Gyamerah-Upgrade? Das ist Oliver Villadsen

Der Däne Oliver Villadsen soll vom FC Nordsjælland zum 1. FC Nürnberg wechseln. Dabei wäre der 22-jährige Außenverteidiger ein echter Zugewinn, wie die Analyse zeigt.

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Werner100359, Oliver Villadsen, CC BY-SA 4.0

Oliver Villadsen: jung & erfahren

Laut Information von Transfermarkt und BILD steht der 1. FC Nürnberg vor einem echten Transfercoup. Demnach soll der dänische Rechtsverteidiger Oliver Villadsen von FC Nordsjaelland nach Franken wechseln. Entgegen seinem Transfermarkt-Wert von 3 Mio. € soll der FCN eine deutlich niedrigere Ablöse von unter einer Millionen € zahlen. Damit gelänge den Club-Verantwortlichen ein echtes Schnäppchen. Denn das Talent wurde in der Vergangenheit sogar mit Benfica Lissabon in Verbindung gebracht. Mit nur 22 Jahren hat der Akademiespieler von Nordsjaelland bereits 149 Profi-Einsätze vorzuweisen. Sein Superliga-Debüt feierte Villadsen im Jahr 2019 im Alter von 17 Jahren. Nun will der ehemalige Jugendnationalspieler Dänemarks anscheinend den Schritt ins Ausland wagen.

Offensiver Flügelverteidiger

Anders als der abgewanderte Jan Gyamerah ist Oliver Villadsen kein Außenverteidiger, der für viel Progression im Spielaufbau sorgt. Zwar war Villadsen in der abgelaufenen Superliga-Saison mit rund 44 Pässen pro 90 Minuten und einer Passquote von 83% gut ins Spiel seiner ballbesitzorientierten (57%) Mannschaft eingebunden. Jedoch war der Anteil seiner progressiven, raumgewinnenden Pässe sehr gering. Stattdessen lag seine große Stärke darin, nahe an der Außenlinie für viel Tempo im Spiel nach vorne zu sorgen. Dabei nutzte er wie kaum ein anderer Außenverteidiger seine Explosivität im Antritt und trug gerne den Ball am Fuß in gefährliche Zonen. Dank seiner sauberen Technik war Villadsen in der Lage, im offensiven 1-gegen-1 für Durchbrüche zu sorgen. Von den rund 3.5 Dribblings pro 90 Minuten gewann der Rechtsfuß 56%. Folglich gab es nur 5 von 36 Superliga-Außenverteidigern, die sich öfter pro 90 Minuten im Dribbling behaupteten.

Mit 3.3 erfolgreichen Offensiv- und mit 6.6 erfolgreichen Defensiv-Aktionen pro 90 Minuten beackerte der laufstarke Villadsen sowohl in der Offensive als auch in der Defensive den rechten Flügel.

Kreativ im letzten Drittel

Im letzten Drittel sorgte Villadsen immer wieder für gefährliche Momente. Auch was das Kreieren von Torchancen anging, lag Villadsen demzufolge im Ligavergleich weit vorne. Insbesondere seine Flanken von der rechten Seite stellten hin und wieder eine Gefahr für die gegnerische Abwehrreihe dar. Allerdings kamen lediglich 31% seiner 3.5 Flanken in der abgelaufenen Saison an. Folglich kam Villadsen auf nur 2 Torvorlagen bei 30 Einsätzen. Dies ist allerdings auch mit der schlampigen Chancenverwertung seiner Stürmer zu begründen. Denn laut Statistik hätten Villadsens Vorlagen mehr Tore verdient gehabt. In der bereits gestarteten neuen Saison in Dänemark läuft es diesbezüglich schon besser. Bei nur 2 Ligaspielen konnte Villadsen bereits 3 Tore vorbereiten – und das, obwohl er als Linksverteidiger auflief.

Aggressiv gegen den Ball

Bei jenen beiden ersten Ligaspielen war nicht nur sein hoher Offensivdrang zu erkennen. Beim 2:2 gegen Midtjylland am vergangenen Wochenende gewann Villadsen 10 seiner 15 (!) Dribblings und brachte 6 von 9 seiner Flanken an den Mitspieler – beides Werte, die man so eigentlich nur von Außenstürmern kennt. Darüber hinaus vergas er auch das Spiel gegen den Ball nicht, wie bei seiner Torvorlage zum zwischenzeitlichen 2:1 zu sehen war. Fast schon „janderähnlich“ antizipierte er im Angriffsdrittel einen gegnerischen Pass, spritzte dazwischen und steuerte mit Tempo Richtung Tor. Diese hohe Intensität im Pressing und Gegenpressing dürfte man sich auch in Nürnberg wünschen. Wenngleich Villadsen bei der dominanten Spielweise Nordsjaellands in der Vorsaison defensiv weniger gefordert war. Kaum ein Außenverteidiger führte und gewann weniger Defensiv-Duelle. Trotzdem war er mit seiner hohen Positionierung und Aggressivität ein wichtiger Faktor bei der sofortigen Ballrückeroberung nach Ballverlust (fast 3 Balleroberungen pro 90 Minuten in der gegnerischen Hälfte). Dass Villadsen Teil der Viererkette mit den wenigsten Gegentoren (34) in Dänemarks Superliga 2023/2024 war, spricht zudem für seine Qualitäten in der Defensive. Im Übrigen ist die Akademie vom FC Nordsjaelland dafür bekannt, die Spieler taktisch bestens auszubilden, was auch anhand des guten Stellungsspiels von Villadsen zu erkennen ist.

Villadsen als Perfect Fit?

Sollte der FCN Oliver Villadsen verpflichten, so könnte man von seinem Perfect Fit sprechen. Villadsen verkörpert genau den Typ Außenverteidiger, den Trainer Miroslav Klose für sein Spiel braucht. Tempo, Intensität, Aggressivität, aber auch Kreativität und Technik – Villadsen brächte all diese Anforderungen mit. Außerdem wäre er, wie in dieser Saison bereits gesehen, auch als Linksverteidiger einsetzbar. Mit nur 22 Jahren verfügt Villadsen obendrein noch Entwicklungs- und Marktwertsteigerungspotenzial. Restfragezeichen gäbe es lediglich aufgrund des Schrittes von Dänemark nach Deutschland. Schließlich war Villadsen in seiner Karriere bislang in noch keinem anderen Land, gar Verein aktiv. Aus diesem Grund dürfte ihm im Falle eines Transfers eine kleine Eingewöhnungszeit gewährt werden – auch wenn er dank des frühen Saisonstarts in Dänemarks bereits voll im Saft steht. Seine Größe von nur 1.73-m und der damit einhergehenden fehlenden Robustheit dürfte als Außenverteidiger weniger ins Gewicht fallen. Sollte er beim 1. FC Nürnberg schnell zu seinem gewohnten Leistungsniveau finden, so würde er einen überdurchschnittlichen 2. Bundesliga-Außenverteidiger geben. Und gerade mit der Rolle als Flügelverteidiger unter Klose ein Upgrade zu Jan Gyamerah darstellen.


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