„Kein Panikkauf“ – Chatzialexiou verteidigt Last-Minute-Transfer

Der Sportvorstand erklärt die Rolle des Sturmneuzugangs und zieht dabei Vergleiche mit Dresden und Saarbrücken.

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Foto: DO IT NOW Media | FCN.de

Einkaufstour nach Jander-Abgang

Insbesondere nach dem Verkauf von Caspar Jander nahmen die Transferaktivitäten des 1. FC Nürnberg nochmal ordentlich Fahrt auf. Gleich vier Spieler verpflichtete der Club an den letzten beiden Tagen des Sommertransferfensters. Neben Tim Drexler, Pape Diop und Adam Markhiev konnte man am Montagabend auch noch die Verpflichtung des 34-jährigen Adriano Grimaldi vom Ligakonkurrenten SC Paderborn bekanntgeben. Stimmen, die eine Strategie hinter diesem Vorgehen anzweifelten oder es als Impulsreaktion auf eine bislang lahmende Offensive werteten, wurden zunehmend lauter.

Profil Zielspieler

Dagegen wehrt sich Joti Chatzialexiou entschieden: „Adriano ist kein Panikkauf.“ Stattdessen sei Grimaldi „sehr klar und bewusst ausgewählt“ worden. Der Sportvorstand schätzt besonders die „Präsenz“ des 1,88 Meter großen Angreifers, mit der man „ein Spiel verändern“ könne – „auch hinten raus“: „Jede Mannschaft – ob ich jetzt Dresden oder Saarbrücken nehme mit Kutschke oder Brünker – hat immer wieder eklige Spieler, die sie reinschmeißen können.“

Dabei scheint vor allem das Profil des Zielspielers den FCN überzeugt zu haben: „Er ist in den Zahlen einer der besten Spieler der 2. Liga, was Bälle halten angeht.“ Tatsächlich empfing der bullige Deutsch-Italiener in der Vorsaison die meisten langen Pässe, führte die meisten Luftduelle, verzeichnete die zweitmeisten Schüsse und den dritthöchsten Expected-Goals-Wert – jeweils pro 90 Minuten.

Grimaldi als Joker?

Auch über Grimaldis Rolle in der Mannschaft zeichnete Chatzialexiou ein klares Bild. Junge Sturmkollegen wie Artem Stepanov soll er unterstützen, schnelle Spieler wie Mickael Biron und Mohamed Ali Zoma mit seiner Physis ergänzen: „Er kennt die Rolle, über die haben wir gesprochen. Mit der ist er auch einverstanden. Er wird alles für die Mannschaft geben, um uns in den Momenten, in denen er spielen wird, das zu zeigen, was wir uns von ihm wünschen und uns vorstellen.“

Klingt ganz danach, als würde der Routinier nicht als uneingeschränkter Stammspieler eingeplant sein, sondern – ähnlich wie zuletzt in Paderborn – punktuell und je nach Spielsituation eingesetzt werden. In der Vorsaison wurde Grimaldi bei 28 Einsätzen 21-mal eingewechselt und avancierte mit fünf Jokertoren zum torgefährlichsten Einwechselspieler der Liga.

Transfer nachvollziehbar

Inwiefern dieser Transfer eine direkte Reaktion auf die bisherigen Sturmprobleme der Klose-Elf war, erklärte Chatzialexiou nicht. Zwar ist es plausibel, dass durch den Jander-Verkauf neue Kapazitäten für Neuzugänge entstanden. Doch dass Grimaldi schon seit Monaten im Fokus des FCN stand, ist eher unwahrscheinlich. Immerhin verlängerte der gebürtige Niedersachse erst im April seinen eigentlich auslaufenden Vertrag in Paderborn – bei frühzeitiger Kontaktaufnahme hätte man ihn im Sommer wohl ablösefrei bekommen können.

Nichtsdestotrotz ist dieser Transfer isoliert betrachtet durchaus nachvollziehbar. Tatsächlich fehlte dem FCN bislang sowohl ein echter Zielspieler als auch ein gefährlicher Joker. Inwiefern Grimaldi nun in dieser Saison ähnlich effektiv für den Club sein kann wie zuvor für den SCP, bleibt angesichts seiner inzwischen 34 Jahre abzuwarten.