Kann der FCN in Darmstadt endlich überzeugen?

Rein ergebnistechnisch befindet sich der 1. FC Nürnberg nach den ersten 3 Pflichtspielen absolut im Soll. Doch was die Leistung angeht, besteht noch Luft nach oben. Mit Darmstadt wartet nun ein unangenehmer Prüfstein.

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Fotos: SVD/ FCN

Dritter Nürnberger Erfolg in Folge?

Nach der Auftaktniederlage in Karlsruhe folgten für den 1. FC Nürnberg zwei erfolgreiche Spiele gegen Schalke und Saarbrücken. Die gute Stimmung wurde durch die Verpflichtung Julian Justvans, der in der vergangenen Rückrunde noch an die Lilien ausgeliehen war, keinesfalls schlechter. „So wie es jetzt aussieht, wird er beginnen“, äußerte sich Miroslav Klose über dessen Startelfchancen. Für das Auswärtsspiel in Darmstadt muss Miroslav Klose neben Emreli, Goller und Handwerker auch auf Hofmann und den gesperrten Jander verzichten. In der Viererkette dürfte Danilo Soares zurück in die Startelf kehren und Villadsen auf seine Stammposition nach rechts rücken. Lubach wird Jander ersetzen und voraussichtlich neben Justvan im Zentrum beginnen. Gut möglich, dass die offensive Dreierreihe auch im vierten Pflichtspiel unverändert bleiben wird.

Absteiger mit Fehlstart

Der Cluberer Gegner, SV Darmstadt 98, knüpfte in den ersten beiden Ligaspielen an die Ergebnisse aus der Bundesliga an und verlor beide Partien. Der letzte Heimsieg datiert vom 1. Oktober 2023, als die Lilien gegen Werder Bremen 4:2 gewinnen konnten. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Mannschaft von Torsten Lieberknecht mit Düsseldorf und Paderborn zwei starke Gegner hatte. Immerhin im DFB-Pokal konnte man sich gegen den Regionalligisten Teutonia Ottensen mit 3:1 durchsetzen. Personell dürfte es bei den Lilien wenige Überraschungen geben. Unter anderem die Position neben Vilhelmsson im Sturm ist noch offen und könnte sowohl von Lakenmacher als auch von Lidberg besetzt werden. Ein Wiedersehen wird es mit Fabian Nürnberger geben. Der Ex-Cluberer (2018-2023) agiert als linker Schienenspieler bei den Lilien und wird in der Startelf stehen.

Wo steht der 1. FC Nürnberg?

Der aktuelle Leistungsstand ist – wie bei vielen anderen Teams – auch beim FCN noch nicht ganz klar. Gute Ansätze und schwache Phasen wechselten sich bislang ab. Miroslav Klose nennt unter anderem den fehlenden Mut als Unterschied zu den Vorbereitungsspielen als Ursache hierfür. „Es gibt viel gravierende Sachen bei einem Spieler, an denen man viel und lange arbeiten muss. Aber das ist eine Kleinigkeit“, zeigt sich der Club-Trainer zuversichtlich, dass sich dies schon bald ändern wird. „Es wird an uns selbst liegen. Wie gut kriegen wir unseren Matchplan umgesetzt, damit wir Darmstadt auch ins Laufen bringen.“

So sieht Torsten Lieberknecht den Club

Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel äußerte sich Darmstadt-Trainer Lieberknecht über den 1. FC Nürnberg wie folgt: „Eine Mannschaft, die im 4-3-3 spielt und ab und an einen Achter nach hinten zieht, dann spielen sie im 4-2-3-1. Das ist ein flüssiger Übergang. Sie versuchen, sehr viel spielerisches Know-How einzubringen und so zu lösen – gepaart mit langen und tiefen Bällen. Eine Mannschaft, die aus unserer Sicht klar ihre Stärken im fußballerischen Bereich und im Umschaltverhalten hat. Wir glauben aber auch Schwächen erkannt zu haben, durch welche wir uns in der Woche auf uns fokussiert haben.“ Miroslav Klose hingegen warnt vor der gegnerischen Physis: „Darmstadt ist eine robuste Mannschaft, die es liebt, Zweikämpfe zu führen. Darauf lag auch unser Fokus in dieser Woche.“

