Keine Punkte trotz Überlegenheit?
Maximal unglücklich verlor der 1. FC Nürnberg sein erstes Heimspiel der neuen Saison mit 0:1 gegen den SV Darmstadt 98 – durch einen späten Gegentreffer in der 94. Minute. Damit steht man zum zweiten Mal in Folge, nachdem man 89 Minuten lang die Null gehalten hatte, ohne Punkte da.
Dementsprechend bedient war Robin Knoche nach dem Abpfiff, auch wenn er die Leistung nicht schlecht fand: „Es ist extrem bitter, wie es gelaufen ist. Ich glaube, du bist – noch mehr als letzte Woche – die klar bessere Mannschaft“, sagte der 33-Jährige via Sky und sprach von „drei, vier hochkarätigen Chancen“ seiner Mannschaft. Doch was sagen die Daten?
Daten & Trainer: Ausgeglichenes Spiel
Geht man nach den Expected Goals – also der Qualität und Quantität der Torchancen –, ergibt sich über mehrere Datenanbieter hinweg ein ausgeglichenes Bild: 1,3 zu 1,4 laut DFL, 0,9 zu 1,3 laut Wyscout und 0,8 zu 1,3 laut FotMob. Demnach hätten sogar die Darmstädter – wie letztlich auch im Ergebnis – leicht die Nase vorn gehabt. Dieser Wert hängt allerdings stark mit der hohen Chancenqualität des späten Siegtreffers zusammen.
Entsprechend decken sich die Einschätzungen der beiden Trainer mit den Zahlen: „Ein Spiel, das kein Sieger verdient gehabt hätte“, gab Lilien-Trainer Florian Kohfeldt bei Sky zu, während Miroslav Klose betonte, dass seine Mannschaft diese Niederlage „nicht verdient“ gehabt hätte.
Probleme bei der Chancenkreation
Trotz dieser Ausgeglichenheit kämpft der FCN zum Saisonstart weiter mit offensiven Problemen – vor allem im Übergang ins Angriffsspiel. Je näher man dem gegnerischen Tor kommt, desto ungenauer wird das Passspiel. Während die Passquote gegen die Lilien in der eigenen Hälfte noch bei 91 % lag, fiel sie in der gegnerischen Hälfte auf nur 62 % – und im Angriffsdrittel sogar auf 53 % – in diesem Ausmaß ein zu großer Abfall.
Kein Wunder also, dass die Chancenkreation stockt: Gerade einmal 0,76 Expected Goals aus dem Spiel heraus sammelte der Club in den Partien gegen Darmstadt und Elversberg – wenn auch mit leicht positivem Trend gegen die Lilien.
Fehlende Effizienz trotz gefährlicher Ecken
Hinzu kommt die mangelnde Chancenverwertung: Nach Expected Goals hätte der Club in den beiden Spielen insgesamt gut zwei Tore erzielen müssen. Die größten Gelegenheiten resultierten dabei aus Ecken – etwa die Kopfbälle von Knoche und Fabio Gruber aus kurzer Distanz, die Darmstadt-Keeper Marcel Schuhen parierte. Eine Woche zuvor traf Artem Stepanov den Ball nach einer Ecke nicht richtig. Aus dieser neuen Standards-Stärke konnte der Club bislang kein Kapital schlagen.
Und wenn man vorne nicht trifft, bleibt als zweitbestes Ergebnis ein 0:0 – doch selbst daran scheiterte Nürnberg zweimal knapp. Positiv: Beim Verteidigen des gegnerischen Ballbesitzes war eine Verbesserung erkennbar, gegen Darmstadt ließ man nur fünf Abschlüsse zu hiernach zu – wenngleich die beiden Gegentore aus den ersten beiden Spielen unter dem Strich nicht unverdient waren.
Zu wenig gute Phasen – „Vertrauen in die Jungs“
Aktuell verpasst es der FCN, in seinen guten Phasen Tore zu erzielen: „Das ist der Punch. Wir müssen in Führung gehen, weil dann können wir das Ding vielleicht auf unsere Seite biegen“, weiß auch Klose. Zudem sind jene gute Phasen noch zu kurz – gegen Darmstadt reichten starke 25 Minuten nach zuvor durchwachsenen 60 nicht aus – ähnlich sah es umgekehrt in Elversberg.
Derzeit fehlt die Durchschlagskraft, um Siege zu erzwingen – was womöglich mit Verstärkungen behoben werden könnte. Kapitän Knoche will davon aber nichts wissen: „Das ist mir völlig egal“, entgegnete er auf die Frage nach möglichen Neuzugängen. „Ich habe vollstes Vertrauen in die Jungs, die da sind“, stellte er klar und nahm die aktuelle Mannschaft in Schutz.