Klose lässt sich nicht blenden

So mancher Trainer würde einen Auswärtssieg bei einem unangenehmen Aufsteiger nutzen, um das eigene Spiel hoch zu loben. Doch nicht so FCN-Trainer Miroslav Klose, dessen knallharte Ehrlichkeit Grundlage zur Besserung ist.

1. FC Nürnberg Trainer Miroslav Klose Analyse Taktik Spielweise 2. Bundesliga FCN
Foto: fcn.de

Laut Statistik: verdienter FCN-Sieg in Ulm

In der Defensive ließ der 1. FC Nürnberg beim 2:1-Last Minute-Erfolg gegen den SSV Ulm nach Qualität und Quantität der Abschlüsse nicht mal Chancen für ein Tor des Gegners (0.86 xG) zu. Auf der anderen Seiten spiegeln die zwei erzielten Tore den eignen xG-Wert (2.06) wider, weshalb man von einem verdienten Sieg sprechen könnte. Auch die xG-Differenz von +1.2 in diesem Spiel konnte man in der Liga in den vergangenen 365 Tagen selbst nur viermal toppen. Diese Fakten würden einem Trainer genügend Argumente liefern, um die eigene Position nach den enttäuschenden Auftritten der letzten Wochen zu stärken.

Klose dennoch unzufrieden

Doch nicht so Miroslav Klose. Der FCN-Trainer macht keine Anstalten, die beiden glücklichen Saisonsiege schönzureden. Stattdessen legt er den Finger weiterhin in die Wunde und äußert seine Unzufriedenheit: „Meine Welt kann nur glücklich sein, wenn ich ein gutes Gefühl habe, wenn ich nach dem Spiel im Bus sitze und genießen kann. Das war gegen Schalke nicht so und das war gegen Ulm nicht so.“ Insbesondere nach der zweiwöchigen Länderspielpause hätte man sich – und wohl Klose selbst am meisten – eine deutliche Steigerung auf dem Platz in Ulm gewünscht.

Defensiv stabil

Dass die Mannschaft so gar keine Verbesserungen zeigte, kann man aber ebenfalls nicht behaupten. Dem stimmt auch Klose zu, der zumindest phasenweise, aber noch zu selten ein anderes Gesicht seiner Mannschaft gesehen hat. Damit meint Klose auch das „ordentliche“ Spiel gegen den Ball. Nur 11 zugelassene Schüsse liegen deutlich unter dem Durchschnitt des letzten Jahres von über 15. Ähnliches gilt für 13 Balleroberungen im Angriffsdrittel, was den besten Wert seit April darstellte.

Probleme im Ballbesitz

Die größeren Problemen liegen jedoch weiterhin im Spiel mit Ball: „Wir müssen in den Phasen viel dominanter und entschlossener vor dem Tor sein.“ Auch hier könnte Klose mit einem Ballbesitzwert von 55% argumentieren. Doch je weiter es in die gegnerische Hälfte ging, desto ungenauer wurde das Club-Spiel. Exemplarisch dafür: nur knapp die Hälfte aller ins Angriffsdrittel gespielten Pässe kamen an. Zur Einordnung: der Ligaschnitt aller Teams liegt bei 66%, der des FCN über alle 5 Spieltage bei 54%.

Glückliche FCN-Siege

Zum Gesamtkontext diese Sieges gehört, wie schon gegen Schalke, der glückliche Spielverlauf. Erst wird das vermeintliche 2:0 der Ulmer aberkannt, in der Nachspielzeit bekommt der FCN ein diskutablen Elfmeter zugesprochen und kann diesen erst im zweiten Anlauf verwandeln. „Letztendlich muss man festhalten, dass es ein glücklicher Sieg war“, resümiert Klose auch hier unverblümt und ordnet zudem die Leistung des Gegners und damit indirekt das ausbaufähige Niveau dieser Partie ein: „Wir können froh sein, dass sie heute vielleicht einen schwächeren Tag hatten, weil ich sie schon viel besser gesehen habe.“

Besserung durch Einsicht?

Gleichzeit ist sich Klose auch der Wichtigkeit der gewonnenen Punkte bewusst. Das daraus gewonnene Selbstvertrauen seiner Mannschaft wird sicherlich dabei helfen, die zwingend nötige Entwicklung voranzutreiben. Ebenso ist Kloses knallharte Ehrlichkeit mit sich und seiner Mannschaft ohne Zweifel hilfreich. Denn bekanntermaßen ist Einsicht der erste Weg zur Besserung. Und jene Besserung ist bislang noch kaum erkennbar:

„Es ist noch nicht das, was ich von meiner Mannschaft sehen möchte. Das werden wir analysieren und ansprechen, weil wir mehr Schritte nach vorne gehen müssen.“

Miroslav Klose
über das Spiel seiner Mannschaft gegen Ulm