Wenig Spielkontrolle
Nicht einmal 77 % betrug die Passquote des 1. FC Nürnberg in Kaiserslautern. Allein diese Zahl unterstreicht, dass es dem FCN nicht wirklich gelang, seinen gewünschten Spielstil in Form von viel Ballbesitz und Kurzpassspiel an den Tag zu legen. Es war die schwächste Passquote der Franken in dieser Spielzeit, die 15 % ihrer Bälle lang spielten – ebenfalls ein Saisonhöchstwert. Den Ball konnte man in der Offensive vor allem in der ersten Halbzeit kaum behaupten, insgesamt entschied der FCN lediglich 34 % aller Luftduelle für sich.
Einer der Faktoren hierfür war die fehlende Pressingresistenz im tiefen Spielaufbau. Kein Spieler aus der Viererkette erreichte eine Passquote von 80 % oder mehr, Tim Drexler und Luka Lochoshvili blieben mit jeweils nur 68 % weit hinter den Ansprüchen eines kontrollierten Spielvortrags zurück. Das führte dazu, dass der Club mit nur drei Pässen pro Ballbesitzphase so wenig wie noch nie zuvor in der Saison 2025/26 spielte.
Torgefahr täuscht
In etwa zwei Tore hätte der FCN den Expected Goals zufolge erzielen können. Zieht man jedoch die beiden Strafstöße ab, bleibt laut dem Datenanbieter Wyscout deutlich weniger als 1 Expected Goal übrig. Auch in Rückstand liegend nach der Pause waren die Nürnberger Druckphasen nicht von langer Dauer. In puncto Strafraumaktionen hatten die Pfälzer in der zweiten Halbzeit mit 11:7 sogar die Nase vorn.
Vier der sieben Strafraumaktionen beim Club hatte der eingewechselte Mickael Biron, der aus seinen Aktionen aber wenig herausholte. Auch Joker Semir Telalovic blieb blass. In der 71. Minute eingewechselt, stand er inklusive Nachspielzeit rund 25 Minuten auf dem Feld – und brachte es auf nur magere vier Ballkontakte. Die meisten Ballverluste auf Nürnberger Seite hatte Julian Justvan, der mit einer Passquote von 62 % die schwächste aufwies.
Boxbesetzung?
Ein Thema, das nach wie vor präsent ist, bleibt die Nürnberger Boxbesetzung. Zumindest legt das die Bilanz der FCN-Flanken nahe. In den letzten vier Partien schlugen die Franken 57 Flanken, wovon gerade einmal acht beim Mitspieler ankamen – eine Erfolgsquote von 14 %. Im selben Zeitraum gestattete man dem Gegner hingegen 72 Hereingaben, von denen ganze 33 ihr Ziel erreichten, was einer deutlich höheren Präzision von 46 % entspricht.
Auch das Thema Standards bietet weiterhin viel Luft nach oben. Während lediglich eine der acht Nürnberger Ecken in einem Abschluss mündete, waren es bei Kaiserslautern drei von vier.
Kein hohes Pressing
Auf Angriffspressing setzte der FCN in Kaiserslautern nicht wirklich. Auch dies belegen die Zahlen: Der FCK hatte am Ende nicht nur 54 % Ballbesitz, sondern stellte gleich mehrere Saisonhöchstwerte auf. 412 gespielte Pässe und eine Passpräzision von 82 % übertraf Kaiserslautern lediglich beim Auswärtsspiel in Fürth, in dem der Gegner bereits in der ersten Minute eine rote Karte erhielt. Darüber hinaus spielte der FCK die meisten erfolgreichen raumgewinnenden Pässe seiner bisherigen Saison.
Unter anderem dank Luka Lochoshvili, der mit 17 Balleroberungen die meisten auf dem Feld verzeichnete, konnte der FCN vieles davon aber noch verhindern. Auch Jan Reichert agierte sehr aufmerksam und hatte sogar die zweitmeisten Balleroberungen auf Nürnberger Seite.
Glück verdient
All das sind Zahlen, die Miroslav Kloses Aussage eines „sehr, sehr guten Zweitligaspiels“ nicht wirklich stützen. Freilich machte der Club auch Sachen gut. Aber in den vergangenen Wochen waren bereits deutlich stärkere Auftritte dabei, weshalb man sich den Lucky Punch und den glücklichen Punktgewinn dann auch mal verdient hat. Mit Braunschweig, Dresden, Bielefeld, Magdeburg und Fürth warten in den kommenden Wochen auf dem Papier nun deutlich leichtere Gegner, gegen die es dann – Leistung hin oder her – Siege braucht.



