Unzufrieden mit der Defensive
Mit 9 Gegentreffern nach 4 Spieltagen zeigt man sich beim 1. FC Nürnberg unzufrieden mit der eigenen Defensive. Wie Sportvorstand Joti Chatzialexiou bestätigt, lag im Testspiel gegen Aue (6:0) der Fokus dementsprechend bei der eigenen Abwehrarbeit, um „kompakter zu stehen und nicht die Ordnung zu verlieren“. Selbiges war im letzten Spiel gegen Magdeburg im Laufe der Partie passiert. Kapitän Robin Knoche sprach davon, dass es im Anschluss auch als Erfahrener schwierig war, noch auf die Partie Einfluss zu nehmen. Denn auch selbst erwischte er nicht seinen besten Tag. Ohnehin hat er noch nicht die Konstanz in seinem Timing, wie man es von ihm gewohnt ist. Seine Zweikampfquote von 55% gehört aktuell zu den schwächsten aller Zweitliga-Innenverteidiger.
Knoche und Jeltsch: gutes Duo?
Robin Knoche als Routinier mit über 300 Bundesligaeinsätzen, Finn Jeltsch als Riesentalent sowie U17 Welt- und Europameister. Ein Verteidiger, der eher abwartend absichert und einer, der gut und gerne nach vorne verteidigt. In der Theorie ein Innenverteidiger-Pärchen, das sich mit seinen Spielerprofilen und Stärken gut ergänzt. Auch die Performance-Daten der bisherigen Spielzeit unterstreichen die unterschiedlichen Spielweisen. Während Finn Jeltsch 8.5 Defensivduelle pro 90 Minuten führt, sind es bei Robin Knoche nur derer 5. Der 32-Jährige fängt hingegen 7 gegnerische Pässe in derselben Zeit ab und Jeltsch lediglich 5.
Knoche mit Schwächen
Die im Vorfeld angekündigte Kopfballstärke Robin Knoches lässt sich zumindest aus statistischer Sicht nur bedingt belegen. Lediglich 41% seiner Luftduelle konnte der FCN-Kapitän bislang für sich entscheiden. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Knoche in der Box bei gegnerischen Hereingaben immer sehr nah am Gegenspieler positioniert ist und diesen häufig entscheidend stört, auch wenn er den Zweikampf nicht für sich entscheidet. Viel offensichtlicher sind hingegen die Defizite im Antritt und in der Dynamik. Mit einem Top-Speed von 29 km/h gehört Knoche zu den langsamsten Spielern der 2. Bundesliga. In vielen Situationen kann er dies mit seinem guten Stellungsspiel kaschieren. Kann der Gegner allerdings mit Tempo hinter seinem Rücken davonlaufen, wird es schwierig. Während Finn Jeltsch 15 Sprints pro 90 Minuten führt, sind es bei Robin Knoche lediglich 8.
Würde Knoche von einer Umstellung profitieren?
Wie die BILD berichtet, denkt man beim 1. FC Nürnberg unter anderem über eine Dreierkette nach. Zwar verteidigte man auch gegen Darmstadt und Magdeburg mit 5 Spielern in der letzten Linie, schob bis dato aber Florian Flick nach hinten. Dies überlegt man nun zu ändern, wodurch Robin Knoche den zentralen Part der 3 Innenverteidiger übernehmen könnte. Dadurch würde nicht nur Knoches Tempodefizit kaschiert werden. Auch seine Stärke im Passspiel (90% Passquote) könnte er vom Zentrum aus sehr gut einbringen. Da er selbst mit dem Ball am Fuß wenig andribbelt (erst 1 progressiver Lauf, Jeltsch bereits 11), ist er hingegen als Halbverteidiger in einer Dreierkette nur bedingt geeignet.
Robin Knoche: die erhoffte Verstärkung?
Robin Knoche liefert bislang in etwa das ab, was man von ihm erwarten konnte. Der Cluberer Spielführer ist stark darin, die Tiefe mit seinem guten Stellungsspiel zu sichern und darüber hinaus für Zweitligaverhältnisse sehr ballsicher. Dass der Neuzugang Schwierigkeiten hat, gegnerische Sprints in seinen Rücken zu verteidigen, dürfte nicht überraschen. Bei Union Berlin kam er in den letzten Jahren aufgrund einer anderen Systematik und Spielweise selten in solche Situationen. Die Anzahl der Nürnberger Gegentore ist aber keinesfalls Robin Knoche zuzuschreiben. Bedenkt man die vielen gegnerischen Angriffe, die man dem Gegner zuließ, blieb man – mit Ausnahme Magdeburg – zumindest relativ stabil im eigenen Abwehrdrittel. Mit der Umstellung auf eine Dreierkette könnte man Robin Knoches Stärken noch besser einbinden und seine Schwächen im Kollektiv vermutlich besser auffangen.