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Schnelles Umschaltspiel: Das erwartet den FCN

Der SV Darmstadt war schon in seiner Aufstiegssaison 2022/2023 kein Team, das durch Ballbesitzfußball und spielerische Dominanz auffiel. Stattdessen definierte man sich über eine sehr gute Struktur gegen den Ball, ein schnelles Umschaltspiel und viele kleine Gegneranpassungen. Ähnliches erhofft man sich auch in dieser Spielzeit. Hierfür setzt man in der Regel auf ein 3-4-1-2, in welchem Marseiler, der auch mit dem Club in Verbindung gebracht wurde, als abschlussstarker Dribbler rund um die beiden Zielspieler agieren soll. Die drei Offensivspieler sollen möglichst schnell aus dem Zentrum (Will und Klefisch) heraus bedient werden. Probleme offenbarte man in den ersten beiden Spielen aber genau deshalb. Aus dem 3-2 Aufbau spielte man den Ball oftmals zu schnell nach vorne, wodurch der Raum zwischen Offensive und Mittelfeld im Zentrum komplett verwaist war und man dementsprechend wenig zweite Bälle einsammeln konnte. Hier macht sich auch der Abgang von Mehlem zu Hull City bemerkbar, der als Unterschiedsspieler zwischen den Linien agierte.

Physis und Robustheit gefragt

Ganze acht Darmstädter Spieler kommen auf eine Körpergröße von mindestens 1,90-m – auch in der Startelf werden sich rund um Abwehrhüne Aleksandar Vukotic (2,01-m) einige davon tummeln, worauf die Klose-Elf bei langen Bällen und Standards aufpassen muss. Interessant wird auch, wie hoch die Lilien den Nürnberger Spielaufbau pressen werden. Lieberknecht gilt als flexibler Trainer – während man gegen Düsseldorf eher abwartend und tiefer verteidigte, presste man zuletzt in Darmstadt zumindest in der 1. Halbzeit sehr hoch, stellte den Gegner dadurch vor Probleme und kam obendrein zu vielen Umschaltsituationen. Erobert man den Ball, attackiert man mit viel Personal die Tiefe und sucht diese sobald wie möglich. Die Darmstädter Grundordnung im 3-4-1-2 würde zumindest in der Theorie sehr gut für ein Mann-gegen-Mann gegen die Nürnberger Struktur im Spielaufbau passen, auch Schalke presste exakt so in der 1. Halbzeit.

Spielerische Lösungen gefragt

In der erst 3 Spiele alten Saison wartet der FCN nach wie vor auf seinen ersten überzeugenden Auftritt. Damit dies erstmals in Darmstadt gelingt, bedarf es – wie so oft in der 2. Bundesliga – vieler Basics wie Laufbereitschaft und Zweikampfstärke. Auf Grundlage dessen wird es besonders interessant zu beobachten, ob die Klose-Elf bereits Lösungen gegen die spielerischen Mängel der ersten Partien gefunden hat. Auch Torsten Lieberknecht wird es nicht entgangen sein, dass der Club gegen ein zugestelltes Zentrum bislang sehr eindimensional mit langen Pässen hantierte. Gerade die robusten Lilien wird diese Spielweise wohl nicht erfolgsversprechend sein. Stattdessen bedarf es flacher und kontrollierte Lösungen, um „den Gegner laufen zu lassen“, wie es Klose immer wieder zu betonen pflegt. Gelingt dies, verfügt man definitiv über die spielerischen Qualitäten, im letzten Drittel für Durchbrüche zu sorgen. Insbesondere die Kreativität von Justvan und Formstärke von Schleimer machen große Hoffnungen, zumindest einen Punkt aus Hessen entführen zu können.