Hecking muss gehen – eine nachvollziehbare Entscheidung

Medienberichten zufolge trennt sich der 1. FC Nürnberg von Sportvorstand Dieter Hecking. Mit dem Blick auf die vergangenen vier Jahre und insbesondere auf die letzten Wochen ist die Entscheidung durchaus nachvollziehbar.

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Foto: fcn.de

FCN: im Winter noch alles gut?

Im Winter war die Welt des 1. FC Nürnbergs noch größtenteils in Ordnung. Der Club rangierte nach der Hinrunde auf einem stabilen 10. Platz in der 2. Bundesliga. Zwischenzeitlich stellte man zu Beginn der Rückrunde sogar den Kontakt zum Aufstiegsrelegationsplatz auf 5 Punkte her. Über viele Phasen der Saison begeisterte die junge Mannschaft von Trainer Cristian Fiél mit seinem spielfreudigen Spielansatz. Talente aus dem eignen NLZ wie Can Uzun und Nathaniel Brown brachten starke Leistungen, die wiederum hohe Ablösesummen nach sich zogen. Zudem konnte man im Winter die Verpflichtung von zwei weiteren Mittelfeldtalente mit Marcel Wenig und Caspar Jander für die kommende Saison bekanntgeben. Es schien so, als sei der FCN die neue Entwicklungsoase für junge Talente.

FCN-Misere seit St. Pauli

Doch spätestens seit der Heimniederlage gegen den FC St. Pauli am 26. Spieltag wendete sich das Blatt. Nach nur einem Punkt aus 7 Spielen muss der Club 2 Spieltage vor Schluss noch um den Klassenerhalt bangen. Es kristallisierte sich immer mehr heraus, dass der Kader offensichtlich lange Zeit über seinen Verhältnissen performte. Wie der CLUBFOKUS Woche für Woche analysierte, waren oftmals nachvollziehbare taktische Kniffe des Trainers zu erkennen. Allerdings waren es immer wieder individuelle Fehler, die den Verein immer weiter in der Tabelle zurückwarfen. Freilich ist die Personalie Fiél diesbezüglich nicht komplett freizusprechen. Jedoch sind individuelle Fehler oftmals ein Zeichen von fehlender Qualität. Und jene Qualität des Kaders hat Sportvorstand Dieter Hecking zu verantworten.

Keine sportliche Weiterentwicklung unter Hecking

Würde man hierbei von der Saison 2020/2021 nach dem Fast-Abstieg sprechen, könnte man durchaus mit den Folgen einer schwierigen Zeit argumentieren. Realität ist jedoch, dass es sich hierbei um die Saison 2023/2024, und damit die vierte in der Amtszeit von Dieter Hecking handelt. Dementsprechend muss man feststellen, dass sich der Verein im Vergleich zu vor vier Jahren rein sportlich auf der Stelle bewegt. Ja, Dieter Hecking war nicht unbeteiligt daran, dass der Verein finanziell wieder etwas besser dasteht, indem er ein großes Transferplus zusammen mit Olaf Rebbe erwirtschaftete – auch wenn das NLZ dabei auch eine entscheidende Rolle spielte. Ja, Dieter Hecking stabilisierte den Club nach dem Drama von Ingolstadt 2020. Unter seiner Trainerverpflichtung Robert Klauß war auch sportlich eine Weiterentwicklung zu erkennen. Doch diese endete nach seiner Entlassung mit der Verpflichtung von Markus Weinzierl im Oktober 2022. Ein großer Stilbruch beim eigentlich spielerischen Ansatz des Vereins, den Hecking selbst als Trainer zum Saisonende zumindest mit dem Klassenerhalt ausbügelte.

Richtiger Trainer, aber falscher Kader?

Ein knappes Jahr später vermutet man, dass Heckings Trainerwahl mit Cristian Fiél vor der Saison 2023/2024 nicht unbedingt die falsche war. Vielmehr scheint es die Qualität des Kaders zu sein, die eine sportliche Weiterentwicklung ausbleiben ließ. Demzufolge ist die Entscheidung des Aufsichtsrats, sich von Dieter Hecking als Sportvorstand zu trennen, durchaus nachvollziehbar. Nach ordentlichen bis guten ersten zwei Jahren in der Amtszeit Hecking, waren die letzten beiden Jahre zu oft von falschen Entscheidungen geprägt. Dazu kam eine teils unglückliche Außendarstellung.

Hecking-Entlassung nachvollziehbar

Letztendlich waren es die Ergebnisse der letzten Wochen, die Dieter Hecking den Job kosteten. Denn zu Jahresbeginn sah die Welt noch etwas anders aus. Hätte man aus den vergangenen Spielen 7-8 Punkte mehr geholt, hätte man womöglich tatsächlich von einer „ordentlichen Saison“ sprechen können, die als Grundlage für eine bessere Saison 2024/2025 hätte herhalten können. Doch wer die Spiele des 1. FC Nürnbergs gesehen hat, muss feststellen, dass man in den vergangenen Wochen weit davon entfernt war, auch nur 2-3 Punkte mehr zu holen. Infolgedessen ist es verständlich, dass nun auch der Aufsichtsrat neben vielen Fans des FCN das Vertrauen in die Arbeit von Hecking verlor. Es wäre allerdings nicht überraschend, wenn in Zukunft weitere Personalwechsel – in welchen Positionen auch immer – im Verein stattfinden. Denn trotz seiner Fehler war Dieter Hecking sicherlich nicht allein verantwortlich dafür, dass sich der 1. FC Nürnberg derzeit in einer gefährlichen Situation befindet.


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3 Kommentare

  1. Ich stimme in einigen Punkten nicht mit dem Kommentator überein. Die Mannschaft hat sich unter Fiel (Hecking ist nicht der Trainer!) nach ordentlichem Start kontinuierlich spielerisch verschlechtert. Viele Phasen begeisternder Fußball? Phasenweise spielerische Fortschritte nach dem letzten Jahr gemacht trifft es m.E. besser. Auch Konditionell macht die MS keinen besonders guten Eindruck. Auch hier ist Fiel der alleinige Verantwortliche. Ansonsten war für mich die Hecking Entlassung richtig, wenn auch vom Zeitpung her gesehen nicht glücklich. Hecking hat keinen sportlichen Einfluss und so gesehen wäre, um sportlich etwas zu bewegen, die Demission von Fiel möglicherweise besser gewesen. Aber hinterher sind wir alle klüger.

  2. Wenn es bei mir brennt, versuche ich jemand zu bekommen, der den Brand löschen kann und schicke nicht die Hausverwaltung in die Wüste. Absurd und blamabel.

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