Symbolisch
Die vergangenen Wochen des 1. FC Nürnberg könnte man als symbolisch für die Zeit unter Miroslav Klose bezeichnen. Der FCN blieb im Herbst sechs Spiele ohne Niederlage. Als Nächstes standen die Spiele in Magdeburg sowie das Frankenderby im heimischen Max-Morlock-Stadion an. Man durfte Fantasie haben, dass die Franken nach der erfolgreichen Phase den Schwung mitnehmen und einen starken Schlussspurt in der Hinrunde hinlegen könnten.
Drei Spiele später hatte man jedoch lediglich einen weiteren Zähler auf dem Konto und rutschte tabellarisch in Regionen ab, die man dachte, hinter sich gelassen zu haben. Vor der letzten Partie des Jahres – zu Hause gegen Hannover 96 – war die Hoffnung auf einen Heimsieg nicht bei allen riesig.
Auch die Buchmacher sahen die Gäste als klaren Favoriten an. Für den Trainer Miroslav Klose war es mal wieder eine wichtige Partie, die im Falle einer Niederlage für viele Diskussionen gesorgt hätte. Doch wie schon oft in seiner bisherigen Amtszeit kam es anders, als man dachte, sodass der Club als Sieger vom Feld ging.
Phasenweise
Die Situation rund um den 47-Jährigen bleibt deshalb schwer eindeutig zu beurteilen. Schließlich erkennt man bei seiner Mannschaft im Spiel oftmals gute Phasen. Dass die Nürnberger Spielidee ein Stück weit von individueller Qualität und davon, dass sich die Spieler auf dem Feld gut kennen, abhängig ist, kann nicht bestritten werden. Wenn dies vorhanden ist, kann es aber sehr gut funktionieren. Greifen das ballnahe Überladen, die vielen Bewegungen ohne Ball sowie das Aufziehen und Belaufen von freien Räumen ineinander, ist der FCN in der Lage, sehr sehenswerten Fußball zu spielen. Die Tore aus den Partien gegen unter anderem Braunschweig, Dresden und Bielefeld sind die besten Beispiele dafür.
Harmloser, aber stabiler
Dass aus diesen vielversprechenden Ansätzen nicht mehr Punkte resultierten, hat auch seine Gründe. Der FCN schaffte es in der Hinrunde lange Zeit nicht, seine Schwächen abzustellen. Bei gegnerischen Standardsituationen präsentierte man sich vor allem zu Saisonbeginn lange anfällig. Ähnliches gilt für das Verhalten bei gegnerischen Flanken, nach denen man die meisten Abschlüsse der Liga zulässt. Dennoch hat man sich abgesehen davon im Spiel gegen den Ball im Vergleich zur Vorsaison stabilisiert.
Gleichzeitig ist man offensiv harmloser geworden. Das letzte Drittel und die Entscheidungsfindung darin waren fast die gesamte Hinrunde eine Baustelle. Dass man im Sturm nicht ideal besetzt ist, kann man als Begründung dafür hernehmen. Viele Angriffe wurden aber auch – unabhängig von der Besetzung in der vordersten Reihe – nicht ideal ausgespielt. Folglich gehört der Club bezüglich der eigenen Expected Goals zum schwächsten Drittel der Liga, bezüglich der zugelassenen jedoch zum besten Drittel.

Pro und Contra
Die sportliche Entwicklung des Clubs in der Hinrunde lässt sich alles in allem nicht eindeutig beantworten, vor allem, da Leistungen und Ergebnisse oftmals nicht miteinander korrelierten. Aus mitunter guten Partien fuhr man zu wenig Punkte ein, später gewann man das ein oder andere Spiel schmeichelhaft. Die Leistungskurve zeigte zwischenzeitlich nach oben, am Ende jedoch nicht mehr.
Der Club verzeichnet nach wie vor die wenigsten eingewechselten Torbeteiligungen der 2. Bundesliga. Nicht selten sorgen Ein- und Auswechslungen für viele Diskussionen und sind von außen betrachtet nicht immer ganz nachvollziehbar. Auf der anderen Seite lag das Nürnberger Trainerteam mit dem Matchplan auch schon goldrichtig. Wie unter anderem gegen den VfL Bochum, als das geplante Mann-gegen-Mann-Pressing der Gäste durch die Aufstellung ohne Stürmer nicht zustande kam. Zuletzt gegen Hannover war es eine Anpassung im Spiel gegen den Ball, die sich mit fortlaufender Spieldauer bezahlt machte.
Entwickelt
Eindeutiger verhält es sich mit der Entwicklung einiger Spieler der Franken. Rafael Lubach, Berkay Yilmaz und Jan Reichert sind unter anderem zu nennen. Junge und talentierte Akteure, die in dieser Spielzeit den nächsten Schritt machten und mittlerweile als absolute Leistungsträger bezeichnet werden dürfen. Auch Mohamed Ali Zoma zählt dazu – nicht etwa, weil er offensiv immer wieder Glanzpunkte setzt, sondern da er seine Intensität im Spiel gegen den Ball im Vergleich zur Serie C auf ein anderes Level hob, sodass er mittlerweile regelmäßig der Nürnberger mit den meisten Sprints ist.
Potenzial
Einen Trainer von außen zu bewerten, ist nie fair. Wie er mit der Mannschaft kommuniziert, wie das Training oder die Spielvorbereitung im Detail abläuft, ist als Externer nicht zu beurteilen. So bleiben einem nur die Spiele als Annäherungsversuch, die insgesamt ein gemischtes Bild abgeben – und damit ein Stück weit symbolisch für die bisherigen eineinhalb Jahre unter Klose stehen. Beim FCN ist seitdem die Suche nach Konstanz das zentrale Thema – auch innerhalb einer Partie.
Zumal man den Eindruck hat, dass der Kader auf vielen Positionen gut besetzt ist und mehr Potenzial als bislang gezeigt mitbringt. Spieler mit der Qualität eines Luka Lochoshvilis oder Adam Markhiyevs dürften sich viele Ligakonkurrenten wünschen. Da die Mannschaft in der (kurzen) Vorbereitung auf die Rückrunde – anders als in der Hinrunde – deutlich kompletter ist, darf man gespannt auf den Start in das neue Jahr blicken. Dann dürfte auch das gemischte Bild über Kloses Arbeit klarer werden, der eine nachhaltige Entwicklung seiner Mannschaft am Ende auch in Form von Leistungen und vor allem Punkten belegen muss.



