufriedenheit – so auch nach der verdienten Heimniederlage gegen Hertha. Doch nach dem Spiel kippte seine Kritik in eine deutliche Richtung.
Unsauberkeit als „Killer“
Klose sah die Gründe für die Niederlage vorrangig bei individuellen Fehlern. Als „Killer“ für das Spiel nannte er „zu viele unnötige Ballverluste“, die durch die Unsauberkeiten im Passspiel seiner Spieler entstanden. Zwar habe es der FCN geschafft, mehr Ballbesitz zu haben und bestimmte Räume zu bespielen, doch dass daraus nur zwei magere Abschlüsse resultierten, erklärte Klose mit unsauberen „letzten“ Aktionen: „Dann ist das Entscheidende, dass die Flanke und der letzte Pass sauber kommen. Das war alles viel zu unsauber.“
Fehlender Fortschritt aufgrund individueller Fehler?
Anstatt seinen Matchplan zu hinterfragen, richtete sich Kloses Kritik hauptsächlich gegen die Spieler, die seiner Meinung nach nicht genug aus dem Ballbesitz und den erarbeiteten Räumen machten: „Wenn wir uns mal durchgespielt haben, fehlt einfach diese Entschlossenheit und Dynamik.“ Er erklärte den langsamen Fortschritt auch mit der Entwicklung der jungen Spieler: „Es sind Fortschritte da. Aber leider gehen diese bei jungen Spielern langsamer voran, als wir es alle und vor allem ich gedacht haben.“
Unzufriedenheit über Zweikampfverhalten
Ein weiterer „Killer“ war laut Klose die Zweikampfquote. Obwohl diese mit 50 % im normalen Bereich lag, kritisierte Klose vor allem das Zweikampfverhalten seiner Mannschaft: „Das ist entscheidend in der 2. Liga. Damit war ich absolut nicht zufrieden.“ Seiner Meinung nach verpasste der FCN dadurch den Moment, Ballgewinne in den forcierten Zonen zu generieren.
Individual- statt Taktiktraining
Gefragt nach Lösungen, betonte Klose erneut individuelle Fähigkeiten: „Zweikämpfe, Passsicherheit, erster Kontakt. Das gibt dir Sicherheit als Fußballer.“
Klose mit Spieler- statt Selbstkritik
Wie Kloses Aussagen rund um die Niederlage gegen Hertha zu verstehen sind, sieht der Trainer die Fehler vor allem bei seinen Spielern. Während er anmerkte, dass man mehr Ballbesitz hätte, Räume bespielt hätte und bestimmte Zonen zu Balleroberung vorgebeben hätte, scheiterte es seinen Aussagen nach jedoch an der Ausführung auf dem Feld. Auch wenn er möglicherweise intern seine Arbeit kritisch reflektiert, vermittelt er nach außen ein Bild, in dem er wenig Selbstkritik an taktischen Vorgaben übt.
Individuelle Fehler: Symptom statt Ursache
Die Ursachen für Entwicklungen im Fußball sind oft komplex. Das dürfte auch für die aktuelle Situation des 1. FC Nürnbergs gelten. Doch je mehr Pflichtspiele der FCN absolviert, desto mehr erhärtet sich der Verdacht, dass es der Mannschaft an Lösungen mit Ball fehle. Aber nicht hauptsächlich – wie von Klose angeführt – weil die Spieler unsauber oder unentschlossen seien. Vielmehr scheint es an einem klaren Plan mit Automatismen zu fehlen. Die individuellen Fehler sind eher ein Symptom als die eigentliche Ursache der Probleme. Wenngleich die Spieler nicht von jeglicher Schuld freizusprechen sind.
Klose mit falschen Schlüssen?
Kritik ist wichtig, um sich zu verbessern. Doch wenn sie zu den falschen Schlüssen führt, wird es problematisch. An Kloses Fleiß und Einsatz liegt es sicher nicht: „Wir arbeiten täglich, damit die Dinge besser werden.“ Ebenso wenig dürfte es an mangelndem Einsatz der Spieler scheitern. Um die Spieler besser zu unterstützen, muss die Mannschaft eine klarere Spielidee entwickeln, die auf Automatismen und klaren taktischen Vorgaben basiert. Nur so lassen sich die individuellen Fehler langfristig reduzieren.