Klarer Favorit gegen angeschlagene Kogge?

Vorschau zum 18. Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga: der 1.FC Nürnberg empfängt Hansa Rostock. Der CLUBFOKUS blickt analytisch auf die Partie.

Ausgangslage: Kein Treffen mit dem Ex

Auch wenn die Clubberer Wintervorbereitung ein paar Verletzungssorgen und Gegentore zu viel mit sich brachte, geht die Fiél-Elf am Samstag im Heimspiel gegen Hansa Rostock als relativ klarer Favorit in das Spiel. Der ehemalige Nürnberg-Trainer Alois Schwartz musste seinen Hut noch vor der Winterpause nehmen. Sein Nachfolger Mersad Selimbegović war zuvor zwischen 2006 und 2023 beim SSV Jahn Regensburg aktiv – erst als Spieler, später als Co-Trainer und Jugendcoach sowie am Ende etwa 4 Jahre als Cheftrainer der ersten Mannschaft.

Dass der ehemalige Jahn-Trainer zurück in der Liga ist, liegt an der Tabellensituation der Kogge. Hansa überwinterte auf Platz 16 und holte aus den letzten 9 Partien nur magere 5 Zähler. Mit 28 Treffern kassierten sie sogar weniger als der FCN, stellen aber zugleich mit lediglich 17 erzielten Toren eine der schwächsten Angriffsreihen der Liga. In der Wintervorbereitung zeigte man gegen die Dortmunder Reserve sowie gegen den Linzer ASK gute Leistungen, ehe man gegen den VfB Lübeck im letzten Tetspiel mal wieder eine sehr enttäuschende Leistung auf den Platz brachte.

Werte pro Spiel aus der 2. Liga-Saison 2023/2024.

Neuer Spielstil: aktiv, schnell und direkt

Extrem viele lange Bälle, Fokus auf dem Spiel gegen den Ball sowie wenig Ideen im letzten Drittel. Alois Schwartz trauten es die Verantwortlichen am Ende nicht mehr zu, diese eher negativ behafteten Eigenschaften im Spiel Rostocks zu verbessern. Tatsächlich belegt die Kogge in einigen Performance-Bereichen wie Passquote, lange Ballbesitzphasen, Pässe hinter die Kette zur Winterpause mitunter relativ deutlich das Schlusslicht der 2. Liga-Tabelle. Unter Mersad Selimbegović soll sich dies ändern. Doch was genau erwartet den Club am Samstag?

wir müssen gleich da sein, egal wie. egal, ob das über brechstange ist oder spielerisch. es geht nur darum, punkte zu holen.

Hansa-Trainer Mersad Selimbegović vor der Partie

Die Aktivität ist unter der Leitung des Bosniers eine deutlich höhere. Das nominelle 4-4-2 verschiebt sich gegen den Ball situativ zu einem 4-1-1-4, in welchem die 4 Offensivspieler mitunter sogar im Angriffspressing agieren. Dahinter rückt einer der beiden zentralen Mittelfeldspieler hoch, um die gegnerische Anspielstation im Zentrum zu schließen. Auch in tieferen Positionen möchtet man stets aktiv sein und aktiv Balldruck auf den ballführenden Spieler ausüben. Presst die Kogge hoch und wird überspielt, ergibt sich somit folglich viel Raum für den Gegner, um relativ frei auf die Abwehrkette zuzulaufen.

Im eigenen Ballbesitz baut man das Spiel über die beiden Innenverteidiger auf. Der ballnahe Außenverteidiger schaltet sich dabei regelmäßig mit in die Offensive ein, während der ballferne als Absicherung mit hinten bleibt. Eine häufig gesehene Spielfrequenz ist die Eröffnung über die Innenverteidigung auf einen Außenverteidiger, von wo aus der Ball möglichst schnell die Linie entlang gespielt wird. Über die Flügel möchte man das Spiel beschleunigen und von dort aus mit Tempo hinter die gegnerische Kette kommen.

Im Umschaltspiel ist der Plan, möglichst direkt, vertikal und zielstrebig in Richtung Offensive zu kommen. Erobert man den Ball im Mittelfeld, suchen die 4 Offensivspieler geradlinig den Weg in die Tiefe und werden dabei von einem zentralen Mittelfeldspieler unterstützt. Auch nach Ballverlust bleibt die Selimbegović-Elf – anders als unter dessen Vorgänger Schwartz – aktiv und geht in das direkte Gegenpressing über.

Mögliche Aufstellung der Gäste: Die Übergänge zwischen dem 4-4-2 und 4-2-3-1 können dabei fließend sein und hängen von der Position Prögers ab. Aufgrund der wechselhaften Vorbereitung sind einige Positionen nicht in Stein gemeißelt – auch Dressel könnte bspw. im Mittelfeld beginnen.

