Joti Chatzialexiou: 20 Jahre DFB
Am 5. Mai trennte sich der 1. FC Nürnberg von Dieter Hecking. Mit Joti Chatzialexiou scheint nun der neue Cluberer Sportvorstand festzustehen. Der 48-Jährige war neben Benjamin Schmedes und Alain Sutter einer der laut BILD verbliebenen 3 Kandidaten. Mit seinen strategischen Ideen soll Chatzialexiou den Nürnberger Aufsichtsrat von seiner Eignung überzeugt haben. Der Deutsch-Grieche kam 2003 zum DFB und war in den verschiedensten Funktionen für den Verband tätig. „Zunächst war ich im Generalsekretariat beschäftigt, wechselte dann ins Büro Nationalmannschaften. Später übernahm ich dann die Leitung des Büros U-Nationalmannschaften und war in dieser Position ein enger Berater aller für den DFB tätigen Sportdirektoren.“ 2018 schlüpfte er selbst in die Rolle des Sportlichen Leiters des DFBs und verantwortete bis zu seinem Abschied im Dezember 2023 die Abteilungen Scouting, Spielanalyse, Talentförderung und war auch für die verschiedenen DFB-Trainerstäbe zuständig. Auch zukünftige Projekte, darunter beispielsweise die weitreichende Entwicklung des Kinderfußballs und der Einsatz moderner Technologien, fielen in sein Aufgabengebiet. Zum Jahresende folgte der Abschied vom DFB. „Ich habe gemerkt, dass ich mich verändern möchte und eine neue Herausforderung brauche. Ich kann sagen, dass mich der Vereinsfußball sehr interessiert und ich auch stärker ins Tagesgeschäft möchte.“, äußerte sich Chatzialexiou nach seinem Abschied. Knappe 6 Monate später ist er wohl zurück im Tagesgeschäft – als Sportvorstand beim 1. FC Nürnberg.
Expertise in vielen Aufgabengebieten
Ein Argument, das den Ausschlag für Joti Chatzialexiou gab, war sicherlich dessen breites Spektrum an Erfahrung. Vor allem seine langjährige Tätigkeit im Nachwuchsbereich sticht heraus. Schon früh konnte er in dieser Funktion Erfolge feiern. In seiner Zeit als Manager der U-21 und Verantwortlicher für die Reformen der Talentförderung gelang unter anderem 2008 der EM-Titel der U-19 sowie ein Jahr später die Triumphe der U-17 und U-21. Nicht nur in dieser Periode konnte er sich zweifelsfrei ein großes Netzwerk im Juniorenfußball aufbauen, auf das der Club in Zukunft zugreifen kann. Zudem gilt der gebürtige Frankfurter als akribischer und strategischer Arbeiter – vor allem eine langfristige Strategie fehlte in Nürnberg zuletzt. Dass der ehemalige DFB-Mitarbeiter auch die Abteilungen Analyse und Scouting durchlief, ist ein weiterer Pluspunkt. Nicht selten kam zuletzt Kritik am Nürnberger Scouting auf, das sich auch in enttäuschenden Transfers widerspiegelte. Nicht vergessen werden sollte seine Erfahrung im Frauenfußball, für die der Neu-Cluberer seit 2018 ebenfalls zuständig war. Die gewonnene Erfahrung möchte er nun im Alltag weitergeben: „Ich bin als kleiner Junge auf dem Bolzplatz groß geworden und möchte die Dinge, die ich über die vergangenen Jahre beim DFB erlebt habe und entwickeln konnte, weiter vorantreiben.“ Hierfür soll er auch seinen Lebensmittelpunkt nach Nürnberg verlagern wollen.
Fragezeichen bleiben
Trotz vieler positiver Sidefacts lassen sich ein paar Restzweifel nicht von der Hand weisen. Der zentrale Punkt hierbei ist natürlich das Arbeiten im Tagesgeschäft. Dies kennt Chatzialexiou schlicht und ergreifend nicht. Als 27-Jähriger ging er zum DFB, seine Erfahrungen im Vereinsfußball sind dementsprechend nicht-existent. Mut macht vor allem das starke Netzwerk und Know-How im Nachwuchs, das ideal nach Nürnberg passt. Dennoch sollte man die Umstellung zwischen DFB und FCN nicht unterschätzen. Zudem waren die letzten Jahre beim DFB nicht die erfolgreichsten. Einige Juniorenteams konnten zwar vereinzelt – unter anderem dank Finn Jeltsch – für Furore sorgen, die letzten großen Turniere der DFB-Frauen sowie Herren endeten aber enttäuschend und frühzeitig bereits in der WM-Gruppenphase. Ein weiteres Fragezeichen ist eine mögliche Trainerwahl. Gerade im DFB-Nachwuchs hatte man hier nicht immer das glücklichste Händchen. Womöglich benötigt Joti Chatzialexiou dies aber schon bald beim 1. FC Nürnberg. In diesem Fall bleibt zu hoffen, dass man nicht zu sehr in DFB-Kreisen fischt, sondern auch darüber hinaus die Augen offen hat.
Passt Joti Chatzialexious zum 1. FC Nürnberg?
Eine seriöse Einschätzung der Eignung Chatzialexious ist aufgrund der nicht-vorhandenen Erfahrung auf Vereinsebene extrem schwer zur prognostizieren. Es bleibt zu hoffen, dass man diesmal die richtige Wahl getroffen hat und der Abwärtstrend der letzten Jahre gestoppt werden kann. Jürgen Klopp sagte einmal, dass es nicht entscheidend sei, was die Leute bei Amtsbeginn von jemanden denken, sondern nach der Zeit. Blickt man auf die Abschiedsworte des DFBs, so sind diese mit „Er hinterlässt uns ein gemachtes Feld, auf dem sich zukünftige Erfolge entwickeln lassen. Er wird dem DFB fachlich wie menschlich fehlen.“ deutlich positiver als das Statement, das der FCN bei der Trennung von Chatzialexious Vorgänger verlauten ließ: „Dennoch ist die sportliche Entwicklung in dieser Saison rückläufig und im Rückblick auf die vergangenen vier Jahre auf unbefriedigendem Niveau konstant.“ Nun liegt es an Chatzialexiou, den FCN in eine erfolgreiche Zukunft zu führen und die Erwartungen zu erfüllen.
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