Pinola mit frischer Defensiv-Expertise
Obwohl Javier Pinola bereits 41 Jahre alt ist, liegt das Ende seiner aktiven Karriere als Fußballer noch keine zwei Jahre zurück. Sein letztes Pflichtspiel bestritt „Pino“ am 23. Oktober 2022 beim 2:1-Sieg von River Plate bei Racing Club. Demzufolge bringt die von ihm beim 1. FC Nürnberg erhoffte Defensiv-Expertise noch frische Erfahrungen mit.
Dabei zeigte er noch im hohem Fußballeralter Qualitäten, von denen der ein oder andere FCN-Verteidiger profitieren könnte. Vor allem beim jungen Finn Jeltsch schlichen sich in den vergangenen Monaten der ein oder andere Fehler in der Defensive ein. Angesichts seines jungen Alters von nur 18 Jahren ist dies ein völlig normaler Bestandteil im Entwicklungsprozess eines Talentes. Zumal es sich bei Jeltsch um Kritik auf sehr hohem Niveau handelt.
Pinolas Zweikampfverhalten als Vorbild für Jeltsch?
Seit seinem Debüt in der 2. Bundesliga im Februar gegen Kaiserslautern stand Jeltsch bereits über 1.200 Minuten auf dem Feld. Sein proaktiver Verteidigungsstil ist seither hinlänglich bekannt. Mit einer Defensiv-Zweikampfquote von 65% kann er zudem ordentliche Zahlen vorweisen. Wenngleich Jeltsch‘ Stellungsspiel und Timing nicht immer hundertprozentig stimmten.
In dieser Hinsicht könnte der Youngster von seinem Co-Trainer profitieren. Schon in früheren Nürnberger Zeiten war Pinola als unangenehmer Gegenspieler für Bundesliga-Stürmer bekannt. Diese Eigenschaft konservierte der Argentinier bis in den Herbst seiner Karriere. In seinem letzten Karrierejahr 2022 gewann Pinola starke 75% seiner Defensiv-Zweikämpfe in Argentiniens erster Liga. Damit zählte Pinola ligazweit unter allen Innverteidigern mit mindestens 1.000 Einsatzminuten zu den Top-25%. Noch besser waren Pinolas Werte im Jahr zuvor. Zwar kam er nur auf knapp über 600 Einsatzminuten in der Liga, gewann jedoch in dieser Zeit sogar 76% der Defensiv-Zweikämpfe – Top-12% der Liga.
Jeltsch & Pinola: verblüffende Ähnlichkeiten
Obwohl River Plate in jenen beiden Jahren jeweils über durchschnittlich 60% Ballbesitz verfügte, war Pinolas Anzahl an Defensiv-Duellen sogar über dem Ligadurchschnitt der Innenverteidiger. Hier lässt sich eine Analogie zu Jeltsch‘ Spielstil herstellen. Denn Pinola war stets vorwärtsverteidigend am Mann, um den Ballführenden möglichst wenig Zeit zu geben. Trotz dieser hohen Aggressivität kam Pinola dank seines guten Timings häufig ohne Foul aus. Eine Art zu verteidigen, wie sie auch Jeltsch pflegt und pflegen möchte. Um noch weitere Prozente im direkten Duelle herauszukitzeln, könnte Pinola der richtige Ansprechpartner für den Jugendweltmeister sein.
Besonders interessant ist, wie sich auch die statistischen Werte von Pinola und Jeltsch ähneln. Im letzten Jahr seiner Karriere führte Pinola 6.6 Defensiv-Zweikämpfe pro 90 Minuten. Jeltsch kommt in seiner bisherigen Zweitliga-Karriere auf 6.8 Defensiv-Zweikämpfe pro 90 Minuten. Ähnlich nahe liegen die Werte der beiden Abwehrspezialisten beim Abfangen von gegnerischen Pässen beieinander: Waren es bei Pinola 5.4 pro 90 Minuten, so sind es bei Jeltsch 5.7 pro 90 Minuten. Auch bei den geführten Luftduellen liegen Pinola und Jeltsch mit 3.6 bzw. 3.8 nahezu gleichauf.
Pinola als Förderer für Jeltsch?
Aufgrund dieser verblüffenden Ähnlichkeit bei einigen Parametern würde man in einem Videospiel von einem „ReGen“ (deutsch: „Reinkarnationen“) reden. Jedoch wird ein kleiner Unterschied bei der Qualität der Aktionen sichtbar. Während Pinola 2022 60% seiner Zweikämpfe gewann, liegt Jeltsch‘ Quote in seiner bisherigen Zweitliga-Karriere bei „nur“ 54%. Dieser Unterschied spiegelt sich auch in der Anzahl der Balleroberungen wider. Pinola kam zuletzt auf fast 12 Balleroberungen pro 90 Minuten, Jeltsch auf etwas über 8.
Bereits jetzt zählt Finn Jeltsch zu den vielversprechendsten Defensiv-Talenten Deutschlands und hat sich mit 18 Jahren einen Stammplatz in der 2. Bundesliga erkämpft. Dass seine Leistungen nicht nur in seiner Altersklasse herausragend sind, ist dabei selbsterklärend. Und trotzdem und auch gerade deswegen gibt es bei seinem riesigen Talent noch Steigerungspotenzial. Mit Javier Pinola als Co-Trainer hat der FCN möglicherweise genau den richtigen Mann gefunden, um Defensiv-Talente wie ihn individuell zu fördern.