Schlüsselspieler: Alexander Rosspial

Einer der Spieler, der das schnelle und direkte Vertikalspiel verkörpert, ist der Rostocker Linksverteidiger Alexander Rossipal. Der 27-Jährige wird im Spielaufbau häufig gesucht und schlägt in der Folge viele lange Bälle in Richtung Offensive. In der Folge spielt er mit 38 Pässen pro 90 Minuten nicht nur die meisten insgesamt, sondern bringt auch die meisten Bälle bei Hansa in das Angriffsdrittel. Abgerundet wird sein Profil durch die beste Erfolgsquote im Kopfballduell bei der Kogge – starke 61% der Luftduelle entscheidet Rossipal für sich. Mit 3 Torvorlagen bereitete er in der Hinrunde zudem die meisten Treffer der Selimbegović-Elf vor.

Rostocks Stärken: Wucht und Tempo

Über 35% ihrer Tore erzielte die Kogge nach ruhendem Ball – Offensivstandards sind zweifelsfrei eine der besseren Disziplinen der Norddeutschen. Lediglich 2 Teams aus der Liga erzielten prozentual mehr ihrer Treffer nach Standards. Eine weitere Qualität ist das Tempo im Angriff. Mit Nils Fröling, Juan José Perea, Kevin Schumacher, Kai Pröger und Serhat-Semih Güler kommen gleich 5 Offensivakteure auf einen Top-Speed von über 34 km/h in dieser Spielzeit. Auch wenn in der Hinrunde vieles Stückwerk blieb, gab Rostock immerhin die viertmeisten Abschlüsse nach Konterangriffen ab.

Rostocks Schwächen: Ecken und Stabilität

Ruhender Ball – war das nicht eine Stärke? Ja, aber noch viel mehr ist es auch eine Schwäche. Tatsächlich verteidigte Hansa gegnerische Standards in der Hinrunde sehr schwach. Vor allem gegnerische Ecken landeten regelmäßig im eigenen Netz. Satte 7 Gegentreffer – und damit die meisten der Liga – kassierte man so. Die derzeit größte Schwäche ist aber die fehlende Sicherheit. Ein gutes Beispiel hierfür ist auch der ehemalige Nürnberger Simon Rhein. Der 25-Jährige überzeugte unter anderem im Test gegen Linz als Ballverteiler, um im folgenden Spiel gegen Lübeck viele unerzwungene Fehlpässe im Spielaufbau einzustreuen. Eine Situation, die die Problematik der taumelnden Kogge aktuell gut beschreibt.

Key to win für den Club: Struktur

Mögliche Startelf des Clubs: Mathenia wird zurück im Tor erwartet. Statt Valentini könnte auch der junge Jannik Hofmann rechts hinten beginnen. Neuzugang Sebastian Andersson wird voraussichtlich als Joker in der 2. Halbzeit auf Torejagd gehen.

Entscheidend wird es für den Club sein, an den eigenen Prinzipien im Spielaufbau festzuhalten. Auch wenn Selimbegovićs Rostock nicht permanent hoch anlaufen wird, setzt Rostock wohl vor allem zu Beginn des Spiels auf ein frühes Stören. Das 4-4-2, das wie bereits beschrieben im Angriffspressing situativ auch als 4-2-4 oder gar 4-1-1-4 interpretiert wird, bietet aber viele Räume im Rücken der ersten Pressinglinie. Vor allem durch die unter Cristian Fiél invers nach innen ziehenden Außenverteidiger ergeben sich für den Club viele Anspielmöglichkeiten zwischen den gegnerischen Ketten, um von dort aus das Spiel zu beschleunigen. Verliert man den Ball, gilt es für die Außenverteidiger, von den Halbräumen aus möglichst schnell wieder die eigene Seite zu schließen. Schließlich spielt Rostock sehr direkt und geradlinig über die Flügel nach vorne.

Ausblick: Nürnberger Favoritenrolle

MERSAD HAT EINE ANDERE IDEE [als sein vorgänger]. ES WIRD KEINE LEICHTE AUFGABE MORGEN.

Club-Trainer Cristian Fíel vor der Partie gegen Hansa Rostock.

Der Club geht als relativ klarer Favorit ins Spiel und sollte im Heimspiel gegen ein instabiles und personell angeschlagenes Hansa Rostock seiner Rolle gerecht werden. In etwa 30.000 Zuschauer werden das Spiel besuchen – darunter mindestens 2.700 Fans aus Rostock.

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