Punktgleich mit dem Ex
7 Punkte treffen auf 7 Punkte, Miroslav Klose trifft auf Cristian Fiél, der 1. FC Nürnberg trifft auf die Hertha aus Berlin. Am 6. Spieltag steigt ein Duell im Max-Morlock-Stadion, das viele Geschichten mit sich bringt. Dass die beiden Teams vor dem direkten Duell punktgleich dastehen, sorgt auf Berliner Seite für deutlich weniger Zufriedenheit. Manövriert sich die „alte Dame“ mit einer Niederlage in die Ergebniskrise? Macht der FCN spielerisch Fortschritte? Auf was muss die Klose-Elf beim Gegner achten?
Personaldecke spricht für den Club
Personell kann Miroslav Klose nahezu aus dem Vollen schöpfen. Neben Tim Handwerker fehlt lediglich Janni Serra, der noch Defizite in Sachen Fitness aufweist. Spannend wird nicht nur die Startelf, sondern auch die Kadernominierung für das Heimspiel am Samstag sein. In Ulm verzichtete Klose auf prominente Namen wie Sevcik, Lubach, Pick und Co. Die Hertha hingegen musste zuletzt einige schmerzhafte Ausfälle hinnehmen. Nicht nur, dass Kempf und Tabakovic kurz vor Ende der Transferperiode wechselten. Reese, Karbownik, Gechter, Dudziak und Brooks sind weitere Namen des prominent besetzten Lazaretts.
Wie stellt Klose auf?
Spannend wird, für welche Herangehensweise sich Miroslav Klose und sein Trainerteam entscheiden werden. In der Pressekonferenz vor dem Spiel sprach er davon, dass es möglich sei, dass man sich in Phasen des Spiels auch mal zurückziehen wird. Auch die Anordnung ließ er komplett offen. Eine Rückkehr zum „ursprünglichen“ System, also dem Spielaufbau aus der Viererkette mit Florian Flick davor, aber auch der Dreieraufbau sei erneut möglich. Anders als gegen Ulm könnte es auch sein, dass vor diesem Caspar Jander einen Nebenmann bekommt. Gegen sehr hoch pressende Herthaner bedarf es in jedem Fall viel Qualität im Spielaufbau.
Wenig Ballbesitz für Klose-Elf?
Gegen Ulm verzeichnete der FCN zum ersten Mal in dieser Saison mehr Ballbesitz als der Gegner. Dass dies erneut passiert, erscheint unrealistisch. Die Hertha ist bislang die Mannschaft mit dem höchsten Ballbesitzanteil (61%) der Liga. Ohnehin agiert man sehr variabel und geduldig im eigenen Spielaufbau und baute bereits aus verschiedenen Strukturen das eigene Spiel auf. Zuletzt rückte Linksverteidiger Zeefuik häufig in den 3er-Aufbau, während Rechtsverteidiger Kenny sehr weit hoch auf die letzte Linie schob und der nominelle rechte Flügelspieler Cuisance in den Halbraum ging. Nicht selten positioniert sich die Hertha sogar mit 5 Spielern in der letzten Linie.
Spielstark – bis ins letzte Drittel
Die Hertha spielt die meisten Pässe aller Zweitligisten in das gegnerische Drittel. Über viele Dreieck- und Rautenbildungen findet man mit Steil-Klatsch-Aktionen häufig den freien Spieler im Mittelfeldzentrum, in welchem allen voran der junge Maza heraussticht und unter anderem die meisten Dribblings der Liga führt. Auf der einen Seite den Gegner anlocken, die Situation auflösen und durch das Zentrum verlagern ist ein häufig genutztes Mittel der Fiél-Elf. Bekommt man hierfür die nötigen Räume, wie beispielsweise gegen Kaiserslautern, ist die Offensive nur schwer zu stoppen. Gegen tiefstehende Gegner wie Paderborn, Düsseldorf oder auch Regensburg fehlte jedoch rund um die Box der entscheidende Punch – auch weil man im Sturmzentrum mit Schuler und Co. nicht über die aller höchste Qualität verfügt.
So trifft der FCN
Aus dem Ballbesitzspiel heraus bedarf es deutlich mehr Qualität beim Club als zuletzt, um gegen das sehr hohe und mannorientierte Pressing der Berliner zu Torchancen zu kommen. Nach Balleroberung gilt es das starke Gegenpressing der Gäste zu überspielen, woraufhin sich Chancen gegen unter anderem Kapitän Leistner ergeben könnten, der weder die nötige technische Komponente noch das Tempo für das anvisierte Spiel Herthas mitbringt. Dass die Hertha 4 ihrer 8 Gegentreffer nach ruhenden Bällen kassiert, ist ebenfalls kein Zufall. Denn die angepeilte Mischung aus einer Raum- und Manndeckung funktioniert überhaupt nicht. In der Defensive gilt es, eine gute Balance zwischen kompaktem Verteidigen und einer gesunden Aggressivität zu finden. Ist man zu passiv, können die Berliner den FCN am eignen Strafraum einschnüren. Offenbart man durch ein zu forsches Anlaufen größere Räume, ist die Hertha in der Lage, diese durch ihr Qualitäten am Ball zu bespielen.
Balance als Schlüsselfaktor
„Ich habe ganz am Anfang von 5-6 Spielen gesprochen, die meine Mannschaft braucht.“
Miroslav Klose
nach dem 1:1 in Darmstadt
Auch wenn Klose diese Aussage zuletzt auf 5-7 Spiele korrigierte, so wäre das siebte Pflichtspiel dieser Saison ein guter Zeitpunkt, um nicht nur punktetechnisch, sondern auch spielerisch zu überzeugen. Dafür bedarf es nicht nur beim Spiel gegen den Ball einer guter Balance. Während man wochenlang einen hohen Fokus auf Angriffe durchs Zentrum legte, war in Ulm hingegen der Flügel überbesetzt. Um die Hertha vor viele Aufgaben zu stellen, muss der 1. FC Nürnberg die von Trainer Klose vielzitierte „Variabilität“ und „Intensität“ an den Tag legen. Das gilt sowohl für die Spieler, die auf dem Platz stehen, als auch für den Trainer, der den dafür hoffentlich geeigneten Matchplan vorbereitet hat. Angesichts der Probleme, die die Hertha in der Frühphase dieser Saison begleiten, muss sich der FCN jedoch nicht vor dem gebeutelten Aufstiegsfavoriten verstecken.