Eggestein zum FCN?
Wie die BILD berichtet, soll der FCN an einer Verpflichtung von Eggestein interessiert sein. Während sein Teamkollege Carlo Boukhalfa, ebenfalls im Nürnberger Fokus, bereits offiziell vom FC St. Pauli verabschiedet wurde, steht eine solche Meldung bei Eggestein noch aus (Update: auch Eggestein inzwischen offiziell verabschiedet). Aufgrund seines auslaufenden Vertrags wäre der Angreifer jedoch ablösefrei zu haben – und womöglich genau der Baustein, nach dem Sportvorstand Joti Chatzialexiou noch sucht.
Erfahrung
Zunächst sticht Eggesteins Erfahrung ins Auge: In seiner bisherigen Laufbahn kam der 27-Jährige in Deutschland auf 73 Bundesliga-, 51 Zweitliga- sowie 31 Drittligaspiele – für Werder Bremen (inkl. U23) und den FC St. Pauli. Dazu kommen 54 Einsätze in der österreichischen Bundesliga (LASK) und der belgischen Jupiler Pro League (Royal Antwerpen). Diese internationale und nationale Erfahrung würde dem vergleichsweise jungen Nürnberger Kader zweifellos guttun.
Torgefahr
Drei Tore und vier Vorlagen in der abgelaufenen Bundesligasaison mögen für einen Mittelstürmer auf den ersten Blick nicht besonders beeindruckend erscheinen. Bedenkt man jedoch, dass Eggestein lediglich 22-mal in der Startelf stand und sein Team insgesamt nur 28 Tore erzielte, relativiert sich dieser Eindruck: An jedem vierten St. Pauli-Tor war der gebürtige Hannoveraner direkt beteiligt. Bereits in der Aufstiegssaison 2023/2024 lieferte er mit neun Treffern und vier Assists in 29 Spielen solide Zahlen.
Spielstärke
Was Eggesteins Trainer an ihm besonders schätzen, geht jedoch über Stürmer-Statistiken hinaus. „Ich messe ihn nicht an Toren, sondern an der Art und Weise, wie er spielt“, sagte sein damaliger Coach Fabian Hürzeler – inzwischen bei Brighton – über den Stürmer.
Ein Aspekt dieser Spielweise ist seine Ausprägung als spielstarker Angreifer. Wie zuletzt Mahir Emreli beim Club sucht auch Eggestein häufig das Kombinationsspiel und macht sich durch intelligentes Raumverhalten stets anspielbar. In der 2. Bundesliga-Saison 2023/2024 spielte kein reiner Mittelstürmer mehr Pässe pro 90 Minuten als er. Seine Passquote von 80 % lag unter allen Angreifern in den Top 3 – ähnlich wie Emreli in der abgelaufenen Saison, der mit 83 % den Bestwert auf seiner Position erzielte. Auch in der Bundesliga kam Eggestein zuletzt mit 78 % noch auf einen Platz im oberen Viertel der Liga – Ausdruck seiner Mobilität und technischen Fähigkeiten.
Pressingqualitäten
Auch gegen den Ball bringt Eggestein Qualitäten mit, die sowohl Hürzeler als auch sein letzter Trainer Alexander Blessin hervorhoben: „Jojo ist Auslöser und Taktgeber gegen den Ball in Pressingsituationen“, lobte ihn Blessin während der vergangenen Saison. Besonders in der Aufstiegssaison 2023/2024 glänzte Eggestein in Hürzelers intensivem System mit herausragenden Pressingwerten: Rund 14 Pressingduelle pro 90 Minuten – mit deutlichem Abstand Ligaspitze (zweitbester: Pröger mit unter 11). Zum Vergleich: In der jüngsten Zweitligasaison übertraf kein Spieler die Marke von 6 Pressingduellen pro 90 Minuten. Eggestein könnte dem Club somit ein Element verleihen, das seit Jahren fehlt – einen aktiven, intelligenten Pressing-Initiator.
Nicht schnell, nicht wuchtig – aber klug
Weder seine Torausbeute noch seine physische Präsenz oder Geschwindigkeit (Spitzentempo: 30,8 km/h in der abgelaufenen Saison) stechen besonders heraus. Doch Eggestein überzeugt durch Spielintelligenz und Einsatz – mit und ohne Ball. Und man kann durchaus davon ausgehen, dass er in einer vollen Zweitligasaison zwischen 10 und 15 Scorerpunkte liefern würde. Darüber hinaus würde seine Spielweise nicht nur Emreli ersetzen, sondern das Nürnberger Dauerthema Pressing durch seine Qualitäten bereichern. Obendrein vereint er gern gesehene Eigenschaften wie Leidenschaft und Bodenständigkeit.
Perfect Match?
In der Summe spricht vieles dafür, dass Johannes Eggestein das fehlende Puzzleteil im Nürnberger Sturm sein könnte – insbesondere als Ergänzung zu einem abschlussstarken, boxpräsenten Mittelstürmer. Unter der Anleitung von Miroslav Klose, selbst einst ein Toptorjäger, wäre womöglich auch eine Weiterentwicklung in puncto Torquote denkbar. Sollte der ablösefreie Transfer gelingen, würde Sportvorstand Chatzialexiou ein echter Coup gelingen. Daran ändert auch nichts, dass Eggestein zuletzt seinen Stammplatz bei St. Pauli verlor. Allein seine Leistungsschwankungen (und womöglich Gehalt) könnten ein Hindernis sein. Laut BILD soll sich der FCN aktuell allerdings lediglich „in Lauerstellung“ befinden – und nicht als Topfavorit auf eine Verpflichtung gelten.