Ist das Nürnbergs neue Stärke?

Das Verhalten nach Ballverlust war letzte Saison eine der großen Schwächen des FCN. Deshalb freute sich Miroslav Klose über ein Tor gegen Juventus Turin ganz besonders.

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Foto: FCN

Juventus-Spiel untermauert neue Nürnberger Qualitäten

Auch wenn durch den verschossenen Elfmeter von Dušan Vlahović eine Portion Glück dabei war, stand am Ende die „Null“ in der Defensive des 1. FC Nürnberg beim 3:0-Erfolg über Juventus Turin. Das hochverdiente 1:0 erzielte der einmal mehr sehr starke Caspar Jander. Besonders glücklich ist man beim Club über die Entstehung des Treffers. Nach einem Ballverlust war es Jander selbst, der gedankenschnell seinen Antritt auspackte, den zweiten Ball eroberte und die in der Folge ungeordnete Gäste-Abwehr überlief und zum Führungstreffer einschoss. „Ich bin sehr froh, dass wir heute so ein Tor gemacht haben. Das kommt auch von unserer Struktur“, äußerte sich FCN-Trainer Miroslav Klose zum Tor. Der 21-jährige Torschütze fand sehr ähnliche Worte: „Wir versuchen, im Zentrum Fußball zu spielen. Dadurch, dass wir da viele Spieler im Zentrum haben, kann man den Ball, wenn wir ihn verlieren, schnell zurückerobern. Ein schneller Sprint auf den Gegner, dann ist es relativ einfach den Ball zu gewinnen und gefährlich zu werden, wenn dieser noch ungeordnet ist.“ Gesagt, getan – tatsächlich ist das Zentrum durch die einrückenden Flügelspieler sehr stark besetzt, wodurch die Abstände auch bei Ballverlust einen sofortigen Zugriff im Gegenpressing ermöglichen.

Schwäche wird zur Stärke

Auch in der Vorsaison fiel häufig das Wort „Gegenpressing“. Spätestens im Laufe der Rückrunde verband man als Nürnberg-Fan damit aber nur wenige positive Assoziationen. Sowohl was die Anzahl der gewonnenen zweiten Bälle als auch die Intensität und Erfolgsquote im Gegenpressing betrifft, belegte der FCN 23/24 den letzten Platz der 2. Bundesliga. Zum einen verpasste man es dadurch, dominante Ballbesitzphasen aufrechtzuerhalten und zum anderen ermöglichte man es dem Gegner, sich aus dem Druck zu befreien und selbst im Umschaltspiel gefährlich zu werden. In der aktuellen Vorbereitung zeigte man dahingehend deutlich mehr Bereitschaft, Geschlossenheit und Intensität. Auch, da man mit unter anderem Caspar Jander die entsprechenden Spielertypen dafür hat, der mit seiner Spielintelligenz solche Situationen frühzeitig erkennt: „Mir gefällt es auf jeden Fall sehr gut, dass wir so ein Gegenpressing spielen.“ Auch Miroslav Klose zeigte sich nach dem Testspiel sehr zufrieden: „Es greift immer besser. Das kann ein Mittel sein, dass wir dadurch hohe Ballgewinne haben und gefährlich werden.“

Probleme erkannt

Mit 64 Gegentreffern stellte man in der vergangenen Saison die zweitschwächste Defensive der Liga. Die defensive Anfälligkeit soll der Vergangenheit angehören. Club-Trainer Klose dazu: „Flanken verhindern und in der Mitte kompakt stehen. Das sind Schlüsse aus der Vorsaison. Daran haben wir gearbeitet, das läuft bis jetzt sehr gut.“ Auch Neuzugang Jander legte den Fokus auf die Kompaktheit im Spiel gegen den Ball, welche letzte Saison nur selten gegeben war: „Der Grundstein ist von Anfang an, dass in der Defensive jeder mitarbeitet.“ Auch im 2. Durchgang gegen Juventus Turin hätte man gerne öfter den Ball gehabt und sich nicht so tief in die eigene Hälfte zurückdrängen lassen. Jander sprach nach der Partie von zwischenzeitlich „handballähnlichen“ Zuständen, die man aber dennoch gut verteidigen konnte. „Noch ein bisschen mehr Fußball spielen, dann passt das“, fügt er hinterher. Wie weit und gefestigt man wirklich ist, steht am kommenden Wochenende zum Saisonauftakt beim Karlsruher SC auf dem Prüfstein.