Reichert überzeugt in der 2. Bundesliga
Der 1. FC Nürnberg hat aktuell viele Problemzonen im Spiel. Umso erfreulicher ist es, dass die Torhüterposition davon ausgenommen ist. FCN-Schlussmann Jan Reichert zeigt bisher überzeugende Leistungen in der 2. Bundesliga. Sein Potenzial war bereits in der Regionalliga Bayern deutlich erkennbar. Trotzdem war es ein gewisses Risiko, den unerfahrenen 23-Jährigen vor der Saison zur neuen Nummer 1 zu ernennen. Nach sieben Spieltagen lässt sich jedoch eine Zwischenbilanz ziehen: Reichert hat das in ihn gesetzte Vertrauen mit konstanten Leistungen gerechtfertigt und sich schnell auf Profi-Niveau etabliert.
Reichert schneller als mancher Feldspieler
Natürlich blieb auch er in seinem Torhüterspiel nicht ganz fehlerfrei. Man denke nur an seinen Fehlpass nahe der Mittellinie in Hannover, bei dem er mit einer Sprintgeschwindigkeit von 30,8 km/h in sein Tor zurückeilte. Damit erreichte er fast dieselben Spitzenwerte wie seine Feldspieler-Kollegen Flick (31,3 km/h) und Pick (31,1 km/h) und war sogar schneller als Serra, Duman und Soares. Trotz dieses Ausflugs blieb sein Spiel insgesamt stabil, und er musste in der bisherigen Saison kein Gegentor nach einem eigenen klaren Fehler hinnehmen.
Stark auf der Linie
Reicherts zweitligareifes Torhüterspiel lässt sich auch statistisch belegen. Zwar musste er bereits 14-mal hinter sich greifen und konnte noch kein einziges Mal ohne Gegentor bleiben, doch er bewies seine Qualitäten auf der Linie, indem er zuverlässig parierte. Nach statistischer Qualität und Quantität der gegnerischen Abschlüsse kassierte Reichert kein Gegentor zu viel. Mit dieser Quote liegt er im soliden Mittelfeld der 2. Bundesliga-Torhüter.
Probleme bei der Strafraumbeherrschung?
Bei der Strafraumbeherrschung zählt der 1,91 Meter große Keeper zu den schwächsten der Liga, wenn man nur die Zahlen betrachtet. Niemand fing bislang weniger gegnerische Flanken ab. Das liegt jedoch nicht an Problemen bei hohen Bällen, sondern daran, dass der FCN zu den Mannschaften gehört, die besonders tief verteidigen. Dadurch werden viele Flanken bereits von der Abwehr abgefangen. Dass der Club erst ein Gegentor nach Flanken und noch keines nach Ecken kassierte, spricht für eine gute Abstimmung zwischen Torwart und Abwehr.
Reichert als kommunikativer Spieler
Reichert wird darüber hinaus als kommunikativer Spieler beschrieben, der seine Mitspieler lautstark anleitet, wie er im „Club-Podcast“ selbst erzählte: „Es ist meine Art, von hinten heraus laut zu agieren und meine Vorderleute zu coachen.“ Diese Stärke ist weder mit Zahlen zu belegen noch zu sehen, aber auf dem Platz deutlich zu hören.
Auch solide mit Ball
Bereits in der vergangenen Saison gehörte Reichert zu den passstärksten Torhütern in Deutschlands Regionalligen. Auch in der 2. Bundesliga präsentiert er sich mit dem Ball am Fuß solide. Seine Passquote von 87 % liegt zwar knapp unter dem Ligadurchschnitt, doch nur drei Torhüter spielen anteilig mehr lange Pässe. Mit einer Präzision von 67 % bei langen Pässen liegt Reichert sogar über dem Durchschnitt, was seine Fähigkeiten am Ball unterstreicht.
Viel zu tun für Reichert
Was man nun nach sieben Spieltagen in der 2. Bundesliga beobachten konnte, bestätigen inzwischen auch die Zahlen: Jan Reichert hat sich schnell an das Profi-Niveau gewöhnt und agiert als sicherer Rückhalt zwischen den Pfosten. Ohne seine Paraden – nur drei Keeper bekamen bislang mehr Schüsse aufs Tor – stünde der FCN wohl schlechter in der Tabelle da.
Harte Arbeit für große Ziele
Mit seiner eigenen Leistung wird sich der ehrgeizige Reichert aber wohl kaum zufriedengeben. Schließlich ist er stets auf Verbesserung aus und bereit, hart dafür zu arbeiten: „Ich bin jemand, der gerne zusätzlich trainiert, weil ich ein großes Ziel vor Augen habe.“ Sein langfristiges Ziel ist es, eines Tages in der Bundesliga zu spielen, wie er ebenfalls im „Club-Podcast“ erklärte. Zunächst gilt es jedoch, den 1. FC Nürnberg in der 2. Bundesliga zu stabilisieren. Eine Aufgabe, die wohl nicht an Jan Reicherts Leistungen scheitern wird.