Joseph Hungbo – nicht gut genug für den FCN?

Kein Tor, keine Vorlage und Schwächen im Spiel gegen den Ball - das erste Jahr beim 1. FC Nürnberg lief für Joseph Hungbo alles andere als glücklich. Sollte der 24-Jährige überhaupt eine zweite Chance beim FCN erhalten?

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Foto: fcn.de

Hungbo: nicht nur bei den FCN-Fans beliebt

Joseph Hungbo hat das gewisse Etwas. Zumindest, wenn man den Stimmen vieler Fans glaubt. Denn ohne bereits viele Einsatzminuten für den 1. FC Nürnberg gesammelt und sein Talent bewiesen (0 Scorerpunkte in 17 Spielen) zu haben, erhielt der Neuzugang aus dem vergangenen Sommer viele Vorschusslorbeeren. Dass der Engländer sich großer Beliebtheit bei den Fans erfreuen kann, ist dabei kein neues Phänomen. Obwohl er bei seinem vorherigen Verein Watford lediglich 17-mal zum Einsatz kam und keinen Scorerpunkt beisteuerte, waren die Reaktionen auf Social Media auf seinen Abgang nach Deutschland groß. Auch die Fans der „Hornets“ sahen offensichtlich großes Potenzial in Hungbo.

Viel Talent – wenig Output

Dies führt zum großen Problem in der jüngeren Vergangenheit des Flügeldribblers. Seine starke Physis mit seinen muskulösen Oberschenkeln sowie seinem explosiven Antritt lassen Spektakel vermuten. Er kann der Spieler sein, für den es sich lohnt, ins Stadion zu gehen. Der dafür sorgen kann, dass sich die Zuschauer von ihren Sitzen erheben. Mit über 7 Dribblings pro 90 Minuten in seiner bisherigen Laufbahn versucht er auch, für spezielle Momente im Spiel seiner Teams zu sorgen. Was bislang allerdings deutlich zu kurz kam, war der Output. Nur 14 Scorerpunkte in 87 Spielen konnte der inzwischen 24-Jährige beisteuern. Dass Hungbo in seinem Alter erst 42 Profi-Spiele von Beginn an absolvierte, ist das wohl weitaus größere Problem. Fast nirgends – auch bedingt durch Verletzungen – war der Sprinter über Wochen oder gar Monate hinweg dauerhaft im Einsatz. Demzufolge konnte man sein Talent oft nur erahnen.

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Hungbo mit starker Saison in Schottland – auch gegen den Ball

Wie gut ein Joseph Hungbo sein kann, wenn er regelmäßig zum Einsatz kommt, bewies er in der Saison 2021/2022. Dort stand er beim schottischen Erstligisten Ross County in 28 Ligaeinsätzen 19-mal in der Startformation. Und siehe da: mit 6 Toren und 4 Vorlagen stammen fast 60% seiner Karriere-Scorerpunkte aus jener Saison, in der er zu 80% über den rechten Flügel kam. Die Pässe oftmals an der Seitenlinie empfangend zog er mit seinem hohen Tempo und seinem starken linken Fuß Richtung Strafraum. Hier kam auch seine starke Schusstechnik zum Vorschein, wodurch er der einen oder anderen Treffer in Arjen Robben-Manier erzielte. Ähnliches gelang ihm ansatzweise auch eine Saison später in Englands zweiter Liga, als er in den wenigen Einsatzminuten für Huddersfield immerhin 3-mal den Ball mit links einschweißte. Selbst ein Aspekt, dem ihm vergangene Saison in Nürnberg angelastet wurde, funktionierte in Schottland offensichtlich sehr gut. Denn in der Saison 2021/2022 gab es in der schottischen Premiership nur einen offensiven Mittelfeld- bzw. Flügelspieler, der mehr Pressingaktionen pro 90 Minuten durchführte. Dass er diese Qualitäten beim FCN bislang nicht unter Beweis stellen konnte, ist folglich sicherlich nicht nur ihm zuzuschreiben – zumal das Nürnberger Pressing kollektiv versagte.

Mit mehr Vertrauen in die neue Saison

Was bedeutet dies nun für die neue Saison beim 1. FC Nürnberg? Zunächst gilt es für Joseph Hungbo, verletzungsfrei zu bleiben und sich mit einer guten Vorbereitung spielfit zu machen. Nur dann kann er sein Potenzial, das nicht nur viele Fans in ihm sehen, ausschöpfen. Sicherlich war der letztjährige Saisonverlauf mit einer längeren Verletzungspause und einem unnötigen Platzverweis nicht auf seiner Seite. In nächster Konsequenz braucht Hungbo einen Trainer, der an ihn glaubt und ihm Einsatzminuten gewährt. Bei Cristian Fiél konnte man nicht zwingend das Gefühl haben, dass er auf Hungbo große Stücke hält. Stattdessen waren immer wieder seine Schwächen im Spiel gegen den Ball – zugegebenermaßen nicht unberechtigterweise – ein Thema. Ob es einem Spieler, der ohnehin nicht von Selbstvertrauen strotzte, hilft, dies mehrmals öffentlich zu thematisieren, ist eine andere Frage. Gleichzeitig liegt es auch an Hungbo selbst, sich mit guten Trainingsleistungen, was in der abgelaufenen Saison nicht immer der Fall gewesen sein soll, zu empfehlen. Da Joseph Hungbo grundsätzlich über ein Spielerprofil verfügt, das zum FCN passt, und da er offensichtlich noch über unausgeschöpftes Potenzial – mit und gegen den Ball verfügt – kann es sich lohnen, ihm eine zweite Chance in der neuen Saison zu gewähren.


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