Klare Testspielniederlage: Club enttäuscht & Schindler erklärt

Der 1. FC Nürnberg enttäuscht beim Testspiel gegen den FC Ingolstadt defensiv wie offensiv auf ganzer Linie. Der verletzte Christopher Schindler erklärt im Rahmen der 0:2-Niederlage einen der Mitgründe für die Nürnberger Inkonstanz in dieser Saison. Was zur klaren Niederlage gegen den Drittligisten führte und welche Statistik Schindlers These eindeutig bestätigt, jetzt beim CLUBFOKUS!

1. FC Nürnberg Glubb Analyse Daten Taktik
Foto: fcn.de

Nur ein Testspiel?

Testspiele sollte man nicht überbewerten, vor allem die Ergebnisse dieser. Gleichzeitig darf man natürlich auch nicht den Mantel des Schweigens über sie legen. Zumal die Schanzer sicherlich nicht mit dem größten Selbstvertrauen ausgestattet waren. In den vergangenen 6 Partien in der 3. Liga konnte die Köllner-Elf lediglich 2 von 18 möglichen Punkten einsammeln und steht dadurch mit Platz 11 im Mittelfeld der 3. Liga.

Nürnberger Aufstellung: B-Elf?

Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass mit Brown, Uzun, Castrop und Co. gleich mehrere Leistungsträger fehlten. Nichtsdestotrotz standen mit Mathenia, Márquez, Gürleyen, Valentini, Geis, Hungbo, Schleimer und Okunuki immerhin 8 Spieler aus der heutigen ersten Elf auch im 1. Saisonspiel gegen Hansa Rostock in der Startelf. Erwähnenswert ist, dass Gyamerah nominell als Linksverteidiger auflief. Auch die Doppel-8 war mit Duman und Schleimer durchaus offensiv ausgerichtet.

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Die Nürnberger Grundformation: gegen den Ball sah man häufig ein 4-1-4-1.

Gyamerah und Valentini im Zentrum

Durchaus typisch für das Club-Spiel waren die Rollen der beiden Außenverteidiger. Vor allem bei Jan Gyamerah ist man es fast schon gewohnt, dass er im eigenen Ballbesitz sich sehr frei auf dem Spielfeld bewegt und viele Bälle fordert. Er rückte genauso wie Enrico Valentini auf der rechten Seite im Spielaufbau in die Mitte. Der nominelle 6er Johannes Geis kippte hingegen neben die beiden Innenverteidiger Gürleyen und Márquez ab, um das Spiel von hinten heraus mit 3 Leuten zu eröffnen.

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Nürnberger Struktur im eigenen Ballbesitz in der 1. Halbzeit: Inverse Außenverteidiger und ein abkippender Geis.

Viel (ungefährlicher) Ballbesitz für den Club

Schon früh sah man, dass die Gäste sich in der Außenseiterrolle wohl fühlten. Die Schanzer hatten wenig Interesse daran, das Spiel selbst zu gestalten und überließen der Fiél-Elf den Ball. Gegen den Ball variierten die Schanzer in ihrer Pressinghöhe, fanden aber zumeist Gefallen daran, den Club bis zur Mittellinie gewähren zulassen. Bis hierhin kam der Club auch problemlos – weiter in Richtung Offensive aber nur selten. Zu oft verpasste man es, das Spiel mit Rhythmuswechseln zu beschleunigen und zu häufig verlor man den Ball bei gegnerischen Drucksituationen wieder. Manchmal auch ohne Drucksituation.

Wenig Nürnberger Druckphasen

In der Folge war vom FCN im Angriff nur wenig zu sehen. Im 1. Durchgang konnte phasenweise Hungbo auf sich aufmerksam machen, in der 2. Halbzeit blieben die Offensivmomente nahezu komplett aus. Über die gesamte Spielzeit verpasste man es, mal über einen längeren Zeitraum den gegnerischen Strafraum zu belauern. Denn neben den spielerischen Problemen im Übergangsspiel und vieler technischer Fehler kam ein nicht ausreichendes Gegenpressing dazu. Zu oft konnten sich die Gäste nach Balleroberung befreien und in Richtung Offensive umschalten.

Club-Spieler betreiben wenig Eigenwerbung

Eine vollumfängliche Einzelkritik wäre nach der Leistung sicherlich nicht gerecht – denn positiv auffallen konnte keiner wirklich. Gyamerahs Spielstärke blitzte phasenweise auf und auch Hungbo konnte im 1. Durchgang ein paar Akzente setzen. Mehr als Ansätze waren es aber nicht. Deutlich länger hingegen ist die Liste an ungenügenden Leistungen. Die erfahrenen Geis und Mathenia trugen maßgeblich zum ersten Gegentor bei. Erst spielte Geis den Schanzern den Ball in die Beine. Dann ließ Mathenia einen eigentlich harmlosen Distanzschuss durch die Hosenträger rutschen. Okunuki und Goller war das fehlende Selbstvertrauen anzumerken. Keiner der Ersatzspieler kann behaupten, sich für einen Startelfeinsatz in Berlin empfohlen zu haben. Egal, ob fehlendes Passtempo im Spielaufbau, haarsträubende Fehlpässe im defensiven Mittelfeld, technische Fehler auf der Außenbahn oder kaum Ballaktionen im Angriff. Die Nürnberger Mannschaft enttäuschte nahezu ganzheitlich. Letztendlich verhinderten zweimal Aluminium und ein Platzfehler vor dem leeren FCN-Tor eine höhere Niederlage.

Laut Schindler: Spiel gegen Ball mitentscheidend für fehlende Konstanz

Der verletzte Club-Innenverteidiger Christopher Schindler, der im Live-Stream auf YouTube als Co-Kommentator in der zweiten Hälfte fungierte, versuchte sich einer Erklärung für die fehlende Konstanz im Nürnberger Spiel in dieser Saison. Als einen der Mitgründe sieht der 33-Jährige die Schwächen im Anlaufen des gegnerischen Ballbesitzes: „Wenn wir aggressiv Anlaufen wollen, müssen wir das im engen Raum machen. Es macht keinen Sinn, das nur über zwei Drittel des Spielfeldes zu machen.“ Mit nicht kompaktem Pressing käme man immer zu spät, was in der Folge auch für den Kopf nicht gut wäre. Stattdessen müssen man es schaffen, das Spielfeld „klein zu halten“ und in engen Räumen aggressiv zu sein. Das führe zu mehr erfolgreichen Aktionen und einer positiven Bestärkung. Schindler weiter: „Dazu muss man mutig sein in der letzten Kette und vorne die Bereitschaft haben, ein-, zwei-, dreimal umsonst zu laufen.“ Dies sei allerdings kein einfacher Prozess. Schließlich sind Timing und Gefühl für den Pressingauslöser entscheidend.

Statistik bekräftigt Schindlers These

Tatsächlich – das zeigte nicht nur das letzte Ligaspiel gegen den FC St. Pauli – hat der 1. FC Nürnberg in dieser Saison große Probleme damit, den gegnerischen Ballbesitz unter Druck zu setzen. Statistisch gesehen befindet sich der Club in puncto Pressing im letzten Drittel der Liga, im Gegenpressing ist man sogar Schlusslicht. In letzter Konsequenz erobert der 1. FC Nürnberg die mit Abstand wenigsten Bälle in der bisherigen 2. Bundesliga-Saison.

Viel Arbeit für FCN bis Berlin

Um in 9 Tagen bei der Berliner Hertha zu bestehen, deren Spiel auf Balleroberungen im Mittelfeld ausgelegt ist, bedarf es in den nächsten Tagen also noch viel Trainingsarbeit für Cristian Fiél und seine Mannschaft.

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